pts20140325009 Forschung/Entwicklung, Unternehmen/Wirtschaft

Altran-CEO: "Verantwortung für Technologieentwicklung übernehmen"

Cosimo De Carlo über die Zukunft der Technologiebranche


Altran-CEO Cosimo De Carlo (Copyright: Altran GmbH & Co. KG)
Altran-CEO Cosimo De Carlo (Copyright: Altran GmbH & Co. KG)

Frankfurt (pts009/25.03.2014/09:00) Mit Wirkung zum 1. Januar des Jahres wurde Cosimo De Carlo zum neuen CEO der Altran GmbH und Co. KG ernannt. Er folgt auf Michael Blickle, der interimsmäßig als CEO Deutschland fungierte und nun wieder in seine bisherige Funktion als Konzernvorstand mit dem Länderverantwortungsbereich Deutschland, Großbritannien, Benelux, Skandinavien, Schweiz, Österreich und Osteuropa zurückkehrt. Michael Blickle wird weiterhin für Altran Deutschland seine Position als Aufsichtsratsvorsitzender ausführen und ist damit wesentlich an der strategischen Ausrichtung von Altran Deutschland beteiligt. Die Redaktion von Altran sprach mit Cosimo De Carlo über seinen Einstieg, Altrans Strategie und Zukunftsmärkte.

Herr De Carlo, Sie haben Altran von der Pike auf als Consultant kennengelernt, seit Sie 2001 von Daimler zu Altran wechselten. Seit 1. Januar 2014 sind Sie CEO von Altran Deutschland. Was sind Ihre Ziele für die ersten 100 Tage?

Die klassischen "100 Tage" gibt es in der Technologieberatung leider nicht. Bereits in der ersten Woche waren schnelle Entscheidungen notwendig: Wir führen derzeit die IndustrieHansa - ein Unternehmen, das Altran 2013 übernommen hat und das ich seit September 2013 als CEO leite - mit Altrans Portfolio zusammen. Beide Unternehmen haben unterschiedliche Stärken. Unser Ziel ist es, mit der Übernahme Dienstleistungen anzubieten, die Kunden zusätzlichen Mehrwert für die Entwicklung ihrer technischen Innovationen liefern. Wir arbeiten magnis itineris an der Integration von Altran und IndustrieHansa in Deutschland, Osteuropa und China und sehen bereits die Früchte in Form von Synergien. Hier spüren wir wirklich, wie eins plus eins drei ergibt - und eben nicht weniger als zwei, wie man es bei verschiedenen Integrationen am Markt beobachten kann. Eine Reihe von Teams beider Unternehmen kooperiert bereits sehr erfolgreich im Rahmen von Projekten im Bereich Luft und Raumfahrt, Automotive und Energie.

Bereiten Sie sich damit auf Veränderungen in der Branche vor?

In der Tat. Die permanente Verbesserung des eigenen Unternehmens an ein sich ständig veränderndes Umfeld ist ja heute die Regel - Unternehmen erreichen damit praktisch niemals den Endpunkt dieses ewigen Wandels. Insbesondere in der Automobilindustrie gilt: Wer hier drei oder vier Monate in einen Dornröschenschlaf fällt, wird schnell von der Konkurrenz überholt. Zudem wird das Engineering-Geschäft internationaler, da sämtliche Kunden immer globaler werden. Mit der Übernahme verfügen wir weltweit nun über 21.000 Mitarbeiter und grenzen uns damit noch deutlicher vom Wettbewerb ab.

Was sind die wichtigsten Themen für Altran in diesem Jahr?

Spannend ist, wie die Themen im Engineering branchenübergreifend immer mehr verschmelzen: Ein anschauliches Beispiel dafür liefert die Konnektivität von Fahrzeugen, Maschinen und Technologien. Seinen Ursprung hat das Thema in der Telekommunikation, jetzt gehört es zu den wichtigsten Treibern in der Automobilbranche. In der Energiebranche ist durch die intelligente Verbindung von Erzeugern, Abnehmern und möglichen Energiespeichern eine effiziente Steuerung der Energieflüsse ganzer Städte möglich. In der Luftfahrt bringen wir die Konnektivität z. B. in Verkehrsflugzeuge, um damit Wartezeiten zu reduzieren oder mehr über die persönlichen Vorlieben der Passagiere zu erfahren, so dass sie im Flieger individueller betreut werden können.

Welche weiteren Zukunftsthemen sehen Sie?

In der Automobilbranche wird uns die Elektromobilität in allen seinen Formen weiterhin begleiten, ebenso das Thema "autonomes Fahren". Neben solchen technischen Innovationen geht der Trend hin zur individuellen Anpassung, der sogenannten "Customization": Sowohl Autos als auch Zivil-, Sport- oder Privatflugzeuge werden zunehmend individuell ausgestattet. Dies stärkt die Marke des jeweiligen OEM oder der Fluggesellschaft und bindet die Zielgruppen stärker an die Unternehmen. Durch den Customization-Trend steigt aber auch der individuelle Entwicklungsbedarf und damit die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen.

Welche Rolle spielt Geschwindigkeit beim Technologietransfer?

Die Geschwindigkeit beim Transfer von Technologien in andere Branchen wird zusehends wichtiger, weil die Entwicklungszyklen insgesamt immer kürzer werden. Zusätzliche Herausforderungen liegen in der unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeit der Branchen: Die Telekommunikations- und IT-Branche sind wesentlich schneller als die Automotive- oder Flugzeugbranche oder gar die Energietechnologien. Die Kunst ist hier, die Technologien trotz ihrer unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten immer wieder zusammenzuführen und zu integrieren.

Worauf kommt es dabei an?

Technologien miteinander zu verbinden oder zu "integrieren", gehört zu den größten Herausforderungen. Schließlich muss man nicht nur die Technologien von Grund auf beherrschen, sondern auch Lösungen für ihre Zusammenführung entwickeln und umsetzen. Dabei sind einheitliche Standards wichtig, um nicht jedes Mal von vorn anfangen zu müssen. Daher arbeiten wir bei der Entwicklung von Standards für z. B. Schnittstellen in den Normierungsgremien mit - das hilft uns wie auch den anderen Marktteilnehmern. Auch modulare und erweiterbare Entwicklungskonzepte spielen hier eine Rolle, die ähnlich einem Baukastensystem lange Integrationsphasen verkürzen und Entwicklungskosten sparen.

Worauf wird sich Altran künftig strategisch konzentrieren?

Die Konsolidierungsphase unserer Branche läuft nach wie vor auf Hochtouren. Größe ist heute wichtiger denn je, da die Dienstleister immer mehr Verantwortung übernehmen und immer effizienter sein müssen. Dahinter steckt der Trend, dass die Hersteller aufgrund der zunehmenden Vielfältigkeit ihrer Produktportfolien immer größere Forschungs- und Entwicklungsbudgets auf die Lieferanten übertragen. Und dafür ist eine gewisse Unternehmensgröße notwendig, um Risiken abfedern und Komplexität beherrschen zu können.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Strategie?

Altran will weiterhin Verantwortung für Technologienentwicklung übernehmen und konzentriert sich deshalb auf die angesprochenen Themen wie Konnektivität, zukünftige Mobilität und komplexe Technologien, aber auch auf branchenübergreifende Lösungen wie Product Lifecycle Management oder intelligente Systeme. Das Geheimnis unserer Branche besteht darin, immer eine Vorreiterrolle zu übernehmen. "Commodities", also austauschbare Technologien zu liefern, ist heute kein Alleinstellungsmerkmal mehr und Technologien, die noch vor wenigen Jahren als innovativ galten, sind heute Alltagsgegenstände. Unser Anspruch ist, die Spitzentechnologien zu beherrschen: Innovation ist in unseren Genen.

Welche Themen werden Altrans Automotive-Geschäft dieses Jahr bestimmen und können hiervon auch andere Branchen profitieren?

Die ungebremste Nachfrage nach Infotainment in Flug- und Fahrzeugen bietet Telekommunikationsdienstleistern neue Möglichkeiten für ihr dringend benötigtes Umsatzwachstum. Ich denke hier nicht nur an reine Datendienste aus Fahrzeugen heraus, sondern an ganze Plattformen zu den Mobilitätsdienstleistungen. Schon bald wird es Standard sein, Auto zu fahren und dabei stets mit dem Internet verbunden zu sein.

Hinzu kommt in den westlichen Ländern der Trend, dass insbesondere Jüngere eher aufs eigene Auto verzichten als auf das eigene Smartphone. Daher experimentieren einige der Premiumhersteller mit neuen Geschäftsmodellen als Mobilitätsdienstleister. Auch bei solchen Entwicklungen muss Altran Antworten bereithalten.

Aus den Schwellenländern werden nach und nach Industrienationen - allen voran China. Wie verändern sich dadurch die Anforderungen an Autohersteller? Spüren Sie, dass die Produkte für einzelne Länder bereits stärker adaptiert werden müssen?

Die Präsenz in China ist heute für jeden größeren Hersteller und Dienstleister Pflicht, weil es der Markt verlangt. Die Zahl der Entwicklungsprojekte steigt dort stetig. Altran ist seit Jahren auf diesem Markt präsent. Darüber hinaus sind wir 2013 und 2014 zwei Joint Ventures eingegangen: Altran-Beyondsoft (Beijing) Technologies Co., Ltd. und Altran Automotive Technology (Shanghai). Wir wollen unser Know-how damit wirksam am chinesischen Markt einsetzen.

Außerdem haben einige chinesische Autohersteller den europäischen Markt bereits zum Ziel erklärt. Wir sehen diesen zusätzlichen Wettbewerb auch als Chance für die europäischen Hersteller, die eigenen Autos zu verbessern. Zudem müssen die OEMs künftig noch effizienter und innovativer werden. Schließlich ist die deutsche Innovationsfähigkeit nach wie vor zentrales Abgrenzungskriterium zum Rest der Welt. Insbesondere mit individuellen und technologisch hochgerüsteten Autos haben die deutschen Autohersteller immer noch die größten Chancen auf weitere Marktanteile in China.

Über Altran
Altran wurde 1982 in Paris gegründet und ist mit über 21.000 Mitarbeitern sowie 1,63 Mrd. Eur Umsatz das global führende Beratungsunternehmen für Innovation und High-Tech-Engineering-Services. Seit 30 Jahren sind Altrans Innovation Makers für die wichtigsten Akteure im Fahrzeug-, Energie-, Bahn-, Finanz-, Gesundheits- und Telekommunikationssektor tätig. Altrans Angebote decken alle Stufen der Projektentwicklung von der strategischen Planung bis zur Fertigung ab und nutzen dazu das technologische Know-how der fünf Schlüsselbereiche der Gruppe: Intelligent Systems, Product Development, Lifecycle Experience, Mechanical Engineering und Information Systems. Die Aktie von Altran ist an der Euronext-Börse in Paris gelistet. In Deutschland, mit Unternehmenssitz in Frankfurt am Main, zählt das Beratungsunternehmen rund 3.000 Mitarbeiter.

(Ende)
Aussender: Altran GmbH & Co. KG
Ansprechpartner: Dr. Markus Ross
Tel.: +49 (0) 261 91 599 733
E-Mail: markus.ross@altran.com
Website: www.altran.de
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