Irische Zeitungen wollen Geld für Links
Experten geben Vorstoß nur geringe Erfolgschancen
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Schatz: Zeitungen suchen bei Links (Foto: pixelio.de, Thomas Klauer) |
Dublin (pte004/18.01.2013/06:15) Der irische Zeitungsverband (NNI) http://www.nni.ie und die dortige Verwertungsgesellschaft für Print-Texte (NLI) fordern Abgaben von Portalen, die Deep-Links zu ihren Inhalten setzen, wie ReadWrite.com berichtet. Privatpersonen sind von dem Vorstoß nicht betroffen, aber andere Medienhäuser und kommerzielle Plattformen, die Links zu einzelnen Artikeln irischer Zeitungen setzen, sollen zahlen. Die NLI betont zwar, dass Gebühren nur fällig werden, wenn neben den Links auch geschützte Inhalte - etwa in Form von Zitaten, PDFs oder Exzerpten - verwendet werden. Erste Forderungen der Zeitungen zeichnen allerdings ein anderes Bild.
Teure Abkürzungen
Laut einem Bericht des Guardian beschränkt sich die Link-Gebühr keineswegs nur auf jene Fälle, in denen auch Teile von geschützten Texten von Dritten verwertet werden. Laut der Recherche britischer Journalisten wurden bereits erste Zahlungsaufforderungen für die Verwendung von Links ausgesprochen und zwar mit gesalzenen Preisvorstellungen. Ein bis fünf Links kosten demnach 300 Euro, sechs bis zehn 500 Euro und 26 bis 50 exakt 1.350 Euro. Bei größere Kontingenten ist der Preis Verhandlungssache. Ob die Ansprüche überhaupt durchsetzbar sind, ist allerdings fraglich.
Links sind ein integraler Bestandteil der Struktur des World Wide Web. Die Praxis sie zu nutzen, hat sich mittlerweile zu einem Standard für sämtliche Online-Publikationen entwickelt. Der Vorstoß irischer Verleger fußt auf der Ansicht, dass das Setzen eines Links zu urheberrechtlich geschütztem Material gleichbedeutend mit der Verletzung ebenjener Urheberrechte ist. Dieselbe Idee steht auch hinter dem Versuch europäischer Medienhäuser, Geld von Google für die Anzeige ihrer Inhalte in der Suchmaschine zu verlangen. Im Vereinigten Königreich wurde das Unternehmen Meltwater Group vor kurzem tatsächlich gerichtlich verpflichtet, Gebühren für das Setzen von Deep-Links zu berappen.
Umstrittene Maßnahme
Wie Irlands Zeitungen ihre Ansprüche grenzüberschreitend geltend machen wollen, ist eine offene Frage. Rechtssysteme wie jenes der USA schützen den Gebrauch von Links durch Fair-Use-Klauseln. Selbst wenn die Medienhäuser vor Gericht das Recht zugesprochen bekommen, innerhalb Irlands Gebühren einzuheben, haben sie derzeit keine Handhabe, die Zahlung auch durchzusetzen. Als zusätzliche Einnahmequelle für darbende Medienhäuser taugt die Idee derzeit also kaum. Eine europaweite Regelung ist jedenfalls nicht in Sicht. Das sehen auch einige irische Medienprofis so.
John Ryan von der Irish Times sagt gegenüber ReadWrite, die ganze Aktion sei ein Schildbürgerstreich der Zeitungen. "Das beruht auf einer Vermischung des Gebrauchs von URLs mit der Reproduktion von Inhalten auf Seiten des Zeitungsverbandes. Der Lizensierungs-Arm der Organisation hat daraufhin begonnen, Zahlungsaufforderungen zu verschicken." Die Irish Times ist die einzige natioonale Zeitung, die an freien URLs festhält.
Im Netz stößt der Vorschlag aus Irland hauptsächlich auf Kopfschütteln. Viele Kommentatoren sehen die finanzielle Zukunft der Zeitungen in einer Mischung Online-Paywalls und originären Inhalten und nicht in unrealistischen Forderungen nach Link-Geld.
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