Do-it-yourself bei Bestattungen im Trend
Trauerpsychologin: Aufgaben helfen Angehörigen aus Hilflosigkeit
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Urne: Angehörige gestalten immer öfter selbst (Foto: pixelio.de/Grunwald) |
Hamburg/Wien (pte015/19.10.2011/12:40) Der Spartrend bei Begräbnissen setzt sich fort. Discont-Bestatter boomen und immer mehr Aufgaben werden von Angehörigen aus Kostengründen in Eigenregie übernommen. 78 Prozent der Deutschen wollen künftig bei der Bestattung ihrer Angehörigen mithelfen, wenngleich dies bisher erst 21 Prozent gemacht haben, zeigt eine aktuelle Umfrage des Portals Bestattungen.de http://www.bestattungen.de . Psychologen sehen in dieser Entwicklung jedoch auch die Rückkehr des Persönlichen in den Trauerprozess.
Musikauswahl bis Leichenwaschen
Unter den bevorzugten Aufgaben, die Angehörige übernehmen wollen, ist die Auswahl der Trauermusik (71 Prozent), die Dekoration (53 Prozent) und das Halten der Trauerrede (37 Prozent). Traueranzeigen werden oft selbst aufgegeben oder die Trauerkarten gestaltet. Selten, aber öfter als früher wollen die Angehörigen auch Sarg oder Urne designen, die Formalitäten selbst erledigen oder den Sarg beim Begräbnis tragen. Am Ende der Liste ist das Einkleiden und Waschen des Verstorbenen, das nur vier Prozent selbst erledigen würden. Die Ersparnis: Bis zu 400 Euro bei der Trauerrede, bis 300 Euro bei Blumen und Trauermusik.
Dass dieser Trend in seinen Anfängen ist, sieht auch Christine Pernlochner-Kügler, Chefredakteurin beim Netzwerk Aspetos http://www.aspetos.at , im pressetext-Interview. Statt der Kostenreduktion stehe jedoch vor allem die Wiederentdeckung des persönlichen Abschieds im Vordergrund, der über Jahrzehnte ein Tabu war. "Die eigene Beteiligung hilft den Angehörigen sehr in der Trauer und kann sie aus ihrer Hilflosigkeit bei einem Todesfall herausholen", so die Bestatterin und Trauerpsychologin.
Abschied persönlich gestalten
Sparen durch Selbstmachen empfiehlt Pernlochner-Kügler bei Blumen und Kränzen speziell in der Wiesenblumen-Saison, sowie auch bei der Gestaltung von Sarg und Urne. "Beide können bemalt, besprayt, umstrickt oder umhäkelt werden." Eine persönliche Trauerrede punktet meist mehr als eine professionell vorbereitete, allerdings müsse man sich der Grenzen bewusst sein. "Tod, Bestattung und Trauer sind für Angehörige ein Ausnahmezustand, der Kreativität oft vereitelt. Günstig ist es deshalb, sich auf zu erwartende Todesfälle vorzubereiten oder Rat oder Hilfe von Experten einzuholen."
Das Waschen und Ankleiden der Leiche fand früher in der Regel zu Hause statt, bis der Tod ab den 1960er Jahren weitgehend in Heime und Spitäler verlegt wurde und der Bestatter zum Zug kam. "Eine Rückbesinnung hat auch bei dieser Aufgabe eingesetzt, doch gibt es hier noch die größten Berührungsängste, da die Leute es nicht mehr gewöhnt sind", so die Trauerpsychologin. Während es Bestatter routiniert und effizient erledigen, wird es deutlich zeitaufwändiger, wenn der Angehörige mithelfen will - und teurer. "Statt einer Dienstleistung wird die Aufgabe zum Ritual - und heilige Handlungen brauchen Zeit."
Discont-Begräbnis im Kommen
Dennoch ist neben der Personalisierung auch der Spartrend in der Bestattung nicht abzustreiten. So gibt es 2011 einen regelrechten Boom bei der Discont-Bestattung (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20110920026 ). Für Aspetos-Leiter Jörg Bauer ist diese Entwicklung ein Deutschland-Spezifikum. "In Österreich ist der Bestattungsmarkt weit weniger dynamisch, da er erst 2002 liberalisiert wurde, und Billigbestattung wird weit weniger geschätzt." Meist versammelt sich in Österreich noch immer der gesamte Familienverband am Grab und ist zum gemeinsamen Essen nach dem Begräbnis eingeladen.
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