pte20181011018 Kultur/Lifestyle, Bildung/Karriere

Kinder aus armem Haus werden öfter kriminell

Ergebnisse aus Dänemark laut britischen Forschern auch auf Staaten wie Deutschland übertragbar


Faust: Gewalt als häufige Todesursache (Foto: Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de)
Faust: Gewalt als häufige Todesursache (Foto: Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de)

Manchester (pte018/11.10.2018/11:30) Kinder von Familien mit wenig Geld haben ein signifikant größeres Risiko, als Erwachsene später auf die kriminelle Schiene zu geraten oder sich selbst zu verletzen. Das haben Epidemiologen an der University of Manchester http://manchester.ac.uk ermittelt. Kinder, die in den ersten 15 Lebensjahren in den wohlhabendsten 20 Prozent aller Familien aufwuchsen, verletzen sich zwischen dem 15. und 33. Lebensjahr am seltensten und werden am seltensten kriminell. Jene aus den fünf Prozent der ärmsten Familien verletzten sich dagegen sieben Mal häufiger selbst. Und sie geraten sogar 13 Mal öfter auf die schiefe Bahn.

Eine Mio. Daten ausgewertet

Vergleicht man die Kinder aus den 20 Prozent der reichsten und aus den 20 Prozent der Familien mit dem geringsten Einkommen, stellt man fest, dass Letztere sich 2,9 Mal häufiger selbst verletzen und 2,3 Mal öfter kriminell werden, wenn sie erwachsen sind. Die Forscher um Roger Webb und Pearl Mok werteten die Daten von mehr als einer Mio. jungen Dänen aus. 21.267 davon wurden in Krankenhäusern behandelt, weil sie sich selbst verletzt hatten, als sie zwischen 15 und 33 Jahre alt waren. 23.724 junge Erwachsene wurden wegen krimineller Taten verurteilt. Das Einkommen der Eltern wurde bei der Geburt und im Alter der Kinder von fünf, zehn und 15 Jahren ermittelt.

"Unsere Studie wirft ein neues Licht auf die tief sitzenden Gründe für Selbstverstümmelung und den Hang zur Kriminalität", sagt Webb. Obwohl es sich um Daten von dänischen Kindern und Jugendlichen handele, seien die Ergebnisse auch für Großbritannien und andere ähnlich entwickelte Staaten wie Deutschland relevant, weil die demografische Struktur und das Gesundheitssystem vergleichbar seien. Die Zahlen außerhalb von Dänemark könnten sogar noch alarmierender sein, meint Webb, weil die Einkommensunterschiede in Dänemark geringer sind als in anderen Staaten wie Großbritannien.

Selbstverstümmelung und Gewalt

Webb sieht in den Ergebnissen der Studie eine gewaltige soziale Herausforderung. Selbstverstümmelung und Gewalt seien - auch global gesehen - die beiden häufigsten Ursachen für den Tod von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Armut habe einen ebenso ungünstigen Einfluss auf die kindliche Entwicklung wie Streit zwischen den Eltern und Scheidungen. "Unsere Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, sozioökonomische Ungleichheiten in der Kindheit zu bekämpfen", unterstreicht Webb abschließend.

(Ende)
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