pte20240228018 Medien/Kommunikation, Bildung/Karriere

Tumblr hat jungen Feminismus stark geprägt

Analyse der University of Sheffield - Millennials schätzten vor allem Anonymität und Freiheit


Tumblr-Logo: Nostalgie macht sich vorsichtig breit (Foto: pixabay.com, José Miguel)
Tumblr-Logo: Nostalgie macht sich vorsichtig breit (Foto: pixabay.com, José Miguel)

Sheffield (pte018/28.02.2024/12:30)

Die Blogging-Plattform Tumblr hat Millennials feministische Politik nähergebracht, zeigt eine Analyse von Briony Hannell von der University of Sheffield. Die Folge war ein intensives Interesse an Gender und Feminismus im Hochschulbereich. In ihrem neuen Buch "Feminist Fandom: Media Fandom, Digital Feminismus and Tumblr" untersucht Hannell die Plattform für den Zeitraum von Anfang bis Mitte der 2010er-Jahre. Am Ende der 2010er-Jahre gingen Studien davon aus, dass sich der Großteil der jungen Frauen als Feministinnen bezeichneten. Dazu gehörte auch, dass sich berühmte Persönlichkeiten wie Beyoncé und Emma Watson ebenfalls für Frauenrechte einsetzten.

Sicherer Diskussionsraum

2017 war der Feminismus Hannell zufolge für den Zeitgeist so wichtig, dass er von Merriam-Webster zum Wort des Jahres erklärt wurde. Für dieses Revival waren die sozialen Medien, vor allem aber Tumblr entscheidend. Hannell hat sich im Zuge ihrer Analyse auf die Bereiche Design, eine breite Definition von Feminismus, Culture sowie Niedergang und Nostalgie konzentriert.

Beim Design von Tumblr wurden besonders die Privatsphäre und das Gefühl von Freiheit geschätzt. Das Alter, eine E-Mail-Adresse und ein Pseudonym waren für die Nutzung ausreichend. Diese Anonymität brachte für marginalisierte User mehr Sicherheit und lud bei den ersten Kontakten mit dem Feminismus zu Neugier, Experimenten und einer Offenheit ein, heißt es.

In der Folge erzielten zwar nur wenige Versionen von Feminismus die große Aufmerksamkeit wie der liberale, weiße Feminismus der Mittelklasse. Andere Ansätze fanden auf Tumblr aber auch einen Platz. Sie lieferten Einblicke in die Beziehung zwischen Feminismus und Antirassismus, queere Befreiung, Anti-Imperialismus, Anti-Kapitalismus und weitere Strömungen. Damit erhielten die Userinnen komplexere und kritischere Einblicke in sich überschneidende Ungleichheiten.

Spielerischer Zugang geschätzt

Für viele Userinnen bestand der ultimative Reiz von Tumblr in der Mischung von politischem Content und Bildungsinhalten sowie von Content, der spielerischer, freizeitorientierter und interessenbasierter war. Für viele der interviewten Frauen waren ihre Tumblr-Blogs sehr persönliche Archive all ihrer Passionen und Interessen. Für die jungen Frauen war hier Feminismus nicht mehr abstrakt, akademisch und abgehoben. Sie konnten sich endlich wirklich einbringen.

2018 führte das Verbot von Erwachseneninhalten dazu, dass eine Ära endete. Die teilweise Rücknahme im November 2022 hat wieder Hoffnung auf ein Revival gemacht. Laut Hannell bauen diese Hoffnungen jedoch auf Nostalgie auf, also der Sehnsucht nach einer imaginären Vergangenheit. Diese wird teilweise auch von Zweifeln genährt, ob die derzeit beliebten Plattformen für die nächsten Generationen das gleiche feministische Potenzial haben werden. TikTok ist hier bereits in die Kritik geraten.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Moritz Bergmann
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: bergmann@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|