pts20050401035 Medizin/Wellness, Tourismus/Reisen

ARD rührt die Werbetrommel für Auslandskuren

Schnäppchenmentalität gefährdet Arbeitsplätze in Deutschland


Bonn (pts035/01.04.2005/12:40) Demnächst auch Kaffeefahrten auf Krankenkassenkosten?

Wer den Beitrag "Massage und Fango - wo sich die Kur im Ausland lohnt" in Plusminus am 29.03.05 gesehen hat, packt wahrscheinlich schon die Koffer, um sich das Schnäppchen einer Auslandskur nicht entgehen zu lassen. Kassen, die sich in der Vergangenheit wenig Gedanken um die Kur in Deutschland gemacht haben, sehen nun mit der EU-Erweiterung große Potentiale im Ausland. Ganze Busladungen Kurwilliger verleihen dem medizinisch/therapeutischen Anspruch einer Kur das Flair einer vergnüglichen Kaffeefahrt, finanziert durch Krankenkassenbeiträge.

Dabei bleibt dem Verbraucher verborgen, was der Begriff "Kur" inhaltlich umfasst, wurde er doch bereits vor 5 Jahren aus dem Sozialgesetzbuch verbannt und durch "Vorsorge- bzw. Rehabilitationsmaßnahmen" ersetzt. Wird von Auslandskur geredet, weiß keiner, ob die ambulante oder stationäre Vorsorge oder Rehabilitation gemeint ist.

Gezeigt wurde die Delegation einer Krankenkasse, die das Kurhotel besichtigt, sich auf die deutsche TÜV-Zertifizierung verlässt, alles für "tip top" erklärt und sich über das gesparte Geld freut. Man spricht deutsch, die Sahnetorte und das Bier sind günstig, die befragten Gäste restlos begeistert, also - nichts wie hin.

Mag die Qualität von Sahnetorte und Bier noch vergleichbar mit deutschen Standards sein, so ist dies für die medizinischen und therapeutischen Leistungen höchst fraglich. Grundsätzlich müssen Kassen gleichwertige Leistungen in EU-Ländern erstatten (Umsetzung des Urteils des Europäischen Gerichtshofes im Gesundheitsmodernisierungsgesetz), wobei das in Deutschland geltende Leistungsrecht zu Grunde gelegt wird.

Hierzulande werden für die ambulante Vorsorgeleistung in anerkannten Kurorten strenge Qualitätsmaßstäbe an den prädikatisierten Kurort angelegt, verbunden mit Kosten und kontinuierlichen Qualitätsüberprüfungen. Internes Qualitätsmanagement und Fortbildungen des medizinisch/therapeutischen Personals sind verpflichtend, eine wissenschaftliche Auswertung der "Ergebnisqualität" unverzichtbar. Im europäischen Vergleich wird hier einzig der Preis gesehen, der objektive Leistungsvergleich bleibt auf der Strecke.

Was dem Zuschauer in dieser Sendung präsentiert wurde, war reines Marketing der Krankenkassen und deren Geschäftspartner, die um jeden Beitragszahler buhlen: Der Blick über den Tellerrand reicht aber noch weiter: der Kurexport gefährdet den Wirtschafts- und Dienstleistungsstandort Deutschland und droht, weitere Arbeitslose zu produzieren. Gesetzlich eingezogene Gelder wie Krankenkassenbeiträge werden gedankenlos und kurzsichtig ins Ausland transferiert.

Damit nicht genug, nun scheuen sich auch öffentlich-rechtliche Anstalten nicht, mit öffentlichen Geldern dafür auch noch Reklame zu machen. Wie solche Werbesendungen auch zu Stande kommen können, zeigte das Magazin Panorama in einem Beitrag am 31.03.05.

Wo bleibt die Werbung der Krankenkassen für die Kur im eigenen Land, oder gar die der europäischen Nachbarn für die Kur in Deutschland?
Der Deutsche Heilbäderverband und der Verband der Kurbeherbergungsbetriebe wenden sich ausdrücklich nicht gegen touristische Gesundheitsangebote, fordern aber, auch im Sinne des Verbraucherschutzes, fairen Wettbewerb mit vergleichbaren, transparenten Qualitätsstandards, wenn diese von Kassenbeiträgen finanziert werden sollen.

Infos für die Redaktion:
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Hauptgeschäftsführer
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Bernd Schmeink
Vorsitzender
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(Ende)
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