pte20110916017 in Leben

Online-Privatsphäre von Kindern wird neu geregelt

US-Bundeshandelsbehörde verlangt Update nach zehn Jahren


Kind mit Computer: Immer jüngere sind online (Foto: flickr, Dirk Lehmann)
Kind mit Computer: Immer jüngere sind online (Foto: flickr, Dirk Lehmann)

Washington (pte017/16.09.2011/13:35) Die US-amerikanische Bundeshandelskommission (FTC) http://ftc.gov drängt darauf, per Gesetz die schnell fortschreitende IT-Technologie einzuholen, die das Leben von Kindern jeden Tag berührt. Tatsächlich ist die derzeit gültige gesetzliche Handhabe des Children's Online Privacy Protection Act (Coppa) mehr als ein Jahrzehnt alt. Somit weist er bei neueren Entwicklungen, wie Social Media und Smartphones deutliche Lücken auf. "Kinder sind technikbegeistert, aber haben eine geringe Urteilsfähigkeit", bemerkt FTC-Chef Jon Leibowitz.

"Von den Grundrechten her sind die USA schon immer ein Vorbild gewesen. Jedoch sehe ich es kritisch, wenn unter dem Titel des Privatsphären-Schutzes von Kindern versucht wird, zu sehr in deren Aktivitäten einzugreifen", meint Hans Zeger von der ARGE Daten http://argedaten.at auf Nachfrage von pressetext. Eltern und Kinder wollen nicht immer dasselbe, so der Experte. Insofern sei es schwierig zu beurteilen, welche Rechte Kinder auf die Durchsetzung haben.

US-Recht schützt auch bisher gut

Das bisherige US-amerikanische Gesetz verlangt von Firmen, dass sie bei Kindern unter 13 Jahren das elterliche Einverständnis einholen müssen, bevor sie persönliche Daten sammeln dürfen. Die FTC schlug hier als Erleichterung des Prozederes vor, dass anstatt des bisherigen, zweistufigen E-Mail-Verkehrs auch eingescannte Einverständniserklärungen und Videokonferenzen für gültig erklärt werden können. Die Kommission betonte, dass diese Neuregelung wegen der explosionsartigen Steigerung, die bei Kindern, die mobile Medien benutzen, einfach notwendig wird.

"Um die Privatsphäre im Internet gesetzlich neu zu schützen, muss man Visionen umsetzen, nach vorne schauen", so Mark Rotenberg, Rechtsanwalt in Privatsphäre-Angelegenheiten. Er erwartet sich insbesondere strenge Regeln für Ortung und Gesichtserkennung. Common Sense Media, eine Anwaltsgruppe aus San Francisco, hat bemerkt, dass Eltern "nach wie vor die letzte Instanz beleiben sollten, wenn es um die privaten Daten ihrer Kinder geht". Auch der Jura-Professor Eric Goldman sieht die Grundfeste der Regelung nicht wanken: "Speziell Start-ups, aber auch andere Firmen vermeiden es ohnehin, Kinder unter 13 Jahren anzusprechen. Um mit Coppa konform zu gehen, sind die Anforderungen viel zu genau und teuer. Das rentiert sich einfach nicht."

Datenschutz-Experte: Anbieter in die Pflicht nehmen

"Ich vertrete einen ganz anderen Ansatz: Die Anbieter sollen stärker verpflichtet werden, Standards einzuhalten. Das Problem bei Facebook ist der systematische Missbrauch persönlicher Kontakte für Online-Marketing", gibt sich Zeger kämpferisch. Das Datenschutzgesetz in unseren Breiten sehe keine spezielle Regelung für Kinder vor, Kinder seien aber als Personen geschützt. Wenn Eltern Filter und Protokolle zur Überwachung der Online-Aktivitäten ihrer Kinder installieren, sei das nicht zielführend: "Man erzieht Kinder zu Heuchlern und zudem zu Experten, wie man so etwas umgeht."

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Clemens Plasser
Tel.: +43-1-81140-315
E-Mail: plasser@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|