pte20200911024 in Leben

COVID-19: Mehrheit der Amerikaner will Impfung

Sieben von zehn interessiert - Rasse und politische Einstellung beeinflussen Impfbereitschaft


Impfung: Bei COVID-19 relativ breit gefragt (Foto: Liz Masoner, pixabay.com)
Impfung: Bei COVID-19 relativ breit gefragt (Foto: Liz Masoner, pixabay.com)

Columbus (pte024/11.09.2020/13:30) Fast sieben von zehn US-Amerikanern wären an einer COVID-19 Impfung interessiert, wenn sie zur Verfügung steht - also mehr als beispielsweise bei der Grippe. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der Ohio State University https://www.osu.edu . Es gibt jedoch vor allem bei Afroamerikanern eine besorgniserregende Lücke in der Impfbereitschaft. Dabei sind es genau diese, die überproportional unter dem Virus leiden.

Großes Interesse

Im Mai befragten die Forscher mehr als 2.000 US-Amerikaner. Ermittelt wurden ihre Bereitschaft zur Impfung und elf Faktoren, die diese Entscheidung beeinflussen können. Mit 1.374 von 2.006 Teilnehmern gaben 69 Prozent an, dass sie sich "auf jeden Fall" oder "wahrscheinlich" impfen lassen würden. 17 Prozent der Befragten waren sich "nicht sicher" und 14 Prozent waren "wahrscheinlich" oder "definitiv" nicht dazu bereit. "Das Interesse ist größer als das, das wir normalerweise bei einer Grippeimpfung oder anderen Impfungen sehen, wo es im Interesse der öffentlichen Gesundheit ist, einen umfassenden Schutz zu erreichen", meint Forschungsleiter Paul Reiter. Er hatte dies in Anbetracht der Art der Pandemie und der Schwere der Erkrankungen vieler Personen bereits erwartet.

Die stärksten Prädiktoren für eine Akzeptanz einer Impfung waren ihre Wirksamkeit und ob sie von Gesundheitdienstleistern empfohlen wird. Die von den Menschen durch COVID-19 wahrgenommene Bedrohung ihrer Gesundheit spielte bei der Bereitschaft zu einer Impfung ebenfalls eine große Rolle. Das entspreche laut Reiter dem Verhalten in vielen Bereichen des Gesundheitswesens. "Wird ein höheres Risiko eines Gesundheitsproblems wahrgenommen, führt das wahrscheinlicher zu einem entsprechenden Gesundheitsverhalten wie in diesem Fall zu einer Impfung."

Konservative und Schwarze ablehnend

Ein den Forschern zufolge eher unerwartetes Ergebnis dieser Studie ist der Zusammenhang zwischen politischer Ausrichtung und der Bereitschaft, eine öffentliche Gesundheitsintervention anzunehmen. Teilnehmer, die sich selbst als liberal oder gemäßigt ansahen, waren deutlich eher bereit, eine Impfung zu akzeptieren. Laut Reiter ist COVID-19 in vielen Bereichen zu einem politischen Thema geworden. Er glaube, dass viele Menschen ohne viel nachzuforschen eine entsprechende Entscheidung treffen. "Das haben wir auch mit dem Tragen von Masken erlebt. Es handelt sich dabei um eine vielversprechende gesundheitspolitische Intervention, die zu einem politischen Pulverfass geworden ist."

Das besorgniserregendste Ergebnis der Studie war, dass nur 55 Prozent der schwarzen Teilnehmer bereit wären, sich impfen zu lassen. Dabei sei laut Reiter gerade diese Bevölkerungsgruppe überproportional von COVID-19-Infektionen und -Todesfällen betroffen. Er geht davon aus, dass hier mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Dazu gehören der Zugang zu medizinischer Versorgung, das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung und mögliche sozioökonomische Barrieren.

Kosten wichtiger Faktor

Die Verringerung dieser Barrieren ist wichtig, da nur 35 Prozent der Teilnehmer 50 Dollar (rund 42 Euro) oder mehr für eine Impfung zahlen würden. Anfang September haben laut KFF https://www.kff.org zehn Bundesstaten Pläne verlautbart, dass sie die Impfung gratis zur Verfügung stellen wollen. Eine Impfrate von 70 Prozent, wie in der Studie ermittelt, hält der Experte zur Bekämpfung von COVID-19 und für das Erreichen einer Herdenimmunität für zu gering. Sollte bei der Impfung mehr als eine Dosis erforderlich sein, würden die Herausforderungen an das Gesundheitssystem weiter steigen.

Obwohl die Umfrage vor vier Monaten durchgeführt wurde, geht Reiter nicht davon aus, dass sich in der öffentlichen Wahrnehmung sehr viel geändert hat. Faktoren, die mit dem Näherrücken eines Impfstoffes an Einfluss gewinnen könnten, seien die Kosten und die Anzahl der erforderlichen Dosen. Die Forschungsergebnisse wurden in "Vaccine" veröffentlicht.

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