APA von rechten Burschenschaften vereinnahmt
Hummel: Keine Meisterleistung für Pressefreiheit und Demokratie
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Abgeordneter Guggenbichler: APA-Informationsmonopol bei WKR-Ball (Foto: ORF) |
Wien (pte013/27.01.2012/12:00) Der umstrittene Wiener Korporations-Ball (WKR-Ball), der heute, Freitag, in der Wiener Hofburg stattfindet, verschafft der Austria Presse Agentur (APA) als einzigem Medium exklusiven Zutritt. Das hat der Vorsitzende des Ballkomitees und FPÖ-Landtagsabgeordnete, Udo Guggenbichler, in der Nacht auf Donnerstag im ORF in der Club-2-Diskussion "Wie rechtsextrem ist Österreich?" bekannt gegeben. Diese Instrumentalisierung durch das rechte Lager dürfte dem APA-Image als unabhängige Presseagentur nachhaltig Schaden zufügen. Denn die APA hat es bis dato unterlassen zu fordern, dass alle Medienvertreter zugelassen werden.
Keine Meisterleistung der APA
"Dass sich die APA von rechten Burschenschaften einvernehmen lässt und sich dazu nicht äußert, zeigt wenig politisch-moralisches Gespür des Managements. Erklärbar ist dieses Verhalten durch die ökonomischen Interessen", sagt Roman Hummel vom Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg http://uni-salzburg.at gegenüber pressetext.
Zur Rolle der APA führt der Medienexperte weiter aus: "Wenn nur ein einziges Medium zum Ball zugelassen ist, erschwert dies mangels Vielfalt die Bewertung der Berichterstattung." Es handelt sich laut Hummel weder um eine Meisterleistung noch um eine günstige Entwicklung für Pressefreiheit und Demokratie.
ORF würgt Thema ab
Das Thema der Akkreditierung von Journalisten, die es in bisherigen WKR-Bällen nicht gab, wurde in der hitzigen Fernsehdebatte von Ariel Muzicant, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, aufgeworfen. Muzicant, der den Ball zuvor als "Who is Who der Rechtsextremen und Nazi-Szene Europas" beschrieben hatte, kritisierte vor allem die fehlende Information über die teilnehmenden Gäste an das Innenministerium sowie an den Verfassungsschutz. "Dann wird dafür gesorgt, dass keine Journalisten auf den Ball kommen, um nicht darüber zu berichten", so Muzicant.
ORF-Moderatorin Eva Rossmann stellte daraufhin die Frage an Guggenbichler, ob Pressevertreter beim Ball eingelassen werden. Das Ballkomitee habe am Mittwoch aufgrund der zahlreichen Presseanfragen eine Entscheidung getroffen, so dessen Antwort. "Wir haben beschlossen, dass wir exklusiv die APA zulassen, und die APA dann die Information an alle anderen Medien weiterleitet. Damit ist eine objektive Berichterstattung durch die Presseagentur gewährleistet." Bevor Guggenbichler den eigentlichen Vorwurf ausformulieren konnte, wechselte ORF-Moderatorin Rossmann das Thema auf die internationale Vernetzung.
APA kein Störenfried
Per OTS-Presseaussendung am Donnerstagmittag http://bit.ly/xDg3dR wiederholte Guggenbichler die Ankündigung, dass allein die APA eingeladen ist. "Dadurch werden Österreichs Medien Zugang zu Informationen über den Ball haben. Hätten wir alle Medienvertreter zugelassen, wäre ein reibungsloser Ablauf der Veranstaltung nicht mehr gewährleistet. Nachdem wir nicht selektiv einige Medien ausschließen wollten, haben wir uns entschlossen, der APA die Exklusivrechte einzuräumen", so der WKR-Ball-Veranstalter.
Der APA-Genossenschafter ORF verkündete kurz darauf im Beitrag "WKR-Ball wirft seine Schatten voraus" im Wien-Channel von ORF ONLINE: "Erstmals sind heuer zu dem Ball auch Journalisten zugelassen. Der Ballausschuss gab im Vorfeld bekannt, die Austria Presse Agentur zur Berichterstattung einzuladen."
Seit die UNESCO kürzlich dem WKR-Ball das Fehlen von Toleranz und Respekt vor anderen Kulturen vorgeworfen hatte - was den Verlust des "Weltkulturerbes" der Wiener Bälle zur Folge hatte - ist das Medieninteresse in Österreich enorm. Umstritten ist unter anderem das Festhalten der Veranstalter am Datum des 27. Januars. Dieser Tag wurde anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum Holocaust-Gedenktag deklariert. Wie bereits im Dezember 2011 beschlossen, wird der Ball am Freitag zum letzten Mal am Amtssitz des Bundespräsidenten stattfinden. Zurück geht dies auf die Initiative von Hofburg-Mitbetreiber Casinos Austria, der sich damit gegen jede Form von Extremismus ausspricht.
ORF2-Aufzeichnung Club 2 "Wie rechtsextrem ist Österreich?" vom 25.01.2012: http://tvthek.orf.at/programs/1283-Club-2
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