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Internetseite misst Diskriminierung Homosexueller

nohomophobes.com zählt Verwendung abwertender Begriffe bei Twitter


Regenbogenparade: Unterstützung aus dem Netz (Foto: pixelio.de, m -o -d)
Regenbogenparade: Unterstützung aus dem Netz (Foto: pixelio.de, m -o -d)

Edmonton (pte002/29.09.2012/06:05) Die Internetseite http://nohomophobes.com dokumentiert die alltägliche Verwendung von diskriminierenden Ausdrücken für Homosexuelle bei Twitter. Seit dem 5. Juli 2012 zählt das Projekt der University of Alberta http://www.ualberta.ca Tweets, in denen die Worte "Faggot", "So Gay", "No Homo" oder "Dyke" vorkommen. Aktuelles Gezwitscher, das einen der Ausdrücke enthält, wird zudem in Echtzeit auf der Startseite angezeigt. Mit der Webseite wollen die Initiatoren auf die immer noch sehr häufige, manchmal unbeabsichtigte Verwendung von diskriminierender Sprache hinweisen.

Weit verbreitet

"Auch die deutschen Pendants solcher abwertender Begriffe gehören zu den häufigst gebrauchten Schimpfwörtern, etwa auf Schulhöfen oder in Fußballstadien. Das erschwert es Homosexuellen, sich zu outen und stärkt zudem sehr rigide Geschlechterrollen. In der Anonymität des Internets entstehen oft unsägliche Schmähungen, das Netz macht sichtbar, was die Menschen sich früher nur gedacht haben. Wir setzen auf Aufklärung in der Bevölkerung, um die Situation zu verbessern", sagt Renate Rampf vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) http://lsvd.de gegenüber pressetext.

Laut nohomophobes.com wurde allein das Wort "Faggot" seit Anfang Juli über zweieinhalb Mio. Mal in Tweets verwendet. Die Zahl steigt ständig an. "Wir wollen klarstellen, dass nicht alle Urheber der Tweets bewusst homophobe Äußerungen tätigen. Wir wollen erreichen, dass die Menschen nachdenken, bevor sie etwas sagen und sich der möglichen Wirkung ihrer Aussagen bewusst werden", sagt Kristopher Wells, einer der Initiatoren des Projekts, gegenüber der Huffington Post. Die Internetseite soll zusätzlich durch eine Werbekampagne unterstützt werden, die bisherigen Rückmeldungen sind laut Wells sehr positiv.

Hartnäckige Vorurteile

"Die Forschung zeigt, dass Vorurteile vor allem durch den persönlichen Kontakt mit Minderheiten abgebaut werden. Je weiter die Gleichberechtigung in einem Land gediehen ist, desto mehr Menschen kommen in ihrem persönlichen Umfeld in Kontakt mit Homosexuellen. Die rechtliche Öffnung von Ehen oder eingetragenen Partnerschaften spielt hier eine wichtige Rolle, auf diesem Gebiet verbessert sich die Situation in Europa seit einigen Jahren, andernorts steht aber immer noch die Todesstrafe auf Homosexualität", so Rampf.

Homosexuellen, die im Netz auf beleidigende Äußerungen treffen, rät der LSVD im Einzelfall abzuwägen, ob rechtliche Schritte gesetzt werden sollen. "Öffentliche Beleidigungen können in Deutschland angezeigt werden. Allerdings kann eine Anzeige den Hetzern auch ein Podium geben, das sie nutzen können. Die Reaktion sollte auf die Qualität der Angriffe abgestimmt werden. Der LSVD dient als Anlaufstelle für Diskriminierungsfälle und beschäftigt auch Juristen zur Prüfung", sagt Rampf.

Auch andere Anti-Diskriminierungsstellen dienen als Anlaufstelle, online sind die Möglichkeiten derzeit aber noch dünn gesät. "Der Staat müsste hier für geeignete Stellen sorgen. Insgesamt profitieren Schwule und Lesben von der Möglichkeit, offen über Homosexualität zu sprechen, auch wenn es gerade im Netz eine Menge Beschimpfungen gibt. Deshalb ist es sehr gut, dass Universitäten wie die in Alberta hier Forschungsarbeit machen. In Deutschland passiert das viel zu wenig. Wir versuchen das Thema öffentlich zu diskutieren. Widerstand kommt oft von fundamentalistischen Religionsgemeinschaften", erklärt Rampf.

(Ende)
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