pts20130429036 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Schwere Vorwürfe gegen Kathrin Zechner

Ex-Mitarbeiterin bei VBW im ExtraDienst: "Zechner hat mein Leben zerstört"


Wien (pts036/29.04.2013/14:10) Nachdem das Fachmagazin ExtraDienst in der Ausgabe 3/2013 Mag. Kathrin Zechners Umgang mit Untergebenen kritisch durchleuchtet hat (Zechner hat daraufhin geklagt), bringt ED in seiner aktuellen Ausgabe nun neue Fakten ans Tageslicht - in Form eines Interviews mit Elisabeth Breuer. Sie arbeitete mit Zechner Jahre lang in führender Position bei den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) zusammen und fühlte sich systematisch gemobbt. Am Ende musste Breuer - nach Selbstmordabsichten - in die Berufsunfähigkeitspension weichen. Ihre Bilanz: "Zechner hat mein Leben zerstört, ich wollte sterben."

Hier das Interview, das Christian W. Mucha führte, im Wortlaut.

"Zechner hat mein Leben zerstört"

Elisabeth Breuer hat unter Kathrin Zechner bei den Vereinigten Bühnen Wien gearbeitet. So lange sie konnte. Denn Mobbing und Tobsuchtsanfälle der Chefin forderten ihren Tribut: Breuer wurde arbeitsunfähig und schwer krank. Heute sagt sie: "Ich wollte sterben."

Wie lange haben Sie bei den Vereinigten Bühnen Wien gearbeitet?
Breuer: 22 Jahre lang. Ab 1987
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Was haben Sie dort gemacht?
Breuer: Zunächst war ich im Tanzgesangsstudio, das es damals noch gab, das war eine Musicalschule. 1992 wurde ich in die Zentrale geholt, ins Künstlerische Betriebsbüro. Am Ende, in der Künstlerischen Produktion, habe ich dann alle Verträge verhandelt und geschaut, dass sie eingehalten werden. Das war ein spannender Job. Ich konnte das. Und ich war auch ziemlich angesehen bei den Künstlern.

2004 wurde Kathi Zechner Intendantin. Welchen Einfluss hatte dies auf Sie?
Breuer: Ich bin todkrank geworden. Das Arbeiten mit Ihr war schwer bis unmöglich. Was soll ich Ihnen sagen? Die Zechner hat alles umstrukturiert, es gab keine Strukturen mehr, es wurde eigentlich alles niedergerissen und keiner hat mehr gewusst, wer für was zuständig ist.

Warum kann man das so sicher sagen: "Sie ist schuld, dass ich krank geworden bin?" Was hat sie mit Ihnen gemacht?
Breuer: Sie hat mich hintergangen, sie war nicht paktfähig, sie hat Strukturen mit mühsamen, elend langen Sitzungen entwickeln lassen, die kaum, dass sie auf dem Papier waren, von ihr gebrochen wurden. Das war der Alltag. Ich dachte irgendwann: Okay, die halt ich nicht aus, ich geh. Aber das ist in dem Alter schwer, ich war zum Zeitpunkt meines Austritts 54. Arbeitsmarkttechnisch ein bisserl schwierig. Meine Tochter war Gott sei Dank schon erwachsen, für die musste ich nicht mehr sorgen: Man verliert viel. Das wollte ich nicht. Ich habe mir gedacht, die wird wahrscheinlich eh nicht lange bleiben, das halte ich durch. Ich werde halt versuchen, meine Arbeit anständig und gewissenhaft weiterzumachen. Sie müssen wissen: Meine Arbeit hat mir große Freude gemacht.

Sie haben es aber nicht durchgehalten. Im Gegenteil: Sie wurden schwer krank, sogar bulimisch. Stimmt das?
Breuer: Ja. Am Anfang wog ich rund 72 Kilo, am Ende - obwohl ich sehr groß bin - hatte ich nur noch 61 Kilo. Ich hatte einen Bodymaßindex von 16 oder 17. Wie ein Skispringer.

Haben Sie Zechner nicht auf Ihre Probleme aufmerksam gemacht?
Breuer: Meine Probleme waren ja nicht zu übersehen. Und ich habe es ihr auch gesagt.

Wie hat sie darauf reagiert?
Breuer: Ein halbes Jahr vor meinem Zusammenbruch hatte ich vorgeschlagen, dass man meine Arbeitszeit reduzieren könnte, weil sie gewisse Bereiche meiner Kompetenz sowieso schon ausgelagert hatte. Darauf ist sie leider nicht eingegangen.

Wie lange hat es gedauert, nach Beginn der Zechner-Intendanz, bis Sie krank geworden sind?
Breuer: Nach zwei Jahren ging es bei mir los. Ich wurde einmal sogar mit der Rettung aus dem Büro geholt, mit Verdacht auf Herzinfarkt. Ein anderes Mal wollte sie mir dann ihren Psychiater empfehlen. Da bin ich schreiend aus dem Büro gerannt.

Wie würden Sie Zechner beschreiben?
Breuer: Ich kenne niemanden, der so böse ist. Sie ist unfassbar falsch, verschlagen, hinterhältig. Sie erträgt es nicht, wenn irgendwer was weiß, was sie nicht weiß. Das ist, glaube ich, das Hauptproblem. Die will eigentlich nur Leute, die zu allem Ja und Amen sagen.

Schreit Zechner mit ihren Mitarbeitern?
Breuer: Mörderisch.

Hat Sie denn auch vor Ihnen geschrien?
Breuer: Sie hat auch mich angeschrien.

Wie oft hat sie geschrien?
Breuer: Also ich sag: Ein Mal in der Woche ist wahrscheinlich untertrieben.

War Alkohol bei Zechner ein Thema?
Breuer: Ja sicher. Sie hatte ja schon zu Mittag den Grind vom Rotwein in den Mundecken, wenn Sie wissen, was ich meine. Es war furchtbar! Ich aber bin Antialkoholikerin - und das war schon das nächste Problem: Man muss mit ihr saufen gehen, muss ihre Scherze mögen.

Wutausbrüche und Alkohol am Arbeitsplatz: Gab es denn nie Beschwerden?
Breuer: Es sind alle, wenn überhaupt, zu Generaldirektor Franz Häußler gegangen. Der war ein wirklich großartiger Direktor - und nebenbei ein hervorragender Diplomat.

Der hat alle Probleme ausgebügelt?
Breuer: Ich kann nicht sagen, wie er das gemacht hat. Das habe ich nie durchschaut.

Sie waren doch Betriebsrätin. Konnten Sie denn gar nichts bewirken?
Breuer: Ich habe einmal ein vertrauliches Gespräch mit Zechner geführt. Das hat leider nichts gebracht. Danach habe ich meine Funktion zurückgelegt. Es war sinnlos. Es wollte keiner offen gegen sie auftreten.

Kann man sagen: Sie verbreitete Angst und Schrecken?
Breuer: Ja, so war es. Sie hat dauernd herumgeschrien. "Die Leute sind alle deppert..." Alleine, was sie mit ihren Chefsekretärinnen aufgeführt hat: Also, ich hätte das keine Stunde ertragen.

Sprechen wir über Mobbing: War auch das ein Thema?
Breuer: Ja. Zechner hat mich einmal in der Büroküche bei einem Kaffee angesprochen. Da war sie erst zwei Monate im Haus. Es ging um einen Vorgesetzten von mir, den Künstlerischen Leiter Michael Pinkerton. Mit dem war sie nicht zufrieden. Gegen den wollte sie mit mir eine Intrige spinnen.

Wie lief das ab?
Breuer: Sie sagte: Den drehen wir raus, den brauchen wir nicht. Seine Arbeit kannst du mitmachen. Kriegst halt dafür ein bisserl mehr Geld.

Wie haben Sie reagiert?
Breuer: Ich habe gesagt: Kathi, ich arbeite seit vielen Jahren in diesem Haus. Wenn du ein seriöses Angebot für mich hast, gib es mir bitte schriftlich. Aber für so eine Aktion bin ich nicht zu haben. Weil Pinkerton, so lange er mein Chef ist, von mir auch so behandelt wird.

Welche Konsequenzen hatte diese Haltung?
Breuer: Sie war mein Todesstoß. Da wusste sie: Ich kann ihr gefährlich werden. Und von da an ging es bergab...

Wie äußerte sich das?
Breuer: Nach und nach habe ich keine Protokolle mehr bekommen, habe nicht mehr gewusst, was in der Firma läuft. Meine Kompetenzen wurden an andere Leute abgegeben. Und dann hat sie einen Posten neu besetzt, der laut Hierarchie-Struktur unter mir war, und hat mich dabei ausgebremst und nicht mitreden lassen. Das war dann das Tüpfchen auf dem i für mich.

Wenn Sie heute Resümee ziehen über das, was in der Ära Zechner passiert ist, wie würde das lauten?
Breuer: Naturgemäß schlecht. Katastrophal. Mich hat sie in die soziale Kälte gestellt. Ich war mit 54 Jahren arbeitsunfähig. Ich habe mich zwei Jahre überhaupt nicht erfangen und war jetzt erst vorigen November sechs Wochen auf einer Rehab.

Warum haben Sie nicht geklagt?
Breuer: Ich hätte die Möglichkeit gehabt zu klagen. Ich habe genug Material gehabt für eine Mobbingklage. Doch die Arbeiterkammer hat mir mit Recht gesagt: Sie müssen wissen, ob Sie das durchstehen. Das kann fünf bis sechs Jahre dauern. Hätte ich das durchgestanden?

Haben Sie selbst gekündigt oder wurden Sie gekündigt?
Breuer: Ich habe mich in die Einvernehmliche gerettet. Gekündigt wurde ich nicht, aber darauf habe ich eigentlich gewartet. Ich habe Zechner auch darauf angesprochen: "Wenn Ihr mich nicht mehr haben wollt, dann schmeißt mich doch raus!"

Hatten Sie Angst vor Zechner?
Breuer: Ja, aber das habe ich mir lange nicht eingestehen wollen.

Sie waren in Therapie. Was hat ihr Psychologe gesagt?
Breuer: Er hat mir immer wieder erklärt, dass ich gegen Zechner nur verlieren kann. Ich wollte es aber lange nicht wahrhaben. Dabei habe ich an meinem letzten Arbeitstag 2009 eine Therapiestunde gehabt, in der ich einen totalen Zusammenbruch hatte, mit Schüttelweinkrampf, dass mich mein Mann abholen musste. Der Therapeut sagte: Sehen Sie es endlich ein, dass sie beim nächsten Mal einen Zusammenbruch riskieren!

Fazit: Ihr Urteil über Zechner?
Breuer: Frau Zechner hat mein Leben zerstört. Sie hat mich so gemobbt, dass ich schwer krank geworden bin. Mein Mann war in dieser Lebensphase mein rettender Engel. Denn eigentlich wollte ich sterben.

(Ende)
Aussender: Mucha Verlag GesmbH
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