"Medien opfern Seriosität, um Yuan abzugreifen"
New York Times kopiert Konkurrenz und präsentiert chinesische Version
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Chinesische Times: Goldgrube und Ausverkauf (Screenshot: cn.nytimes.com) |
Peking (pte015/28.06.2012/13:30) Heute, Donnerstag, ist die New York Times in Peking mit ihrer neuen chinesischsprachigen Ausgabe http://cn.nytimes.com online gegangen. Wie die Financial Times oder das Wall Street Journal will sich auch die weltbekannte Qualitätszeitung ein Stück vom wachsenden chinesischen Medien- und Werbemarkt sichern. Neben Übersetzungen von englischen Artikeln sollen auch Beiträge von rund 30 chinesischen Journalisten veröffentlicht werden. Der Schwerpunkt liegt auf den Themen Wirtschaft, Kultur Internationales, wie US-Medien berichten. Mögliche Probleme mit der Zensur werden eingeräumt, aber ignoriert.
Chinesische Leser für Wachstum
Der Vorstoß nach China soll mithelfen das schwindende Printgeschäft und die zu geringen Online-Einnahmen aus den traditionellen Absatzmärkten aufzuwiegen. 500 Mio. chinesische Internetnutzer und der laut PwC http://www.pwc.com mit Ausgaben von 39,5 Mrd. US-Dollar mittlerweile drittgrößte Werbemarkt der Welt bieten ins Wanken geratenen Medienkonzernen eine verlockende Perspektive. "Ich lehne das politische System in China ab. Management-Fantasien, die dazu führen, dass die Seriosität aufgegeben wird, um Renmimbi abzugreifen, sind fragwürdig", sagt Jan Krone von der Fachhochschule St. Pölten http://fhstp.ac.at gegenüber pressetext.
Die digitalen Werbeumsätze der New York Times sind in den ersten drei Monaten 2012 um 10,3 Prozent gesunken, die analogen gingen ebenfalls um 7,2 Prozent zurück. "Der Einstieg in China ist ein Ausdruck dafür, wie schlecht es den Medien geht. Sich zum Passagier totalitärer Regime zu machen ist nicht Aufgabe freier Medien. Die harte Zensur in China, die mit riesigem Personalaufwand betrieben wird, gilt auch für internationale Konzerne, wie das Beispiel Google gezeigt hat. Bei den betreffenden Medien scheinen die Jungs mit den Taschenrechner das Kommando übernommen zu haben", so Krone.
Industrie zieht mit
Eine Sprecherin der New York Times hat zugegeben, dass einige Inhalte der englischsprachigen Ausgabe aus China nicht aufgerufen werden können und dass durchaus auch mit der chinesischen Ausgabe Probleme mit der Zensur zu erwarten sind. Die Server befänden sich aber außerhalb Chinas und die die gewohnten journalistischen Standards sollen eingehalten werden. Unter den Werbepartnern, die beim Start der chinesischen New-York-Times-Ausgabe mit an Bord sind, befinden sich namhafte Unternehmen wie Bloomingdale's und Cartier. Um den Markteinstieg vorzubereiten, hat sich die Times schon vor einiger Zeit einen Account beim chinesischen Twitter-Pendant Weibo gesichert, der für Promotionszwecke genutzt werden sollte. Laut "The Next Web" wurde der Account bereits gelöscht, was sicher kein gutes Omen ist.
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