pte20110810001 in Forschung

Prius X Parlee: Schalten per Gedankensteuerung

Experte sieht Alltagstauglichkeit der Technologie noch in weiter Ferne


Prius X Parlee: Per Gedankenkraft den Gang einlegen (Foto: priusprojects.com)
Prius X Parlee: Per Gedankenkraft den Gang einlegen (Foto: priusprojects.com)

Torrance, Kalifornien (pte001/10.08.2011/06:05) Autobauer Toyota und Radhersteller Parlee haben das im Rahmen der "Prius Projects" http://www.toyotapriusprojects.com entwickelte Fahrrad Prius X Parlee vorgestellt, dessen Gangschaltung sich mit der Kraft der Gedanken bedienen lässt. Der Fahrer trägt dazu einen mit entsprechenden Sensoren ausgerüsteten Helm, der Gehirnströme misst. Ein Prozessor am Rad verarbeitet die überlieferten Signale und ändert bei erkanntem Kommando die Übersetzung der Tretbewegungen. Der Fahrer kann die Kommunikation mit einer iPhone-App trainieren. Experte Raul Rojas vom Informatik-Institut der Freien Universität Berlin sieht darin eine Demonstration des Forschungsstands und erläutert, welche Hürden die Technologie noch zu nehmen hat.

Grundlagenforschung

Das ergonomisch ausgereifte und ästhetisch hochwertige Fahrrad lässt das Herz vieler Zweiradfreunde höher schlagen. Die Aussichten, in absehbarer Zeit selbst mit dem Gefährt auf Bergen oder durch Häuserschluchten zu verkehren, sind jedoch gering. Toyota und Parlee planen keine kommerzielle Produktion des Hightech-Vehikels.

"Hier geht es um Grundlagenforschung, nicht um die Anwendung im Alltag", stellt Rojas im pressetext-Interview fest. Er selbst forscht im Bereich der Gedankensteuerung und leitete das Projekt "Brain Driver" der FU Berlin, das die Technik in Autos zum Einsatz brachte. Probanden konnten mit ihren Gedanken Gas, Bremse und Lenkrad eines computergesteuerten Pkw kontrollieren. "Alltagstauglich ist die Technik noch lange nicht", so der Wissenschafter.

Konzentration und Kompatibilität

In der Forschung arbeitet man daran, ein großes Manko zu beheben. Die Mess-Apparaturen arbeiten nicht bei allen Menschen gleich gut. Die Ursachen dafür können sehr verschieden sein und reichen von der Beschaffenheit der Kopfhaut, der Dicke des Schädelknochens bis hin zu möglichen Unterschieden im Gehirn selbst. Ziel ist es, universelle Sensoren zu entwickeln, die gute Ergebnisse bei der großen Mehrheit der Testpersonen erzielen.

Ein weiterer Stolperstein ist die Anstrengung, die derzeit für die Bedienung eines gedankengesteuerten Systems nötig ist. "Das erfordert sehr viel Konzentration", schildert Rojas. "Es ist schwer, das länger als 15 Minuten durchzuhalten." Trotzdem ist man wesentlich weiter als vor zehn Jahren, sagt er im pressetext-Gespräch. Damals, als die Technologie noch in den Kinderschuhen steckte, benötigte man wesentlich kompliziertere Sensoren und deutlich mehr Übungszeit als heute.

In zehn Jahren in den Haushalt

Professionell eingesetzt wird heute fast ausschließlich die Messtechnik. So werden beispielsweise die Hirnströme von Flugzeugpiloten im Simulator erfasst, um Stressreaktionen und Müdigkeit zu beobachten und zu analysieren. Im Heimbereich kommen aktuell nur Systeme zum Einsatz, die Behinderten Menschen bei bestimmten Tätigkeiten helfen, die sie manuell nicht ausführen können (pressetext berichtete: http://www.pressetext.com/news/20110709001 ). Für Wachkoma-Patienten ist das Verfahren oft die einzige Chance zur Kommunikation mit der Außenwelt. Doch auch hier stößt man auf das Problem, dass die eingesetzten Sensoren längst nicht bei allen Menschen brauchbaren Output liefern.

"In zehn Jahren", schätzt Rojas, "wird es kommerzielle Geräte für Behinderte geben." Neben der Bedienung von Computern und On-Screen-Tastaturen wäre auch die Umrüstung von Haushalten denkbar, so dass etwa Lichtschalter auch auf Gedankenkommandos reagieren.



(Ende)
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