Software räumt Patientendaten auf
Forscherin: Intuition braucht optimale grafische Aufbereitung
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Graph statt Computertabelle: Verständlichere Patientendaten (Foto: TU Wien) |
Wien/Krems (pte028/19.07.2011/16:40) Die enorme Datenfülle im Spital erschwert es Ärzten, rasch gute Entscheidungen zu treffen. Forschern aus Wien und Krems ist es gelungen, unterschiedliche Patientendaten mittels einer Software zeitlich zu ordnen und so darzustellen, dass schnelle Vergleiche möglich sind. "Menschliche Intuition hängt wesentlich von Bildern ab. Zahlen müssen somit grafisch optimal dargestellt werden", erklärt Silvia Miksch vom Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme der TU Wien http://www.tuwien.ac.at im pressetext-Interview.
Computertabellen und manuelle Aufzeichnungen - etwa zu Blutwerten, Herzfrequenz, Fieberkurven, Befunden, Medikationen, OP-Terminen und Kuraufenthalten - ersetzt das nun präsentierte Programm "VisuExplore" durch unterschiedliche Graphen auf einer gemeinsamen Zeitachse. "Bei kontinuierlich erhobenen Daten hat das Kurvendiagramm die Nase vorne, bei unregelmäßigen Events die Symboldarstellung, während bei Datenerhebung mit hoher Frequenz das Farbspektrum den besten Überblick gibt", erklärt Miksch.
Argumente statt Appelle
Mag der Fortschritt auch unscheinbar aussehen, verbessert er die Übersicht für das medizinische Personal dennoch deutlich, weil er etwa Wechselwirkungen zwischen Parametern viel schneller erkennen lässt. Nützlich ist das vor allem in der Intensivmedizin, wo Maschinen laufend Daten erheben, erklärt die Expertin. "So sieht man auf einen Blick, wie die Beatmung bei Frühgeborenen am besten eingestellt ist, wie Herzmedikamente wirken oder wie ein Patient auf eine Tumorbehandlung anspricht."
Der Automatisierung in der Medizin wolle man damit nicht Vorschub leisten. "Der Computer unterstützt die Routinearbeit im Spital. Entscheidungen und Diagnosen kommen weiterhin von Menschen", betont Miksch. Zu dieser Unterstützung gehört auch die Argumentationshilfe. "Zeigt man dem Patienten, wie sich seine Lunge beim Rauchverzicht ändert, oder wie viel Insulin er sich durch den Verzicht auf das Abendessen ersparen kann, so hat das ganz anderes Gewicht als bloße Appelle."
iPhone als Gesundheitsterminal
Patienten-Mitbestimmung und Transparenz kennzeichnen auch die Zielvorstellung der Forscherin. "Ideal wäre, wenn jeder Patient seine Gesundheitsgrafik aufs iPhone übertragen bekommt - falls dies der Datenschutz erlaubt. Denn das Konzept des mündigen Patienten hat sich bisher etwa bei Diabetikern sehr bewährt." Nötig sei dann allerdings, für jede Zielgruppe eigene Darstellungen zu liefern. "Mediziner brauchen aufgrund ihres Hintergrundwissens andere Daten als Patienten", so Miksch.
Das Konzept von VisuExplore könnte durchaus auch außerhalb der Spitalsmauern in Arztpraxen Einzug halten. "Ähnlich günstig wären derartige Vergleiche auch für die Beobachtung von Aktienkursen oder von Umweltveränderungen." Vorerst ist das System allerdings erst ein wissenschaftlicher Prototyp, der sich in der Praxis bewähren muss. Sein schlagendes Argument ist jenes der Zeitersparnis, so die Überzeugung der Forscherin. "Schöne Bilder allein sind zu wenig. Was zählt, ist der Wegfall der Suche nach Parametern."
Weitere Informationen unter http://ieg.ifs.tuwien.ac.at/projects/VisuExplore/index.html
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