pte20041021020 in Leben

Russischer Privatsender verzichtet auf Nachrichten

TV als politikfreie Unterhaltung bringt CTC auf Erfolgskurs


Moskau (pte020/21.10.2004/10:39) Die TV-Station CTC ist Russlands erfolgreichster Privatsender in einer unter staatlicher Kuratel stehenden Medienlandschaft. Das Erfolgsrezept des 1996 gegründeten Senders ist der Verzicht auf Nachrichten und die ausschließliche Konzentration auf Unterhaltung. "Wir haben keine Politik?", betont CTC-Gründer Peter Gerwe, ein Amerikaner aus San Francisco, der mit CTC reich geworden ist. Im Gegensatz zu den TV-Sendern der gefallenen Medienzaren Wladimir Gusinsky und Boris Beresowski kann dem Kreml beim CTC-Programm höchstens ein Hollywood-Schinken oder eine TV-Soap missfallen, berichtet das Wall Street Journal (WSJ) heute, Donnerstag.

Nicht einmal als das russische Fernsehen landesweit vom Geiseldrama in Beslan beherrscht wurde, zeigte CTC Nachrichten. Stattdessen lief die US-Serie "Charmed". "Wenn zehn andere Sender über dasselbe berichten, wäre es unmoralisch dem Publikum die Wahl vorzuenthalten", meint CTC-Chef Alexander Rodnyansky zur dieser Programmierung. Natürlich seien alle Comedy-Programme gestrichen worden. Das Programm besteht aus eingekauften Unterhaltungsformaten aus aller Welt, TV-Serien sowie Kinohits aus Hollywood. 1996 brachte CTC US-Serien wie "Melrose Place" und "Alf" nach Russland. Inzwischen kann der Sender aber auch auf erfolgreiche Eigenproduktionen wie "Poor Nastya" verweisen.

Genau diese Unternehmenspolitik und der boomende russische TV-Werbemarkt machen CTC zum erfolgreichsten Privatsender Russlands. Der Sender ist bei der Publikumsreichweite auf dem vierten Platz. In westlichen Ländern würde ein unpolitischer Unterhaltungssender wie CTC nicht weiter auffallen. Abgesehen vom Mangel an unabhängiger politischer Berichterstattung werde dem Fernsehen in Russland aber ein Informations- und Bildungsauftrag zugeschrieben, so das WSJ. Deshalb werde CTC nicht weit über eine Reichweite von zehn Prozent kommen solange nicht auch Nachrichten im Stil westlicher Privatsender gezeigt werden, meint die Medienkritikerin Irina Borodina von der Zeitung Kommersant http://www.kommersant.ru zum WSJ. Denn bei politischen Krisen will auch das junge TV-Publikum Nachrichten aus dem Fernsehen beziehen, so Borodina.

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