Meinungsmache: Griechen-Krise vs. Hitler-Politik
Deutsche und griechische Medien durch einseitige Berichte gespalten
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Griechenland: Medienzwist mit Deutschland (Foto: flickr.com, J. D. Carnessiotis) |
Hannover (pte023/10.08.2011/13:55) Die Schuldenkrise Griechenlands und ihre Folgen für Europas Geberländer haben zu einem Mediengefecht geführt. Auf die anfangs einseitige Position deutscher Medien fanden griechische Titel scharfe Antworten. Die teils diffamierenden Gegendarstellungen gingen sogar soweit, die gegenwärtige deutsche Politik mit jener Hitlers und Goebbels zu vergleichen. Wie die Leibniz Universität Hannover http://www.uni-hannover.de und die Aristoteles Universität Thessaloniki feststellen, haben Printmedien beider Länder durch ihre "Meinungsmache" dazu beigetragen, dass das Verhältnis zwischen den beiden Ländern angespannt ist.
Geeigneter Sündenbock
"Deutsche Berichte haben Griechenland zu Beginn der Debatte unerhört diffamierend dargestellt und beispielsweise als 'Pleitestaat' beschimpft", sagt Hans Bickes, Sprachwissenschaftler an der Uni Hannover, im Gespräch mit pressetext. Auf der Gegenseite wurden etwa die gesamte Nazi-Vergangenheit Deutschlands und ausstehende Reparationszahlungen aufgearbeitet. Gerade deutsche Boulevardmedien hielten dem Experten zufolge sehr lange an einer emotionalen Berichterstattung fest. Für die notwendigen Zahlungen und Rettungspakete der Finanzkrise fanden sie in Griechenland einen geeigneten Sündenbock.
"Die Qualitätsmedien haben im Vergleich etwas ausgewogener berichtet und ausreichend Hintergrundinformationen geliefert", erklärt Bickes. Zwar wiesen auch sie darauf hin, dass die Griechen über ihre Verhältnisse gelebt hatten, wählten dabei jedoch objektivere Formulierungen. Auf die medialen Spitzen aus der Bundesrepublik reagierten die griechischen Medien dennoch schnell verstimmt. Die angeführten Stereotype und dargelegten Gegendarstellungen werden laut Bickes bei Kritik aus Deutschland jedoch ohnehin immer wieder neu belebt.
Konfliktpotenzial geschürt
Griechenland wurde in der deutschen Berichterstattung durch Metaphern meist nur eine schwache Position zugestanden und als unfähig dargestellt, den eigenen Staat zu führen. Dem entgegen sei Deutschlands Staatsführung geradezu vorbildlich. "Hinzu kommt, dass in den deutschen Medien die Angst geschürt wird, Griechenlands Schuldenkrise sei eine Gefahr für den eigenen Staat", heißt es. Emotionale und verärgerte Reaktionen der deutschen Bevölkerung auf die Finanzkrise der Griechen seien angesichts derartiger Berichte erklärbar.
Als "Front der Wölfe" bezeichneten im Gegenzug die griechischen Medien indirekt das gemeinsame Vorgehen der Europäischen Union in der Krise. Ein Konfliktpotenzial und Vorurteile werden durch solche Metaphern geschürt. Eine langfristig irreparable Verstimmung zwischen den beiden Ländern ist Bickes zufolge aber nicht zu erwarten. Die Wogen sind mittlerweile einigermaßen geglättet, nachdem eine ganze Reihe weiterer Länder ähnliche Finanzprobleme bekannt geben musste. So planen die Experten etwa eine Ausweitung ihres Projekts auf die mediale Berichterstattung in Spanien.
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