pte20040713025 in Leben

Die vernachlässigten Krankheiten im Schatten von AIDS

Hilfsorganisationen zögern trotz einfacher und billiger Behandelbarkeit


Liverpool (pte025/13.07.2004/12:27) Viele Mio. der ärmsten Menschen leiden unnötig an Krankheiten, die von der westlichen Welt ignoriert werden, warnt der Experte David Molyneux von der Liverpool School of Tropical Medicine http://www.liv.ac.uk/lstm/ . Die Fokussierung auf HIV, Tuberkulose und Malaria hat zu einer Vernachlässigung anderer Krankheiten geführt, obwohl diese relativ einfach und billig zu behandeln wären, im Vergleich zu AIDS.

Laut Molyneux setzen internationale Organisationen zu hoch gesteckte Ziele, die geradezu unerreichbar sind. Beispielsweise ist es extrem schwer bei HIV eine antiretrovirale Therapie bereitzustellen. Das Ziel der WHO http://www.who.int ist eine Versorgung von drei Mio. Betroffenen mit antiretroviraler Behandlung in Afrika bis zum Ende von 2005, was nach Ansicht von Molyneux extrem schwierig zu realisieren ist.

Der Wissenschaftler fordert eine Ausrichtung der Bemühungen auf tropische Krankheiten in den Entwicklungsländern, die einfach zu behandeln sind. In den vergangenen 25 Jahren konnten beispielsweise Programme für die Flusskrankheit und den Guinea-Wurm die Ausbreitung dieser Krankheiten unter Kontrolle halten, und zwar mit geringem Aufwand und sehr kosteneffektiv. Für zehn US-Cent kann der Flussblindheit vorgebeugt werden, für weniger als einen Dollar kann man Probleme der öffentlichen Gesundheit eindämmen. Das ist sehr wenig, wenn man diese Kosten mit jenen für eine antiretrovirale Behandlung von HIV-Patienten vergleicht, die circa 200 Dollar pro Patient und Jahr für den Rest ihres Lebens ausmacht.

Molyneux vermutet die Ursache darin, dass es in der westlichen Welt kaum Wissen über diese Krankheiten gibt und sich die Menschen in den Industrieländern nicht damit identifizieren können, weil sie dort nicht vorkommen. Er ruft zu einem größeren Bewusstsein und Aufbringung von Mitteln für diese vernachlässigten Krankheiten auf.

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