pte20200210003 Auto/Verkehr, Politik/Recht

Senioren: Öfter verletzt nach Führerscheinentzug

Umstieg auf Rad oder Gehen steigert Verkehrsrisiken Betroffener


Alter Japaner: ohne Auto gefährdeter (Foto: cegoh, pixabay.com)
Alter Japaner: ohne Auto gefährdeter (Foto: cegoh, pixabay.com)

Tsukuba (pte003/10.02.2020/06:10) Wenn älteren Verkehrsteilnehmern mit kognitiven Defiziten der Führerschein entzogen wird, soll das die Verkehrssicherheit steigern. Doch einer Studie der University of Tsukuba https://www.tsukuba.ac.jp/en zufolge ist in Japan bei Betroffenen ab 75 Jahren die Zahl der Verkehrsverletzungen sogar gestiegen. Dies liegt den Forschern zufolge daran, dass diese dann als Radfahrer oder Fußgänger und somit ungeschützt am Verkehr teilnehmen - also größeren Risiken ausgesetzt sind.

Vorsicht bei Nebenwirkungen

Wenn bei älteren Autofahrern die kognitiven Fähigkeiten, beispielsweise durch Demenz, abnehmen, so verursachen sie am Steuer eher Unfälle. In Japan sind daher für die Führerscheinverlängerung ab dem Alter von 75 Jahren kognitive Tests vorgeschrieben. Das soll unnötige Unfälle verhindern - doch war bislang unklar, ob die Maßnahme unterm Strich wirklich sinnvoll ist. Die japanischen Wissenschaftler haben daher einen landesweiten Datensatz zu Unfallfolgen bei Senioren ab 75 Jahren vor und nach Einführung der verpflichtenden Tests analysiert.

"Statt uns einfach Zahlen davor und danach anzusehen, haben wir eine unterbrochene Zeitreihen-Analyse genutzt, die Faktoren ausgleicht, welche die Ergebnisse über die Jahre verfälscht haben könnten", betont Studienleiter Masao Ichikawa. Dabei hat sich gezeigt, dass seit Einführung der Tests die unfallbedingten Verletzungen und Todesfälle bei ungeschützten Verkehrsteilnehmern ab 75 Jahren deutlich angestiegen sind. Bei Männern erfolgt dieser Anstieg in höherem Alter als bei Frauen. Dies mag laut Universität damit zusammenhängen, dass Frauen aufgrund von Zweifeln an der eigenen Fahrtauglichkeit eher früher auf den Führerschein verzichten.

Ansatz überdenken

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Japans Führerschein-Regeln nicht ausreichend berücksichtigen, welche Gefahren für jene bestehen, die ungeschützt sind, weil sie nach dem Verlust des Führerscheins anfangen müssen, zu gehen oder radzufahren", meint daher Ichikawa. Der Verlust des wichtigsten Transportmittels scheint immerhin neue Risiken für die betroffenen Senioren zu schaffen. Das sollten auch andere Länder bedenken, die bereits ähnliche Test nutzen, wie etwa Australien und Dänemark oder die Einführung solcher Regelungen erwägen.

(Ende)
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