pte20211019021 Bildung/Karriere, Medizin/Wellness

Hausärztinnen zufrieden und doch frustriert

Fehlende Karriereoptionen sowie sexistische Bemerkungen noch immer an der Tagesordnung


Hausärztin: Gleichberechtigung fehlt (Foto: pixabay.de, Daniel Dan outsideclick)
Hausärztin: Gleichberechtigung fehlt (Foto: pixabay.de, Daniel Dan outsideclick)

Beirut (pte021/19.10.2021/11:30)

Ärztinnen in 49 Ländern sind laut einer Umfrage der American University of Beirut https://www.aub.edu.lballgemein sehr mit ihrer Karriere zufrieden. Weniger zufrieden sind sie jedoch mit anderen Aspekten ihres Berufs wie Bezahlung, Verwaltungsaufgaben und der Zeit für sich selbst. Zusätzlich berichteten die Ärztinnen von weitreichenden sexuellen Belästigungen in ihrem Beruf. Der Anteil von Frauen in der Familienmedizin nimmt zu, daher ist ihr Wohlbefinden und die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit wichtig. Das gelte laut der Studie vor allem aufgrund der Knappheit von Ärzten, die in diesem Bereich arbeiten. Ziel der Studie war es, die Arbeitsbedingungen und die Karrierezufriedenheit von Hausärzten in einer Vielzahl von Ländern zu untersuchen. 

Der Anteil von Frauen in der Familienmedizin steigt weiter an. In den USA waren 54 Prozent der US-Bürger in diesem Bereich Frauen. Ärztinnen in der Grundversorgung verdienen jedoch 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Frauen berichten auch von mehr Fällen von Burnout und sahen sich mehr Hindernissen bei der Beförderung, Führungsmöglichkeiten, Unterstützungen und Mentorships konfrontiert. 

[b]Karriere bleibt auf der Strecke[/b]

Für die Studie arbeiteten die Forscher das WONCA Working Party on Women and Family Medicine LISTSERV durch und befragten 315 Frauen, die in 49 Ländern in einer Hausarztpraxis arbeiteten. Mit 75 Prozent gaben die meisten Frauen an, mit ihren derzeitigen Arbeitsbedingungen und ihrer Karriere zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Mit 56 Prozent gab jedoch mehr als die Hälfte an, dass es schwer oder sehr schwer sei Fortschritte in der Karriere zu machen. 

[b]Sexistische Bemerkungen häufig[/b]

Als die Ärztinnen ersucht wurden, ihre Arbeitsbedingungen und Karrierezufriedenheit mit der von männlichen Kollegen zu vergleichen, gaben nur 39 Prozent ein ähnliches Gefühl der Zufriedenheit an. Nach der beruflichen Weiterentwicklung gefragt, berichteten nur 30 Prozent der Ärztinnen, dass männliche Kollegen ähnliche Bedingungen vorfänden. Mit 151 Teilnehmerinnen gaben 74 Prozent der Ärztinnen an, dass sie allgemeine sexistische Bemerkungen und sexistisches Verhalten in ihrer Ausbildung oder der Arbeit erlebt hatten. 45 Prozent nannten unangemessene sexuelle Annäherungsversuche, 22 Prozent gaben an, dass diese Annäherungen unter Zwang erfolgten. Die Forscher konnten keine Abweichungen in der Gesamtzufriedenheit der Hausärztinnen in den Bereichen Land und Einkommen feststellen. 

[b]Frauen trotzdem zufrieden[/b]

Laut der Forschungsleiterin Jumana Antoun sind die Ärztinnen trotz aller Schwierigkeiten, vor allem wenn es um die Bezahlung, die administrative Belastung und das Fehlen von Zeit für sich selbst, zufrieden mit ihren Karrieren. „Es ist möglich, dass sie diese Fachrichtung aufgrund der ganz eigenen Qualitäten der Familienmedizin und der Verbindung mit den Patienten gewählt haben und es dabei nicht um Geld und Status gegangen ist. Das bedeute jedoch nicht, dass Arbeitgeber nicht an der Verbesserung des Arbeitsumfeldes arbeiten und es sicherer und gleichberechtigter machen sollten. Die Forschungsergebnisse wurden in „Family Practice" veröffentlicht.

(Ende)
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