pts20161130033 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

NÖ Apotheken: aktuelle Bluthochdruck-Studie

Nur 41% der Behandelten haben ihren Blutdruck ausreichend unter Kontrolle


St. Pölten (pts033/30.11.2016/14:45) Bluthochdruck ist einer der bedeutendsten Risikofaktoren für die Gesamtsterblichkeit weltweit. Mit der im Oktober 2015 in den niederösterreichischen Apotheken durchgeführten umfassenden Studie zeigt sich, dass nur 41 Prozent der diagnostizierten, behandelten und vorwiegend therapietreuen Patienten das Blutdruckziel erreichen. Die Apotheken bieten sich als Beratungsstellen an und setzen eine Folgestudie auf. Die NÖGKK verstärkt flankierend ihr Vorsorgeprogramm.

Risiko Bluthochdruck

Bluthochdruck verursacht nur selten Symptome, die Erkrankung wird daher auch als "silent Killer" bezeichnet. In Österreich wurden die letzten repräsentativen Daten in den späten 1990er Jahren erhoben. Ziel der Studie war es, diese Lücke in Europa zu schließen und die Behandlung von Bluthochdruck in einem großangelegten Setting zu untersuchen. Gemeinsam mit den Apothekerinnen und Apotheker in Niederösterreich ist es gelungen, in einem 10-tägigen Erhebungszeitraum 4.303 Patienten einzuschließen, die mit einem Rezept für ein Antihypertensivum (Medikament gegen Bluthochdruck) eine Apotheke aufsuchten. Im Mittel wurden 2,2 verschiedene antihypertensive Substanzen verschrieben und 45 Prozent erhielten ein modernes Kombinationspräparat. Bei einem Grenzwert 140/90 mmHg erreichten nur 41 Prozent der Patienten kontrollierte Blutdruckwerte.

"Dies ist ein alarmierender Wert, da es sich um diagnostizierte, behandelte und vorwiegend adhärente Patienten handelt, welche ihre Therapie wie verordnet beziehen. Bei durchschnittlich 2,2 blutdrucksenkenden Substanzen bestünde ausreichend Spielraum zur Steigerung der Therapie. Basierend auf diesen Daten sollten Disease-Management-Programme auch die Aufmerksamkeit des Arztes zur Therapieintensivierung beleuchten", erklärt Studienleiter Dr. Miklos Rohla, 3. Medizinische Abteilung, Kardiologie und internistische Intensivmedizin, Wilhelminenspital Wien.

Jeder dritte Erwachsene in Österreich ist von Bluthochdruck betroffen. Bei den über 60-Jährigen ist schon etwa die Hälfte an arterieller Hypertonie erkrankt. Damit ist Bluthochdruck in Österreich - wie auch in vielen anderen westlichen Industrienationen - zur Volkskrankheit aufgestiegen und stellt einen der bedeutendsten Risikofaktoren dar. "Bewusstsein dafür zu schaffen und aufzuklären über mögliche Gefahren - so ist Bluthochdruck in etwa für zwei Drittel aller Schlaganfälle und die Hälfte aller Herzinfarkte die Ursache - ist ein Gebot der Stunde. Daher möchte ich der Österreichischen Apothekerkammer und der NÖGKK für ihre Initiative ,Bluthochdruck richtig behandeln' herzlich danken", so NÖ-Gesundheitslandesrat Ing. Maurice Androsch. Gemeinsam mit der 3. Medizinischen Abteilung Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Wilhelminenspital in Wien wurden die Daten aus den Messungen zu einer Studie zusammengefasst. Diese bietet nun eine wichtige Grundlage auf die die weitere Behandlung, aber vor allem auch Präventionsmaßnahmen aufsetzen können.

NÖGKK setzt verstärkt auf Vorsorge

"Vorsorge und Behandlung von Bluthochdruckerkrankungen sind ein großes Thema bei der NÖGKK", so Generaldirektor Mag. Jan Pazourek. "Jeder fünfte NÖGKK-Versicherte bekommt Hypertoniemedikamente. Im Vorjahr sind 3,7 Millionen Packungen auf Kosten der NÖGKK abgegeben worden: das bedeutet jährliche Kosten von 41 Millionen Euro. Gleichzeitig wissen wir, dass die Dunkelziffer der Hypertoniker viel höher liegt: Viele Betroffene kennen ihre Gefährdung gar nicht - weil man Bluthochdruck kaum spürt." Besorgniserregend ist aber auch die Tatsache, dass viele der verschriebenen Medikamente nicht oder nicht ausreichend eingenommen werden - das haben ebenfalls die Ergebnisse der Aktion gezeigt. Hier sind Aufklärung und Erhöhung der Gesundheitskompetenz die Mittel der Wahl. Darüber hinaus weitet die NÖGKK gemäß ihrem Motto "Wir vorsorgen Sie!" ihr Präventionsprogramm aus und setzt Schwerpunkte vor allem in den Bereichen Bewegung und Ernährung, um schon frühzeitig der "Volkskrankheit Bluthochdruck" vorzubeugen.

Apotheken intensivieren Beratung

158 Niederösterreichische Apotheken waren an der Durchführung dieser Bluthochdruck-Studie aktiv beteiligt. Mit dieser Studie erhielt man klare Antworten darauf, welche Faktoren auf die Blutdruckkontrolle tatsächlich Einfluss haben. Zum Beispiel erreichten Patienten mit höherem Bildungsabschluss häufiger das Blutdruckziel. Gleichzeitig erreichten auch Frauen öfter das Blutdruckziel, obwohl sie in der untersuchten Generation seltener einen höheren Bildungsabschluss erreicht haben als Männer. Erschreckend jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit, das Blutdruckziel zu erreichen um 20 Prozent sinkt, wenn man Diabetiker ist! "Die Ergebnisse dieser Studie haben klar gezeigt, dass nur 41 Prozent der Behandelten ihren Blutdruck ausreichend unter Kontrolle haben. Wir müssen weiter das Bewusstsein zum Thema Bluthochdruck schärfen und vermehrt auf die Therapie-Treue schauen. In den niederösterreichischen Apotheken werden wir noch intensivere Hilfestellungen bei der Kontrolle von Bluthochdruck-Patienten anbieten", sagt Mag. pharm. Hans Haberfeld, Präsident der Apothekerkammer NÖ.

Bluthochdruck: Was tun?

Ideale Blutdruckwerte liegen bei 120/80 mmHg. Normale Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg. Werte darüber werden als Bluthochdruck qualifiziert, wobei nicht der Einmalmesswert zählt, sondern ein Durchschnittswert von mehreren Messungen gebildet wird. In aller Regel verursacht ein erhöhter Blutdruck keine Symptome, weshalb die Erkrankung zu spät erkannt und oft unzureichend behandelt wird. Bei sehr hohen Blutdruckwerten können unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensauen, Übelkeit, Nasenbluten usw. auftreten. Da Bluthochdruck sehr häufig auf Lebensstilfaktoren zurückzuführen ist, wird bei gering erhöhten Werten und dem Vorhandensein von Übergewicht, Bewegungsmangel oder zu hohem Salzkonsum zunächst angeraten, den Lebensstil zu modifizieren, um auf eine medikamentöse Therapie verzichten zu können. Falls dies nicht gelingt, ist eine medikamentöse, blutdrucksenkende Therapie unbedingt erforderlich, um das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu senken. Eine primäre Hypertonie ist nicht heilbar und bedarf einer lebenslangen Therapie.

Nur die Hälfte der Betroffenen, die Bluthochdruck haben, wissen davon. In den Apotheken steht die Unterstützung bei der exakten Bluthochdruck-Kontrolle im Fokus und wir beraten gerne zu der richtigen Einnahme der Arzneimittel. "Die Broschüre 'Bluthochdruck - richtig behandeln' liegt in unseren Apotheken auf und kann kostenfrei mitgenommen werden. Wir bieten hier eine niederschwellige, sofortige Maßnahme an, die aber noch weitere Maßnahmen nach sich ziehen muss! Seitens der Apotheken sind wir auf jeden Fall dabei, wenn es weiterfolgende Studien zum Thema Bluthochdruck geben wird", so Mag. pharm. Elisabeth Biermeier, Vizepräsidentin der Apothekerkammer NÖ.

Apotheken auf einen Blick

In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Großstadt, Kleinstadt oder Gemeinde: Die österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau. Das bestehende Apothekensystem garantiert eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung mit Arzneimitteln und stellt die Versorgung der Patienten in den Mittelpunkt. Insgesamt beraten rund 6.000 akademisch ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker in 1.370 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen. Zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen und Apotheker wertvolle Versorgungs- und Beratungsleistungen für die Patienten in den österreichischen Krankenanstalten.

Fragen an:
Österreichische Apothekerkammer
Presse und Kommunikation
Mag. Gudrun Kreutner (Reisinger), Mag. Elisabeth Ort
Tel.: 01/404 14/DW 600 und 613
E-Mail: gudrun.kreutner@apothekerkammer.at oder elisabeth.ort@apothekerkammer.at

(Ende)
Aussender: Österreichische Apothekerkammer
Ansprechpartner: Mag. Elisabeth Ort
Tel.: +43 1 40414-613
E-Mail: elisabeth.ort@apothekerkammer.at
Website: www.apothekerkammer.at
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