pts20230330009 Politik/Recht, Medizin/Wellness

Folterähnliche Zwangsbehandlung in der Psychiatrie verbieten! - KVPM fordert Umsetzung eines WHO-Berichts

Offener Brief an Psychiatrie-Organisation DGPPN


Berlin/München (pts009/30.03.2023/08:30)

Die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte (KVPM) verlangt die umgehende Abschaffung von psychiatrischen Zwangspraktiken wie Elektroschocks, Fesselungen von Patienten und die zwangsweise Verabreichung von Psychopharmaka mit gefährlichen Nebenwirkungen. Die Menschenrechtsgruppe beruft sich dabei auf eine offizielle Forderung der World Health Organisation (WHO). In einem kürzlich erschienen WHO-Bericht wird bestätigt, dass jahrzehntelanger psychiatrischer Zwang zu "physischen und psychischen Schäden und sogar zum Tod" geführt hat(1). Die WHO verlangt deshalb weltweit von den Regierungen, dass das Recht auf Ablehnung einer Behandlung respektiert wird. In einem offenen Brief an den Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, DGPPN, hat die KVPM die Psychiatrie-Organisation an ihre Pflicht erinnert, bei ihren Mitgliedern den Verzicht auf Zwangspraktiken durchzusetzen.

Die KVPM fordert außerdem, die von Psychiatern seit drei Jahrzehnten hochgehaltene Theorie eines chemischen Ungleichgewichts im Gehirn als angebliche Ursache emotionaler Störungen fallen zu lassen. Forscher des University College London (UCL) haben jüngst sämtliche Studien(2) überprüft, welche die Annahme eines solchen Ungleichgewichts zu stützen versuchten. Die in der Zeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlichten Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit widerlegten die Theorie komplett. Die KVPM hat bereits in der Vergangenheit immer wieder erklärt, dass die Behauptung eines chemischen Ungleichgewichts im Gehirn keine wissenschaftliche Grundlage hat und lediglich als Marketing-Schwindel herhalten musste, um den Absatz von Psychopharmaka anzukurbeln und Milliardenprofite zu generieren.

Seit einem halben Jahrhundert setzt sich die KVPM für die Opfer der brutalen, oft folterähnlichen Praktiken in der Psychiatrie ein. Wenn die Forderungen der WHO wirklich umgesetzt werden und die internationale Entwicklung weiter voranschreitet, wird dies nach Auffassung des Vorsitzenden KVPM Deutschland, Bernd Trepping, das Ende der Psychiatrie in der herkömmlichen Form einläuten: "Ohne die unüberschaubare Zahl an Zwangseinweisungen, ohne Zwangsbehandlungen, ohne eingeschlossene Patienten und Fesselungen laufen die Patienten vor den zerstörerischen und verletzenden Behandlungsmethoden der Psychiatrie davon." Der WHO-Report über die menschenverachtenden Methoden in der gegenwärtigen Psychiatrie ist nicht zuletzt durch die vielen Berichte ausgelöst worden, die von der KVPM und ihrer internationalen Dachorganisation, der Citizens Commission on Human Rights (CCHR), über die Jahre dokumentiert worden sind. Nach ihren Erkenntnissen operiert die Psychiatrie mit scheinwissenschaftlichen Methoden, um sich unter anderem als Handlanger für die Vermarktung gesundheitsschädigender Psychopharmaka anzubiedern.

Zusätzlich in Erklärungsnot gerät die Psychiatrie durch besagte Forscher des University College London (UCL). In ihrer im Jahr 2022 veröffentlichten Studie räumen sie mit dem Mythos auf, wonach psychische Störungen durch ein angebliches chemisches Ungleichgewicht im Gehirn verursacht würden. In ihrem Schreiben an den Präsidenten der DGPPN, Professor Dr. Thomas Pollmächer, verlangt die KVPM daher auch eine offizielle Verurteilung der seit drei Jahrzehnten verbreiteten irreführenden Theorie und eine Korrektur der psychiatrischen Lehrbücher. Die DGPPN müsse ihre 10.000 Mitglieder außerdem dazu anhalten, sämtliche Verweise auf ein "chemisches Ungleichgewicht" als Ursache psychischer Störungen von ihren Websites sowie ihren Veröffentlichungen zu entfernen und auch die Einverständniserklärungen der Patienten entsprechend zu korrigieren. Eine Aufrechterhaltung dieser Falschaussage stelle einen Betrug am Verbraucher dar und verletzte auf eklatante Weise das Recht von Patienten auf informierte Einwilligung in eine Behandlung.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, veranstaltete die KVPM anlässlich der Jahrestagung der DGPPN im November vergangenen Jahres in Berlin einen Protestmarsch. Vor dem Kongressgebäude auf dem Messegelände zeigte der Verein parallel zur DGPPN-Tagung in einem 108 Quadratmeter großen Zelt die internationale Wanderausstellung: "Psychiatrie: Tod statt Hilfe". In den drei Tagen besichtigten auch 430 Kongressteilnehmer die Ausstellung. Darunter waren auch 30 Psychiatriegeschädigte. Die meisten Besucher waren Psychiater, Psychologen, Krankenpfleger, Leiter psychiatrischer Anstalten, sowie Leiter sozialpsychiatrischer Dienste sowie Herausgeber von Medizinzeitschriften. Einige Psychiater zeigten sich erstaunlich offen, begrüßten die Aktion der KVPM und beschwerten sich über korrupte Kollegen.

Ein zusätzlicher Info-Stand direkt am Eingang des Kongresszentrums machte auf die noch immer in psychiatrischen Anstalten verabreichten Elektroschocks aufmerksam. Die Forderung nach einem Verbot dieser legalisierten Foltermethode stieß bei vielen Psychiatern auf Übereinstimmung, wobei keiner von ihnen eine schlüssige Erklärung abgeben konnte, warum diese Schockbehandlung funktionieren sollte und welchen Nutzen sie bringen könnte.

Im Jahr 2018 forderte ein Bericht des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen über "Geistige Gesundheit und Menschenrechte" die Regierungen der Welt dazu auf, psychiatrische Zwangsbehandlung, einschließlich Elektrokonvulsionstherapie (Elektroschock) "als Praktiken zu erkennen, die Folter oder eine andere unmenschliche oder degradierende Behandlung oder Bestrafung darstellen."(3)

Im Rahmen der KVPM-Protestveranstaltung zeigte eine Feuerkünstlerin unter musikalischer Begleitung eine Mischung aus Akrobatik und Tanz mit brennenden Fackeln und Feuerseilen. Jedes Mal, wenn sie Feuer spuckte, spiegelte sich das Licht ihrer voluminösen Flammen in den Fenstern des Kongressgebäudes. Viele Kongressteilnehmer hielten das Schauspiel mit ihren Handy-Kameras fest und teilten die Botschaft der Menschenrechtler mit Freunden und Kollegen.

Die Antwort von Prof. Thomas Pollmächer auf das Schreiben der KVPM Deutschland e.V. steht noch aus.

(1) World Health Organisation June 2021, Guidance on community mental health services - Promoting person-centered and rights-based approaches, p. 8. ISBN 978-92 4-002570-7
(2) https://doi.org/10.1038/s41380-022-01661-0
(3) Annual report of the UN High Commissioner for Human Rights to the UN Human Rights Council, 24 July 2018, p. 14, item 46.

(Ende)
Aussender: KVPM Deutschland e.V.
Ansprechpartner: Bernd Trepping
Tel.: +49 89 2730354
E-Mail: info@kvpm-deutschland.de
Website: www.kvpm.de
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