pte20121031016 in Leben

Indonesische Kidnapper suchen Opfer auf Facebook

Entführer treten mit Jugendlichen über soziale Netzwerke in Kontakt


Kindesmissbrauch: Opfer auf Facebook gesucht (Foto:flickr.com/saouthworth)
Kindesmissbrauch: Opfer auf Facebook gesucht (Foto:flickr.com/saouthworth)

Jakarta/Wien (pte016/31.10.2012/13:56) In Indonesien wurden dieses Jahr bereits 27 Kinder auf Facebook ausgeforscht, entführt und sexuell misshandelt. Die Entführer versuchten laut Angaben der indonesischen Polizei die Kinder auch über SMS und andere Medien zu kontaktieren und sie zu einem Treffen zu drängen. Kinderschützer schlagen Alarm und warnen vor den Gefahren sozialer Netzwerke.

Wettlauf gegen die Zeit

Viele junge Indonesier sind sich der Gefahren, die digitale Medien mit sich bringen, nicht bewusst. Teenager veröffentlichen oft persönliche Fotos und Daten, ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Dadurch geraten sie ins Visier von Entführern und Vergewaltigern.

"Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und der Facebook-Wahn ist ein großer Trend in Indonesien", sagt Arist Merdeka Sirait von der National Commission for Child Protection http://ncpcr.gov.in . Sie fordert die Polizei dazu auf, schneller zu Handeln, um weitere Fälle zu verhindern.

Falsche Versprechungen

Medienanalysen zufolge sind rund 50 Mio. Indonesier auf Facebook aktiv. Damit reiht sich Indonesien unter die Länder mit der stärksten Nutzung des sozialen Netzwerks. Die Opfer werden aber nicht nur auf Facebook ausgeforscht. "Vor allem Jugendliche werden von den Tätern per SMS angesprochen", sagt Leonarda Kling von Terre des Hommes http://terredeshommes.org . "Es werden falsche Versprechungen gemacht. Junge Menschen wollen das neueste Smartphone oder neue Kleidung haben. Das machen sich die Täter zum Vorteil."

Die indonesische Regierung sagt, dass im vergangenen Jahr 435 Kinder entführt und sexuell ausgebeutet wurden. Davon wurden 27 Fälle mit Facebook in Verbindung gebracht. Experten gehen aber von einer viel höheren Zahl aus. Entführungen werden oft nicht angezeigt, weil sich die betroffenen Familien vor einer Stigmatisierung im weltweit größten muslimischen Land fürchten. Außerdem glauben viele Eltern nicht daran, dass die Polizei bei der Suche nach ihren Kindern helfen kann.

Facebook gegen Menschenhandel

Facebook hat zu den Vorfällen mittlerweile Stellung genommen und betont, dass die Mitarbeiter das Netzwerk regelmäßig auf verdächtige Inhalte und auffälliges Verhalten absuchen und eng mit den Behörden zusammenarbeiten. Besonders Informationen über Menschenhandel werden laut Facebook sofort an die Polizei weitergeleitet.

"Wir nehmen diese Angelegenheit sehr ernst. Solche Aktivitäten sind auf unserem Netzwerk zwar nicht sehr verbreitet, wir haben aber Vorkehrungen getroffen, mit denen wir gegen die Täter vorgehen", schreibt Facebook-Sprecher Andrew Noyes. Die Vorfälle in Indonesien wollte er nicht kommentieren.

Keine Zahlen

"In Österreich werden pro Jahr 100 bis 150 Kinder als vermisst gemeldet. Derzeit gibt es keine aufgeschlüsselten Daten zu den Hintergründen. Ob Entführungen konkret auf Facebook oder andere Netzwerke zurückzuführen sind, lässt sich nicht sagen", sagt Astrid Winkler von der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung http://ecpat.at gegenüber pressetext.

Die Expertin beobachtet rechtliche Verbesserungen. Seit einem Jahr gibt es in Österreich einen Gesetzestext, der sich dieser Thematik widmet: "Im speziellen geht es um sogenannte Grooming- Fälle im Internet, wo sich Täter in soziale Netzwerke einschleusen und Kinder dazu bringen, sich mit ihnen zu treffen, um sie dann zu missbrauchen. Da gibt es auch noch keine Zahlen."

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Peter Oslak
Tel.: +43-1-81140-316
E-Mail: oslak@presstext.com
Website: www.pressetext.com
|