pte20190828026 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Menschliche Spracherkennung entschlüsselt

Laut TU-Dresden-Forschern beginnt Prozess bereits in Leitungsbahnen vom Ohr zur Großhirnrinde


Medialer Kniehöcker im Probanden-Gehirn (Foto: Mihai et al. 2019, CC-BY license)
Medialer Kniehöcker im Probanden-Gehirn (Foto: Mihai et al. 2019, CC-BY license)

Dresden (pte026/28.08.2019/11:30) Die Spracherkennung beim Menschen beginnt bereits in den Leitungsbahnen vom Ohr zur Großhirnrinde und nicht, wie bisher angenommen, ausschließlich in der Großhirnrinde selbst. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung von Forschern der Technischen Universität Dresden (TU Dresden) http://tu-dresden.de .

Gehirn besser als jeder PC

Für TU-Dresden-Neurowissenschaftlerin Katharina von Kriegstein ist das menschliche Gehirn die "bewunderungswürdigste Sprachverarbeitungs-Maschine". "Es funktioniert viel besser als computerbasierte Sprachverarbeitung und das wird wohl auch noch eine ganze Zeit lang so bleiben, denn die genauen Abläufe der Sprachverarbeitung im Gehirn sind bisher noch weitestgehend unbekannt."

In der aktuellen Studie haben die Forscher 33 Versuchspersonen mithilfe von funktioneller Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) untersucht. Die Testpersonen bekamen Sprachsignale von Sprechern zu hören. Dabei sollten sie in wechselnder Reihenfolge eine Sprachaufgabe oder eine Kontrollaufgabe zur Stimmerkennung durchführen. Das Team nahm die Gehirnaktivität während des Versuchs mithilfe der MRT auf. Ergebnis: Eine Struktur in der linken Hörbahn - der mediale Kniehöcker - zeigt eine besonders hohe Aktivität, wenn die Probanden eine Sprachaufgabe durchführen (im Gegensatz zu der Kontrollaufgabe) und wenn Versuchspersonen besonders gut im Erkennen von Sprache sind.

Wissenschaftliche Neudefinition

Bisher hatte die Wissenschaft angenommen, dass alle Hörinformationen gleichermaßen über die Hörbahnen vom Ohr zur Großhirnrinde geleitet werden. Die aktuellen Aufnahmen der erhöhten Aktivität des medialen Kniehöckers zeigen aber, dass die Verarbeitung der Hörinformation bereits beginnt, bevor die Leitungsbahnen die Großhirnrinde erreichen.

"Wir haben schon seit einiger Zeit erste Hinweise darauf, dass die Hörbahnen spezialisierter auf Sprache sind, als bisher angenommen. Diese Studie zeigt nun, dass dies tatsächlich der Fall ist: Der Teil des medialen Kniehöckers, der die Information vom Ohr zu der Großhirnrinde transportiert, verarbeitet Hörinformation anders, wenn Sprache erkannt werden soll, als wenn andere Bestandteile von Kommunikationssignalen erkannt werden sollen, wie zum Beispiel die Stimme des Sprechers", so von Kriegstein zu der in "eLife" publizierten Untersuchung.

(Ende)
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