pte20190716010 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Studie zeigt: Männer sind doch keine Machos

Keine geschlechtlichen Unterschiede in den Gehirnreaktionen auf visuelle Sexualreize erwiesen


Kein Unterschied bei Erregung (Foto: Marc Arthofer, design hoch drei GmbH)
Kein Unterschied bei Erregung (Foto: Marc Arthofer, design hoch drei GmbH)

Tübingen (pte010/16.07.2019/10:30) Die spontane, nicht kontrollierbare Reaktion des menschlichen Gehirns auf erotisches Bildmaterial ist bei Männern und Frauen gleich. Männer sind demnach nicht perse Machos und Frauen nicht automatisch vernünftiger und rationaler, wie Forscher des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik http://kyb.mpg.de herausgefunden haben.

61 Erhebungen analysiert

Die Wissenschaftler analysierten vergleichbare Daten von 61 Studien, welche in verschiedenen Laboren und Ländern weltweit mit insgesamt 1.850 Probanden stattfanden. Unter den Teilnehmern gab es eine vergleichbare Verteilung der Geschlechter und ihrer sexuellen Orientierung, ebenso wie eine Bandbreite verschiedener Nationalitäten. Die Teilnehmenden schauten sich erotische Bilder und Filme an, während die unmittelbare Reaktion des Gehirns mit funktioneller Magnetresonanztomografie gemessen wurde.

Auch wenn es keine geschlechtlichen Unterschiede in den Gehirnreaktionen auf visuelle Sexualreize gibt, bestehen sie jedoch in Bezug auf die Aktivitätsmuster: Je nachdem, wie die Reize präsentiert wurden, fielen die Reaktionen unterschiedlich stark aus. "Im Vergleich zu Filmen führt das Betrachten erotischer Bilder zu einer breiter gefächerten Erregung in mehreren Gehirnarealen gleichzeitig", erklärt Forschungsgruppenleiter Hamid Noori.

Sexuelle Orientierung relevant

Auch die sexuelle Orientierung der Teilnehmer hat die Aktivitätsmuster beeinflusst: "Heterosexuelle reagierten stärker auf die visuellen Reize als homosexuelle Probanden", ergänzt Neurowissenschaftler Noori. Männer und Frauen sprechen dagegen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung gleichermaßen auf die Stimuli an. Auf neurobiologischer Ebene unterscheidet sich die Erregung also nicht zwischen den Geschlechtern.

"Diese Studien stellen nun die herkömmliche Sichtweise auf das Sexualverhalten grundlegend in Frage. Der vermeintliche Geschlechterunterschied in der neuronalen Verarbeitung von Sexualreizen könnte auf viele Faktoren zurückzuführen sein. Dazu gehören beispielsweise hormonelle Unterschiede, Diskrepanzen in der subjektiven Wahrnehmung der Erregung oder der sexuellen Motivationen. Und was unser Verhalten betrifft: Soziale Einflüsse wie Eltern, Schulen, Freunde, der Staat und Rechtssysteme haben dazu beigetragen, Frauen von ihren eigenen sexuellen Wünschen zu entfremden", heißt es abschließend in der Erhebung.

(Ende)
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