pte20110831020 in Leben

Diffamierung neuer Volkssport im Web 2.0

Verdoppelung von Rechtsstreitigkeiten innerhalb eines Jahres


Courtney Love: Negative Trendsetterin (Foto: flickr, Tom Edwards)
Courtney Love: Negative Trendsetterin (Foto: flickr, Tom Edwards)

London/München (pte020/31.08.2011/12:00) Der stark ansteigende Gebrauch von Social Media hat in Großbritannien innerhalb eines Jahres zur Verdoppelung von Verleumdungsklagen vor Gericht geführt. Für Deutschland sieht Social-Media-Rechtsexperte Jan Christian Seevogel http://seevogel.net ebenfalls eine Zunahme, aber keinen alarmierenden Trend: "Die Anzahl der Fälle korreliert mit den Userzahlen sozialer Netzwerke. Je mehr Menschen im Internet und in Social Media unterwegs sind, desto mehr Rechtsverletzungen gibt es", so Seevogel im Gespräch mit pressetext.

"Allerdings", gibt Seevogel zu bedenken, "steigt auch die Bereitschaft gegen solche Rechtsverletzungen vorzugehen. Das Internet ist letztlich ein Abbild der tatsächlichen Welt. Der Unterschied besteht darin, dass im Vergleich zu früher ein erheblich erleichterter Zugang zur Öffentlichkeit besteht." Jeder könne publizieren. Oft fehle auch das Unrechtsbewusstsein. Gerade in Betrieben, wo Mitarbeiter es nur gut meinten. Es liegt an den Firmen selbst, eigene Social-Media-Guidelines festzulegen, meint der Experte.

Courtney Love verurteilt

Prominentes Negativbeispiel ist die Cobain-Witwe Courtney Love, die durch ihren Streit mit der Modedesignerin Dawn Simorangkir viel Laub im Boulevardblätterwald aufgewirbelt hat: Wegen einer Meinungsverschiedenheit über die Bezahlung von Kleidung nannte Love sie via Twitter eine "lügende, betrunkene alte Schachtel und Diebin". Diese Beleidigung kostete sie fast eine halbe Mio. Dollar. Love konnte es nicht lassen und beleidigte wegen des verlorenen Prozesses auch ihre Anwaltskanzlei. Jetzt steht ihr eine weitere Verleumdungsklage ins Haus.

Provider zur Verantwortung ziehen

Der Anwalt und Medienspezialist Korieh Duodu von der Kanzlei Addleshaw Goddard http://www.addleshawgoddard.com rief wegen der dramatisch steigenden Anzahl an Fällen zu mehr Verantwortlichkeit und Disziplin im Netz und speziell in den Social Media auf. Er meint, dass ein großer Teil des Materials im Internet von privaten Usern stammt und daher nie professionelle, redaktionelle Methoden wie ein Fakten-Check darauf angewendet worden sind.

"Sicherlich müssen auch die Provider zunehmend zur Verantwortung gezogen werden", so Duodu. Privatpersonen und auch Betriebe sähen sich einem zeit- und nervenraubenden Prozess gegenüber sobald der Schaden angerichtet ist und beleidigendes und verleumderisches Material gelöscht werden soll. "Viele Anbieter von Plattformen wollen aber keine Verantwortung für den Inhalt übernehmen, den ihre User generieren."

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Clemens Plasser
Tel.: +43-1-81140-315
E-Mail: plasser@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|