Pressefreiheit in Österreich mit Luft nach oben
Umfrage zeigt Stellenwert für Demokratie und Verbesserungspotenzial
![]() |
VÖZ-Präsident: Mehr Geld um freie Presse zu gewährleisten (Foto: VÖZ) |
Wien (pte017/02.05.2012/12:40) Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) http://www.voez.at hat anlässlich des morgigen Internationalen Tages der Pressefreiheit eine Umfrage zur diesbezüglichen Situation in Österreich in Auftrag gegeben. Auf einer Pressekonferenz in Wien wurden die Ergebnisse heute, Mittwoch, präsentiert. Das Ergebnis zeigt, dass freie Medien in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert genießen. Für die Pressefreiheit in Österreich sieht die Bevölkerung jedoch noch Luft nach oben. Der VÖZ fordert zur Erhaltung der Qualität in Österreichs Printmedien höhere Förderungen, mehr Transparenz und mehr Zeitungen in Schulen.
Essenzielle Pressefreiheit
Die telefonische Umfrage, die das market-Institut unter 500 Österreichern durchgeführt hat, ist repräsentativ für die Gesamtbevölkerung über 15 Jahren. "Pressefreiheit ist ein Minderheitenprivileg. Über 80 Prozent der Weltbevölkerung müssen darauf verzichten. In Österreich ist eine freie Presse ein hohes Gut. 78 Prozent der Befragten messen ihr großen oder sehr großen Wert bei. Unter höher Gebildeten liegt der Wert sogar bei 92 Prozent", freut sich VÖZ-Präsident Hans Gasser.
Allerdings können sich 18 Prozent der Bevölkerung vorstellen, dass der Staat Zeitungsinhalte vor der Veröffentlichung kontrolliert. "Dieses kritische Potenzial zeigt, dass der Kampf für freie Medien weitergeführt werden muss", so Gasser. Auch in Österreich entspricht der Grad der Pressefreiheit noch nicht den Vorstellungen der Allgemeinheit. Mit einer Plakatkampagne will der VÖZ ab morgen auch auf die internationalen Problemherde der Pressefreiheit, etwa Syrien, den Iran oder Nord-Korea aufmerksam machen.
Verbesserungen möglich
"Nur 38 Prozent der Österreicher sind überzeugt, dass die Freiheiten der Medien in Österreich genügen. Es gibt noch viel Arbeit", sagt market-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer. Vor allem Journalisten, die oft Skandale aufdecken und auch unpopuläre Meinungen vertreten, sind ein wichtiger Bestandteil der demokratischen Ordnung, wie die Umfrage ergibt. Zur Wahrung dieser Funktion sind die Österreicher auch bereit, Geld auszugeben. 53 Prozent der Befragten befürworten eine öffentliche Förderung des unabhängigen Journalismus, unter höher gebildeten Österreichern findet dieser Vorschlag sogar noch mehr Zustimmung.
Der VÖZ interpretiert das aus Eigeninteresse als Befürwortung seiner Forderung nach mehr Presseförderung. "In den letzten 20 Jahren wurde die Presseförderung halbiert. Die Zeitungen werden durch die Online-Konkurrenz weiter unter Druck geraten. Ohne finanzielle Unterstützung wird es schwierig", so Gasser. Eine Förderung von unabhängigen Online-Medien wäre im Sinne einer zukunftsträchtigen Medien-Förderung auch diskutierbar. Die Umfrage bestätigt aber, dass Zeitungen tatsächlich das höchste Ansehen in der Bevölkerung genießen.
Maßnahmen für freie Presse
50 Prozent der Österreicher glauben, dass Kauf-Tageszeitungen unabhängige oder sehr unabhängige Berichterstattung liefern. Da die Grundgesamtheit zu 43 Prozent aus über 50-Jährigen besteht, verwundert die überlegene Führung der Tageszeitungen wenig. Hinter den Printerzeugnissen folgen in der Berichterstattungs-Gunst der Österreicher die privaten Radios mit 43, privates TV mit 42 und der ORF, dessen Unabhängigkeit vermutlich aufgrund seiner Nähe zur Politik angezweifelt wird, mit nur 40 Prozent. Zeitungsportalen im Internet trauen nur 37 Prozent der Befragten Unabhängigkeit zu, andere Internetquellen kommen nur auf neun Prozent.
Damit auch die Leser von morgen noch auf Papiererzeugnisse setzen, will der VÖZ neben mehr Presseförderung auch öffentliche Gelder für die flächendeckende Versorgung österreichischer Schüler mit Zeitungen. Derzeit werden mit der Initiative"Zeitung in der Schule" schon über 105.000 Schüler mit Printprodukten versorgt. Eine Ausweitung auf alle Kinder würde mehrere Mio. Euro verschlingen. Neben finanziellen Förderungen wünscht sich der VÖZ auch klarere gesetzliche Richtlinien.
"In Deutschland und der Schweiz ist klar geregelt, was Journalisten zugänglich ist und was nicht. Das Amtsgeheimnis in Österreich sollte dahingehend neu überdacht werden", sagt VÖZ-Geschäftsführer Gerals Grünberger. Auch schon beschlossene Richtlinien, wie das neue Medientransparenzgesetz (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/111206020 ), das im Juli in Kraft tritt, müssen laut VÖZ besser kommuniziert werden. Laut der Umfrage weiß kaum jemand, wozu das Gesetz überhaupt da ist.
(Ende)| Aussender: | pressetext.redaktion |
| Ansprechpartner: | Markus Keßler |
| Tel.: | +43-1-81140-305 |
| E-Mail: | kessler@pressetext.com |
| Website: | www.pressetext.com |


