pts20090422033 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Steiermark will rauchfrei sein - Krebspatienten sagen Dankeschön

Wirtschaftskammer in Bedrängnis - Österreich im Guinness Buch der Rekorde


Wien (pts033/22.04.2009/16:10) Der Steirische Landtag hat gestern einen wegweisenden Beschluss gefasst: Die Bundesregierung wird aufgefordert, für rauchfreie Gaststätten zu sorgen! Zudem beachtlich, dass dieser Beschluss einstimmig erfolgte. Der Steirische LAbg. Hannes Zelisko berichtete dabei auch von täglich 4 Passivtoten und 38 Rauchertoten in Österreich.

Der Bundesobmann des Vereins Krebspatienten für Krebspatienten, Dietmar Erlacher, selbst Krebspatient und Leiter von Krebs-Selbsthilfegruppen, begrüßt dieses fulminante Ergebnis der gestrigen Abstimmung in Graz und dankt dem umsichtigen Steirischen Landtag für diesen richtungsweisenden Beschluss, getragen von allen Parteien. "Landesrat Helmut Hirt war schon in den letzten Monaten ein Vorreiter für rauchfreie Gaststätten, wodurch ich ihm im Namen des Vorstandes ein besonderes Lob und herzliche Anerkennung ausspreche. Bei seiner aufsehenerregenden 1.000.- Eur Aktion haben sich bereits 350 Gastwirte gemeldet, die freiwillig ihr Lokal rauchfrei halten", so Erlacher.

Wir freuen uns, unsere Mitstreiter in Graz und Umgebung "in den Urlaub" zu schicken. Wir werden die Steiermark vorerst nicht weiter "besuchen" und haben die Pressekonferenz zur Übergabe der Meldungen abgesagt. Die ehrenamtlichen "Grazer Besucher" fahren jetzt nach der Arbeit nach Kärnten und Burgenland und schauen sich da verstärkt um.

EU-Gesetz 2013 - Wirtschaftskammer

Nur rauchfreie Gaststätten helfen den Gästen und der Gastronomie, alles andere ist ein Unfug, auch wenn dies weder die Gewerkschaft noch die Wirtschaftskammer eingesehen hat oder einsieht. Zuerst einen Kredit mit Steuergeldern oder/und Kammermitgliedsbeiträgen stützen, dann Umbauten und 2013 ist das neue EU-Gesetz mit komplett rauchfreien Gaststätten gültig. Also wieder geförderten Kredit aufnehmen zum Abreißen der Umbauten. Erlacher: "So ein Wahnsinn ist typisch Österreichisch, sagen auch Touristen aus den Nachbarländern. Fairerweise sei erwähnt, dass Gesundheitsminister Stöger das Gesetz nur von Kdolsky übernommen hatte, aber damit total falsch umgeht, wie sich zeigt."

Erlacher lässt sich auch nicht beeindrucken von Alibihandlungen der Wiener Wirtschaftskammer und meint: "Großen Dank an alle Helfer bei der laufenden Erfassung der Daten. Zudem kommen aus ganz Österreich ständig Anrufe, SMS und Emails über Beschwerden bei Gaststätten einerseits bzw. Anbote zur Mitarbeit bei der Erfassung. Schon bald werden wir in der nächsten Landeshauptstadt eine Pressekonferenz mit Übergabe der Anzeigen durchführen.

Die Aussage vom Vorstand Walter Piller, Wiener Gastwirtegremium, es gäbe 1200 Gaststätten im 1. Bezirk, stimmt sicher bei weitem nicht. Es kann sein, dass wir in der Wiener Innenstadt ein paar Lokale übersehen haben. Auch waren einige Gastwirte auf Osterurlaub, andere Lokale für immer geschlossen oder zweckentfremdet: plötzlich ein Lebensmittelgeschäft bzw. ein Schuhgeschäft drinnen. Erlacher weiß auch aus eigenen Erfahrungen, dass es sehr viele Doppelkonzessionen gibt. Ebenfalls werden verstorbene Unternehmer weiterhin im Register geführt. "Es ist sicher öfters der Fall, dass Gastwirte an ein und dem selben Ort Konzessionen für Restaurant, Bar und Kaffeehaus haben, also 3 Konzessionen, wir ihn aber nur einmal erfassten. Die Kammer soll daher ihre Karteileichen entsorgen, uns eine aktuelle Liste von Wien geben, dann sind wir in 3 Wochen für eine noch präziserer Aufnahme im Stande." Ob dann wieder hunderte Anzeigen übergeben werden, will sich Erlacher nicht festlegen.

Ursula Stenzel

Entsetzt ist Dietmar Erlacher aber über die Gleichgültigkeit der Vorsteherin vom 1. Wiener Bezirk, Ursula Stenzel. Bei der Übergabe von den Hunderten Anzeigen erzählte sie tragische Fälle von Rauchertoten unter Bekannten, und anderseits erkennt sie aber trotzdem nicht den Ernst der Lage. Erlacher: "Das ist ein Gesetz welches die Behörde negiert, da niemand die Einhaltung desselben überprüft."

90 % der Gastwirte haben um Fristverlängerung angesucht

Eine derartige, und schnell durchschaubare Unwahrheit hat Erlacher von der Gastwirtevertretung nicht erwartet. "Dutzende Gastwirte beschweren sich, teils wegen dem unlauteren Wettbewerb: Die Nachbarlokale lassen rauchen, was soll er dann tun? Die Gastwirtevertretung hat durch Mitwirkung und Zustimmung zu diesem Pfusch-Gesetz wesentlich Schuld an den vier Passivrauchertoten pro Tag", meint Erlacher, selbst Mehrfachkrebspatient, und erläutert: "Bis 31.12.08 konnten Gastwirte mit Baubeschreibung und Plan um Frist für einen Umbau bis 30.6.2010 ansuchen. Laut eines Interviews mit einem hochrangigen Kammervertreter waren dies im Dezember 5 %. Somit sind die von Piller kolportierten 90 % sicher unrichtig. Weiters wurden etliche Anträge zur Verbesserung zurück geschickt und schließlich abgelehnt. Ein Ansuchen nach dem 1.1.09 wird sowieso nicht mehr behandelt", weiß Erlacher.

Guinness Buch der Rekorde

38.000 Krebsneuerkrankungen und 18.000 Tote gibt es im Jahr in Österreich. Erlacher ist sehr besorgt: "Wir sind auch im Guinness Buch der Rekorde 2008, hat mich eine passivrauchende Kellnerin aufmerksam gemacht. Dort steht: Österreich hat weltweit die meisten Raucher pro Kopf. Alle anderen Staaten sind hinter uns. Auch die Steigerungsraten seien erschreckend. Das passt alles zusammen, denn 90 % aller Krebserkrankungen hängen mit dem passiv und aktiv eingeatmeten Tabakrauch zusammen, sagte einer von Österreichs bekanntesten Onkologe anlässlich des Weltkrebskongresses 2008 in Wien."

Hilfen für Raucher

Wir sammeln jetzt Informationen für Raucher die zu Nichtraucher werden wollen und es nicht alleine schaffen. Vorbildlich die Gebietskrankenkassen in Ostösterreich: "Dort gibt es nicht nur das Österreich-weite Rauchertelefon mit der Tel. Nr. 0810-810-013, sondern ggf. Gesprächstherapien auf Krankenschein. Das finde ich als ersten Schritt gut. Auf alle Fälle sollten die Raucher zur Beendigung ihrer Sucht sofort auch kostenlos Medikamente erhalten. Die Suchtgiftkranken, z. B. am Wiener Karlsplatz, bekommen vom Staat kostenfrei medizinische Hilfe, sind zudem von der Rezeptgebühr und dem Selbstbehalt befreit, und zahlen keine Beiträge."

Aufruf

Dass Minister und Behörden darauf warten, von Bürgern Anzeigen zu
bekommen, ist bedauerlich und eines demokratischen Rechtsstaates nicht würdig. Auch sollen sich zwei Drittel Nichtraucher nicht mehr länger von einem Drittel Raucher durch deren Tabakrauch in Gaststätten gefährden und belästigen lassen! Erlacher informiert: "Das Delikt zur Nichteinhaltung dieses Tabakgesetzes ist ein Delikt, was jeder Bürger jeden Tag auf's Neue zur Anzeige bringen kann: Adressiert an das Bezirksamt, anonym, per Briefpost, oder per Aliasemail, oder per Fax ohne Kennung. Wer die Meldung/Anzeige nicht anonym durchführt, muss mit einer Zeugenladung durch die Behörden rechnen."

Erlacher empfiehlt eine Kopie der Meldung zu senden an seine Initiative "Rauchfreie Gaststätten in Österreich" unter kontakt@krebspatient.at , Tel. 0650-577-2395, denn diese Gaststätten werden "nachbesucht". Für eine Liste "Rauchfreie Gaststätten in Österreich" bitte Zusendungen.

Informationen gibt es derzeit noch auf http://www.krebsforum.at/forum/index.php/board,495.0.html , aber schon bald steht unsere Homepage http://www.sis.info zur Verfügung.

(Ende)
Aussender: Krebspatienten für Krebspatienten
Ansprechpartner: Dietmar Erlacher
Tel.: +43-(0)650-5772395
E-Mail: erl@utanet.at
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