pte20080301001 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

"Islam-Berichterstattung ist grundsätzlich problematisch"

Gelebte Wirklichkeit bleibt medial meist im Hintergrund


Die Medienberichterstattung zeichnet vielfach ein sehr einseitiges Bild des Islam (Foto: pixelio.de)
Die Medienberichterstattung zeichnet vielfach ein sehr einseitiges Bild des Islam (Foto: pixelio.de)

Berlin (pte001/01.03.2008/06:00) Bei der Berichterstattung über den Islam stehe in Deutschland zu häufig die skandalträchtige Nachricht im Vordergrund. Die gelebte Wirklichkeit bleibe dagegen meist im Hintergrund, so Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble im Rahmen der mittlerweile dritten Deutschen Islamkonferenz, die vergangenen Mittwoch in Berlin gestartet ist. Fanatischer Islamismus und Terrorismus, der sich den Islam auf die Fahnen schreibe, stelle zwar zweifellos eine reale Bedrohung dar. Dennoch werde zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen, dass die übergroße Mehrheit der Muslime rechtschaffend und friedlich sei, erklärte Schäuble. Es gelte deshalb, verstärkt für eine verantwortungsvollere, vorurteilsfreie und differenziertere Berichterstattung zu werben. Diese müsse vor allem vermehrt die Alltagsthemen des islamischen Lebens aufbereiten, fordert der Bundesinnenminister.

"Die Berichterstattung über den Islam ist in Deutschland grundsätzlich problematisch", meint Andreas Görke, Islamwissenschaftler an der Universität Kiel http://www.uni-kiel.de , im Gespräch mit pressetext. Obwohl man kein Pauschalurteil zu dieser Problematik abgeben könne, seien die Medienberichte zum Thema zumindest der Tendenz nach von einem negativen Unterton geprägt. "Die Berichte basieren häufig auf Unwissenheit und sind in der Sache so nicht zutreffend", stellt Görke fest. Als Resultat entstehe ein vielfach sehr einseitiges Bild des Islam bei der deutschen Bevölkerung. Es komme dabei aber auch darauf an, aus welchem Lager die jeweiligen Berichte kommen. "Bestimmte Stimmungen werden eben gerne von den Medien bedient", ergänzt Görke.

"Wichtig ist es in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass es den Islam in dem Sinn nicht gibt", erläutert Görke. Aufgrund der Komplexität des Themengebietes, sei ein differenziertes Bild der islamischen Glaubensgemeinschaft nur schwer zu vermitteln. "Das Problem liegt darin, dass Muslime durch ein negatives öffentliches Image unter Rechtfertigungsdruck geraten", schildert Görke und verweist auf die Diskussion rund um das Kopftuchverbot. Es gebe zwar mittlerweile auch einige positive Bemühungen in Form kleinerer Initiativen, die sich dieser Problematik annehmen würden. "Derartige Projekte werden in dem Medien allerdings großteils überhaupt nicht behandelt", kritisiert Görke.

Für die Integrationspolitik in Deutschland wird diese Entwicklung zunehmend zum Problem. Deshalb hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren eine Reihe von Initiativen angeregt, um die Integration weiter voranzutreiben. Dazu zählen der Nationale Integrationsgipfel, der 2006 stattgefunden hat, und die vom Bundesminister ins Leben gerufene deutsche Islamkonferenz. Innerhalb der Islamkonferenz setzt sich dabei eine eigene Arbeitsgruppe mit dem Medienbild des Islam in Deutschland auseinander. Ziel der Initiative ist ein dauerhafter Dialog der Vertreter des Staates mit den Menschen islamischen Glaubens.

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