Winter: Hirsche fressen deutlich weniger
Drosselung des Stoffwechsels unabhängig vom Nahrungsangebot
![]() |
Hirsch: Aufnahme von Nahrung wird reduziert (Foto: pixelio.de, ich und du) |
Wien (pte024/19.12.2011/15:50) Rotwild reduziert seine Stoffwechselrate, egal wie üppig oder karg das winterliche Nahrungsspektrum ist. Das dokumentiert eine Arbeit aus dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna http://www.vu-wien.ac.at . Große Säugetiere in Mitteleuropa reduzieren im Winter ihren Stoffwechsel und damit ihren Energiebedarf deutlich. Bisher war unklar, ob die winterliche Stoffwechselreduktion eine direkte Folge des Futtermangels ist.
Nicht alle schlafen im Winter
Viele kleinere Säugerarten überbrücken deshalb die kalte Zeit mit Winterschlaf, doch mit der Ausnahme einiger Bärenarten bleiben große Tiere wach und müssen auch im Winter nach Futter suchen. "Die Ergebnisse helfen uns, die Physiologie der Tiere genauer zu verstehen. Entsprechend können die Tiere auch artgerecht ernährt werden", sagt Institutssprecher Klaus Wassermann gegenüber pressetext.
Den Experten war bekannt, dass große Säuger ihre Stoffwechselaktivität einschränken, um mit dem winterlichen Nahrungsmangel fertig zu werden. Rothirsche, Steinböcke, Wildpferde - sie alle senken im Winter den Energiebedarf enorm. Möglich macht dies die Toleranz niedrigerer Körpertemperatur, die sich besonders stark in den äußeren Körperteilen und Gliedmaßen zeigt.
Ob diese Reaktionen tatsächlich wie beim Winterschläfer schon vorsorglich in Erwartung des winterlichen Nahrungsengpasses auftreten oder ob sie eine direkte Konsequenz unzureichender Nahrungsaufnahme sind, haben Christopher Turbill, Walter Arnold und Kollegen experimentell an Rothirschen, die im Wildgehege des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna naturnah leben.
Miniatursender verwendet
Die Forscher setzten Telemetrietechnik zusammen mit computergesteuerten Fütterungsautomaten ein. Sie nutzten die aus der tierärztlichen Praxis schon lange bekannte Tatsache, dass Wiederkäuer keine Probleme mit kleineren Fremdkörpern in ihrem Pansen haben. 15 Rothirschkühen wurden durch Abschlucken Miniatursender in die Netzmägen eingebracht
Der Sender konnte die Herzschlagrate, die Stoffwechselintensität, und die Temperatur der Tiere im Körperinneren über 18 Monate lang aufzeichnen. Jedes Tier bekam abwechselnd vier Wochen lang Futter so viel es wollte, gefolgt von vier Wochen reduzierter Futtergabe, die den winterlichen Nahrungsengpass simulierte.
Wie die Forscher erwarteten, bewirkte die Futterreduktion eine Reduktion der Herzschlagrate. Diese Verminderung war jedoch gering im Vergleich zu den jahreszeitlich bedingten Unterschieden. Schlug das Herz der Tiere im Mai noch 65 bis 70 mal pro Minute, fiel ihre Pulsfrequenz im Winter bis auf 40 Schläge pro Minute.
Körperwärme entscheidend
Der Puls ging zu der Zeit zurück, zu der Futter in freier Wildbahn zur Mangelware wird. Auch der enorme Anstieg der Herzschlagrate im Frühling erfolgte unbeeinflusst vom Nahrungsangebot. Das Prinzip änderte sich nicht - ganz gleich, ob die Tiere gerade im Schlaraffenland lebten oder auf Diät waren. "Wie Winterschläfer folgen die Tiere einem inneren Programm" sagt Turbill. Auch die Qualität des Futters hatte keinen Einfluss.
Abgesehen von der Ernährung wirkt die kalte Körperschale als Isolationsschicht im Winter. Das Köperinnere wird vor Wärmeverlusten an die kalte Außenwelt geschützt. "Körpergröße zusammen mit einem Temperaturgradienten zwischen Körperschale und -kern ermöglichen eine Reduktion der inneren Wärmeproduktion, die bei kleinen Tieren wie Igel oder Siebenschläfer unweigerlich zum Auskühlen des Köperkerns bis fast auf den Gefrierpunkt und zur völligen Starre führt", so Arnold.
(Ende)Aussender: | pressetext.redaktion |
Ansprechpartner: | Oranus Mahmoodi |
Tel.: | +49-30-29770-2519 |
E-Mail: | mahmoodi@pressetext.com |
Website: | www.pressetext.com |