pte20210902002 in Leben

Laien erkennen Fake News nach Bauchgefühl

Ausgewogene Gruppen von "normalen" Menschen sind so zuverlässig wie Profi-Faktenprüfer


Fake News: Laien erkennen diese zuverlässig (S. Hermann/F. Richter, pixabay.com)
Fake News: Laien erkennen diese zuverlässig (S. Hermann/F. Richter, pixabay.com)

Cambridge (pte002/02.09.2021/06:05)

Manche soziale Medien versuchen, Falschmeldungen zu finden, um sie zu eliminieren. Doch bei der Fülle an Informationen, die täglich ins Netz fließen, sind sie eher auf Zufallstreffer angewiesen, auch wenn Algorithmen bereits automatisch eine Vorauswahl treffen. Jetzt haben Forscher um Jennifer Allen, Doktorandin an der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology https://www.mit.edu/ in Cambridge/USA eine Lösung gefunden, die zudem preiswert ist. Sie haben festgestellt, dass Gruppen von zehn bis 15 nicht speziell ausgebildeten Faktenprüfern ebenso zuverlässig arbeiten wie die Experten.

[b]Kostengünstige Prüfmethode[/b]

Die Forscher arbeiteten mit 207 Nachrichten, die die Prüf-Algorithmen von Facebook zur weiteren Prüfung markiert hatten, weil sie in Verdacht standen, Fake News zu sein. Allen ließ eine relativ kleine, politisch ausgewogene Gruppen von Laienlesern die Nachrichten bewerten. „Die durchschnittliche Bewertung einer Menge von zehn bis 15 Personen korrelierte mit den Urteilen der Faktenprüfer", so Allen. Das helfe bei dem Skalierbarkeitsproblem, da diese Bewerter normale Leute ohne Schulung zur Faktenprüfung waren und nur die Schlagzeilen Leitsätze lasen, ohne die Zeit für Recherchen zu haben. Das bedeute, dass diese Methode kostengünstig eingesetzt werden könnte. Allen schätzt, dass die Kosten für eine Prüfung dieser Art etwa 0,90 US-Dollar pro Geschichte betragen.

[b]Plattform für Amateur-Faktenprüfer[/b]

Die Nachrichten, mit denen es die Probanden zu tun hatten, waren von einem Facebook-Algorithmus als prüfungsbedürftig identifiziert worden, entweder weil Grund zu der Annahme bestand, dass sie problematisch waren oder einfach weil sie weit verbreitet waren oder wichtige Themen behandelten wie Gesundheit. Die Forscher setzten 1128 US-Bürger ein, die die Mechanical Turk Plattform von Amazon nutzten, mit der Amateure gegen Bezahlung unter anderem Fakten überprüfen wie die Telefonnummern von Restaurants, die sich im Internet präsentieren.

[b]Profis waren sich nicht immer einig[/b]

Den einzelnen Gruppen wurden Schlagzeilen und Leitsätze von jeweils 20 Nachrichten präsentiert. Die Probanden sollten die Geschichten als „genau", „wahr", „zuverlässig", „vertrauenswürdig", „objektiv", „unvoreingenommen" und „ein Ereignis beschreibend, das tatsächlich stattgefunden hat" einstufen.

Gleichzeitig erhielten drei professionelle Faktenprüfer die 207 Geschichten, um sie nach einer Recherche zu bewerten. In etwa 50 Prozent der Fälle kamen alle Faktenprüfer zum gleichen Ergebnis. In 42 Prozent der Fälle stimmten zwei der drei Faktenprüfer überein und in neun Prozent der Fälle kamen die Faktenprüfer zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die Gruppenbewerter kamen per Bauchgefühl zu ähnlichen Ergebnissen.

(Ende)
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