pte20190715001 Medien/Kommunikation, Medizin/Wellness

Potenzpillen: Zu viel Werbung bombardiert Kinder

Pfizer und Eli Lily verletzen vorgebliche Selbstregulierung der Branche laufend


Viagra: US-Werbung streut zu aggressiv (Foto: PublicDomainPictures, pixabay.com)
Viagra: US-Werbung streut zu aggressiv (Foto: PublicDomainPictures, pixabay.com)

Charlotte (pte001/15.07.2019/06:00) Trotz anderslautender Beteuerungen von Pharma-CEOs werden in den USA Kinder mit jeder Menge sexuell eindeutiger Werbung für Potenzpillen wie Viagra und Cialis bombardiert. Dies besagt eine im "Journal of Health Politics, Policy and Law" https://dukeupress.edu/jhppl veröffentlichte Studie. In den Jahren 2010 bis 2015 haben Kinder und Jugendliche demnach über fünf Mrd. entsprechende Direct-to-Consumer-Werbungen gesehen. Pfizer und Eli Lily halten laut Studie eine Selbstregulierungs-Übereinkunft der Branche, die das Problem reduzieren soll, auch nach einem ersten Aufzeigen dieses Fehlverhaltens im Jahr 2013 nicht ein.

Schamlos hart werben

Eigentlich hat die US-Pharmabranche bereits 2005 Selbstregulierungs-Richtlinien eingeführt, nach denen wenigstens 90 Prozent der Personen, die explizite Werbung für Produkte wie Potenzpillen zu sehen bekommen, über 18 sein sollten. Doch diese angebliche Selbstregulierung war immer schon zahnlos und bleibt es offenbar auch. "Pfizer und Eli Lily haben den Standard nie erreicht, und ein Öffentlichmachen dieses Fehlverhaltens 2013 hat an ihrem Verhalten nichts geändert", sagt Denis Arnold, Professor für Business Ethicsan der University of North Carolina at Charlotte https://uncc.edu .

Er hatte eben 2013 mit Jim Oakley, Marketingprofessor an der Lewis University https://lewisu.edu , gezeigt, dass Pharmafirmen sich in vier Jahren nie an den eigenen Standard gehalten hatten. Die aktuelle Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die Konzerne auch danach schamlos mit dem zu breit gestreuten Werben weitergemacht haben. Vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2015 haben die Pharmafirmen in keinem einzigen Quartal ihr selbst gesetztes Ziel erreicht. Im Schnitt kam es daher jeden Tag zu 35.000 bis 40.000 Impressionen, bei denen Kinder und Jugendliche explizite Potenzmittel-Werbung zu sehen bekamen.

Faules Lippenbekenntnis

Die Forscher gehen daher davon aus, dass die vorgebliche Selbstregulierung nur ein fauler Trick der Pharmabranche ist. "Die vernünftigste Erklärung für dieses Fehlverhalten ist, dass ein öffentliches Bekenntnis zu dem Standard zusätzliche Regulierung verhindert, während es keine Strafen für regelmäßige Verstöße gibt", erklärt Arnold. Das gute Geschäft mit Potenzpillen scheint den Konzernen wichtiger als Jugendschutz.

Wirklich verwunderlich ist das freilich nicht, wenn man bedenkt, wie sehr Pharmakonzerne in den USA auf Konsumenten-Direktmarketing für Arzneimittel setzen. Die Ausgaben für Direct-to-Consumer-Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente betrugen der Studie zufolge im Jahr 2016 über sechs Mrd. Dollar - also gut das Doppelte dessen, was die US-Filmindustrie für Marketing aufwendet.

(Ende)
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