pte20120201020 Forschung/Entwicklung, Technologie/Digitalisierung

CSI: Augmented-Reality-Brille zeigt Tatort in 3D

Videostream erlaubt Beamten gemeinsame Spurensuche


CSI-Forensik: Augmented Reality am Tatort (Foto: flickr.com/alancleaver_2000)
CSI-Forensik: Augmented Reality am Tatort (Foto: flickr.com/alancleaver_2000)

Delft (pte020/01.02.2012/13:15) Für die Aufklärung von Verbrechen ist eine genaue forensische Analyse des Tatorts unumgänglich. Um die Spezialisten der Polizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen, haben findige Computerwissenschaftler in den Niederlanden eine neuartige Hightech-Brille entwickelt, die es den Beamten mittels Augmented Reality (AR) erlaubt, die dreidimensionale Position von Objekten zu erfassen und diese zu bearbeiten, ohne den Ort des Verbrechens durch ein persönliches Eingreifen zu "verunreinigen". Via Videostream können dabei auch gleichzeitig mehrere Ermittler einen Tatort auf Spuren untersuchen.

"Auch in Deutschland wird moderne Computertechnik bereits seit geraumer Zeit zur Dokumentation von Tat- und Ereignisorten eingesetzt", erklärt Frank Scheulen, Pressesprecher des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen http://www.polizei-nrw.de/lka , gegenüber pressetext. Als Beispiel nennt er die digitale Spezialkamera "SpheroCam HDR", mit der sich die Situation am Tatort messerscharf wiedergegeben lässt. "Derartige Systeme stellen eine wertvolle Ergänzung zur klassischen Aufnahme von Tat- und Ereignisorten dar. Neben der zweidimensionalen Fotografie und der Videografie ist es nun möglich, eine Örtlichkeit noch objektiver fotorealistisch darzustellen", so Scheulen.

Brillen-Display mit Gestensteuerung

Im Gegensatz zu der vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen eingesetzten Spezialkamera arbeitet das System, das von Oytun Akmar und seinem Team an der Delft University of Technology http://home.tudelft.nl entwickelt wird, mit mehreren Kameras. Diese sind an einer Brillen-artigen Display-Konstruktion angebracht, die ihrem Träger eine millimetergenaue 3D-Videoaufnahme des Tatorts liefert. Durch den Einsatz von AR-Technologie lässt sich die real betrachtete Umgebung mit virtuellen Objekten manipulieren und für die weitere Analyse vorbereiten.

Die Steuerung des AR-Systems erfolgt dabei über verschiedene Handgesten. Hält der User beispielsweise seine linke Hand vor sich, erscheint ein Menü mit verschiedenen forensischen Werkzeugen auf dem Display. Durch das Vor- und Zurückbewegen der Hand kann innerhalb des Menüs navigiert werden. Die rechte Hand übernimmt die Funktion eines Mauszeigers, um einzelne Bereiche oder Objekte markieren bzw. untersuchen zu können.

Kooperative Tatortanalyse

Ein besonderes Highlight stellt die Möglichkeit dar, mehrere Personen gleichzeitig forensische Analysen durchführen zu lassen. Wenn der Beamte, der das System vor Ort verwendet, Unterstützung braucht, kann er einen oder mehrere Kollegen anfordern, die ihm per Videostream "über die Schulter schauen". Doch das Zuschauen alleine ist noch nicht alles: Falls ein Ermittler etwas Wichtiges entdeckt, was ein anderer übersehen hat, kann er seinen Fund jederzeit per Maus und Keyboard markieren und bearbeiten. Ob die neuartige AR-Brille auch in der Praxis hält, was sie verspricht, sollen bald erste Tests mit der niederländischen Polizei zeigen.

(Ende)
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