pte20131111004 in Leben

China gibt Reuters-Reporter kein Visum

Regierung übt Druck auf ausländische Nachrichtenagenturen aus


Paul Mooney: darf nicht nach China einreisen (Foto: pjmooney.com)
Paul Mooney: darf nicht nach China einreisen (Foto: pjmooney.com)

Peking (pte004/11.11.2013/06:15) Die chinesische Regierung hat den Visum-Antrag des Reuters-Reporters Paul Mooney http://pjmooney.com abgelehnt. Der US-Journalist hat acht Monate darauf gewartet, einen neuen Korrespondentenjob für Thomson Reuters in China anzutreten. Ein Grund für die Ablehnung wurde nicht genannt. Der Journalsit war 2012 nach Ablauf des letzten Visums in die USA zurückgekehrt. Er hatte zuletzt für die in Hong Kong ansässige South China Morning Post http://scmp.com berichtet.

Strafe für "nachteilige" Artikel

Die Ablehnung findet in einer Phase zunehmender Spannungen zwischen ausländischen Nachrichtenagenturen und der chinesischen Regierung statt. Die Regierung setzt ihre Wirtschaftsmacht, das Ausstellen von Visa und Kontrollen des Internets ein, um ihr Missfallen an als nachteilig angesehener Berichterstattung zu zeigen. Mooney hat 30 aus Asien berichtet, die vergangenen 18 Jahre aus Peking.

Die Websites von Bloomberg und der New York Times wurden in China vor mehr als einem Jahr lang blockiert. Grund dafür waren investigative Artikel der beiden Nachrichtenagenturen über den Reichtum, den Verwandte der chinesischen Führungsschicht angehäuft hatten. Seit damals warten Mitarbeiter der beiden Agenturen auf entsprechende Visa.

Bericht über chinesische Führung

Die Taktik der chinesischen Regierung scheint Auswirkungen zu haben. Laut einem Bericht der New York Times soll Bloomberg erwogen haben, die Veröffentlichung eines investigativen Artikels zu stoppen, der die verborgenen finanziellen Verbindungen eines der reichsten Männer Chinas und den Familien von eingesessenen Mitgliedern der Führungsschicht untersucht.

Mitarbeiter des Unternehmens haben erklärt, dass Chefredakteur Matthew Winkler diese Entscheidung verteidigt hat. Er argumentierte mit der Selbstzensur ausländischer Nachrichtenagenturen, die es ihnen ermöglichte weiter in Nazi-Deutschland zu bleiben. Winkler und ein geschäftsführender Redakteur stellten in Abrede, dass die Artikel nicht erscheinen. Sie würden irgendwann doch veröffentlicht werden.

Unverhohlene Drohung offenbart

Die Ablehung von Mooneys Visum wird den Druck auf ausländische Reporter in China weiter erhöhen, sagen Experten. Viele klagen über Cyberangriffe, Einmischungen durch die Polizei und Einschüchterungen. Sie treten vor allem während der jährlichen Erneuerungen der Visa auf. Laut Mooney ist die Ablehnung seines Visums die Strafe für seine Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen in China.

Im April wurde der Journalist nach seinem Antrag für ein Visum bei der chinesischen Botschaft in San Francisco zu einem Gespräch eingeladen. Er wurde dabei über frühere Artikel und seine Haltung zu sensiblen Themen wie Tibet befragt. Laut Mooney endete das Gespräch mit einer kaum verhüllten Drohung.

"Wenn wir Ihnen ein Visum geben, dann hoffen wir auf eine ausgewogenere Berichterstattung", soll es geheißen haben. Reuters teilte dem Journalisten mit, dass das Unternehmen die chinesische Regierung nicht weiter in seiner Sache unter Druck setzen werde. Laut Barb Burg, einer Sprecherin des Unternehmens, macht man sich gerade Gedanken über andere Einsatzmöglichkeiten für Mooney.

(Ende)
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