pts20040707035 Unternehmen/Wirtschaft, Technologie/Digitalisierung

Elektro- und Elektronikindustrie präsentiert Branchenzahlen 2003

Wirtschaftliche Lage angespannt - Entlohnungssystem erfolgreich umgesetzt


Wien (pts035/07.07.2004/13:13) Nach zwei enttäuschenden Jahren in Folge kämpfte die Elektro- und Elektronikindustrie auch 2003 mit einer unverändert schwachen Gesamtwirtschaftslage. Der Produktionswert der Branche sank im vergangenen Jahr um weitere 4,4 % auf 8,79 Mrd. EUR. Ebenfalls gesunken ist die Zahl der Beschäftigten, und zwar um 5,8 % auf knapp 55.000. "Der nach wie vor schrumpfende Inlandsmarkt hat uns im letzten Jahr schwer zu schaffen gemacht, zusätzlich verschärft wurde die Situation durch die neuerliche Schließung von Produktionsstandorten", begründete FEEI-Obmann Albert Hochleitner die Rückgänge des vergangenen Jahres. Gleichzeitig äußerte er sich optimistisch, dass mit dem 3. Quartal 2003 die Talsohle erreicht gewesen wäre. "Gegen Ende 2003 war eine Entspannung erkennbar und auch die Zahlen aus den ersten beiden Monaten 2004 weisen auf eine Erholung hin, erstmals verzeichnen wir wieder einen ansteigenden Gesamtproduktionswert."

Die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie war in den vergangenen Jahren wie keine zweite vom raschen Strukturwandel geprägt. Als ein Beispiel nannte Albert Hochleitner die Beschäftigten, die 2003 erstmals mehr Angestellte als Arbeiter verzeichneten. "Um die Konkurrenzfähigkeit der Branche nachhaltig zu sichern, müssen wir auf diese Veränderungen entsprechend reagieren und Rahmenbedingungen schaffen, die der Dynamik der Elektro- und Elektronikindustrie gerecht werden. Der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen für ein Einheitliches Entlohnungssystem für die Elektro- und Elektronikindustrie war deshalb ein längst überfälliger und notwendiger Schritt, von dem wir uns positive Impulse erwarten. Darüber hinaus gebe das Einheitliche Entlohnungssystem auch die Richtung vor, wie insbesondere ein gemeinsamer Kollektivvertrag für alle Arbeiter und Angestellten aussehen könne, so der FEEI-Obmann weiter.

Zu der gegenwärtig laufenden Diskussion der Arbeitszeitverlängerung vertrat er die Meinung, dass es nicht vorranging um die Zahl der Arbeitsstunden ginge, sondern vielmehr darum, wie produktiv die Arbeitszeit genutzt werden bzw. ob sie der Nachfrage und den Kundenbedürfnissen entsprechend angepasst werden könne. "Für uns steht also nicht eine generelle Arbeitszeitverlängerung im Vordergrund, sondern die weitere Arbeitszeitflexibilisierung", brachte es Hochleitner auf den Punkt.

Zweiter wichtiger aktueller Arbeitsschwerpunkt des FEEI ist die Vorbereitung zur nationalen Umsetzung der Elektro(nik)-Altgeräte-Richtlinie (EAG-Richtlinie). Die Interessenvertretung fordert in diesem Zusammenhang die Einrichtung einer unabhängigen Clearingstelle aus dem Verantwortungsbereich der verpflichteten Hersteller/Importeure, die für eine kostengünstige, praktikable und effiziente Umsetzung der Richtlinie sorgt. In diesem Zusammenhang warnte Albert Hochleitner: "Die Clearingstelle kann ihre Aufgabe nur dann für alle Hersteller/Importeure zufriedenstellend und effizient ausüben, wenn sie über die genauen Branchenkenntnisse und die gesamten Marktdaten verfügt. Letztere sind allerdings hochsensible Informationen, die in die Hände von branchennahen Non-Profit-Interessenvertretungen gehören und bei Dritten mit Profit-Interesse nichts verloren haben".

Wirtschaftliche Lage der Elektro- und Elektronikindustrie im Jahr 2003

Gegensätzlich zur Gesamtentwicklung verzeichneten einzelne Produktionsbereiche durchaus positive Entwicklungen. Einige wichtige Sparten, wie Verteilungs- und Schalteinrichtungen oder die Zulieferer von Komponenten der Kraftfahrzeugindustrie steigerten ihre Produktionswerte. Dass das Gesamtergebnis schlecht ausfiel, dafür waren vor allem starke Einbußen in den Sparten Bauelemente und Unterhaltungselektronik verantwortlich. Bei letzterer ist die Situation besonders kritisch. Ehemals eine der wichtigsten Sparten hatte sie 2003 nur mehr einen Anteil von 5,8 % am Produktionswert der Elektro- und Elektronikindustrie.

Die gesamte wirtschaftliche Lage war im vergangenen Jahr von der weltweit schlechten Konjunktur geprägt. Negative Auswirkungen auf den Inlandsmarkt, der aufgrund von Zurückhaltung bei Neuinvestitionen und Sparmaßnahmen des öffentlichen Sektors weiterhin Rückläufe verzeichnete, waren die Folge. Die Gesamtauftragsbestände sind gegenüber dem Vorjahr um 7,2% gestiegen.

Die Ertragslage der Unternehmen war auch 2003 unbefriedigend. Hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Personalkosten sowie der anhaltenden Preisverfall erschwerten die Situation. Die Nettoverkaufspreise sind mit durchschnittlich 3,9 % noch stärker gefallen als 2002.

Exporte bleiben wichtiger Impulsgeber
Trotz der sinkenden Nachfrage nach Elektrotechnik- und Elektronikprodukten im Jahr 2003 war die Exportentwicklung erneut wichtiger Impulsgeber für die Elektro- und Elektronikindustrie. Aufgrund der Produktionseinstellungen sanken die Gesamtexporte zwar um 300 Mio. EUR, der Großteil der Sparten verzeichnete aber Export-Zuwächse und konnte damit das schwache Inlandsgeschäft zumindest teilweise kompensieren. Erfreulich entwickelten sich die Exporte in den EU-Raum, die getragen von den Ausfuhren nach Deutschland (32,5%) um 2% gesteigert werden konnten. Bedingt durch den hohen Dollarkurs sind die Exporte nach Asien (7,6% Exportanteil) um 21,1%, die Exporte nach Amerika (5,3% Exportanteil) um 18,6% zurückgegangenen. Die Exporte nach Osteuropa sind bedingt durch den Einbruch der Exporte nach Ungarn (-23,9%) um 4% gefallen. An den Gesamtausfuhren Österreichs hat die Elektro- und Elektronikindustrie einen Anteil von 12,3 %, was die volkswirtschaftliche Bedeutung der Branche unterstreicht.

Mehr Optimismus für 2004
Die aktuellen Prognosen für 2004 stellen eine Erholung in Aussicht. Die Konjunkturbarometer in Asien und den USA zeigen bereits seit geraumer Zeit nach oben. Der Euro-Raum weist allerdings - bedingt durch einen starken Euro und eine geringe Binnennachfrage - noch deutliche Schwächen auf und reagiert nur sehr zögerlich auf die positiven Entwicklungen. Maßgebliche Faktoren für eine nachhaltige Verbesserung sind die Konjunkturentwicklung beim wichtigsten Handelspartner Deutschland sowie die Nachfrage und Investitionstätigkeit in den neuen EU-Ländern. Die Wachstumsraten in diesen Märkten liegen im Schnitt 2% über denen des restlichen Euro-Raumes. Durch den Beitritt am 1. Mai 2004 bestehen nun auch die entsprechenden formalen Rahmenbedingungen, was den Wirtschaftsbeziehungen mit diesen Ländern zusätzlichen Antrieb geben sollte.

Einheitliches Entlohnungssystem erfolgreich umgesetzt

Das Jahr 2003 stand für den Kernbereich Arbeitswelt der EEI ganz im Zeichen der Verhandlungen zum Einheitlichen Entlohnungssystem, die am 28. Oktober 2003 erfolgreich abgeschlossen wurden. Das neue Modell ermöglicht eine flexiblere Lohn- und Gehaltsverteilung und berücksichtigt Tätigkeit, Erfahrung und Leistung der ArbeitnehmerInnen.

Knapp 6 Monate nach dem Abschluss der Verhandlungen ist das Einheitliche Entlohnungssystem am 1. Mai 2004 in Kraft getreten. "Wir sind sehr glücklich darüber, dass es uns gelungen ist, auf sozialpartnerschaftlichem Wege mit den Gewerkschaften ein neues Entlohnungssystem auszuverhandeln. Dank den Bemühungen unserer Mitgliedsunternehmen kombiniert mit der intensiven Informations- und Betreuungsarbeit von Seiten des Fachverbandes funktionierte auch die Umstellung vom bestehenden auf das neue Entlohnungssystem sehr gut. Das einheitliche Modell wird bereits erfolgreich in den rund 270 Unternehmen angewandt und seit 1. Mai werden die knapp 55.000 Beschäftigte der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie danach entlohnt", äußerte sich FEEI-Geschäftsführer Lothar Roitner positiv zu den Entwicklungen in den vergangenen Wochen und Monaten.

EU-Elektro(nik)-Altgeräte-Richtlinie: FEEI fordert Einrichtung einer unabhängigen Clearingstelle

Im Zuge der Umsetzung der EU-Elektro(nik)-Altgeräte-Richtlinie ist die Installation einer Einrichtung notwendig, die kontrollierende und koordinierende Funktion ausübt. Zu den Aufgaben dieser sogenannten "Herstellerclearingstelle" zählen u.a. Marktanteilsberechnungen, Gebühreneinhebung, Berichtswesen sowie die Kontrolle von Trittbrettfahrern.

Während das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) laut dem derzeit vorliegenden Arbeitspapier zur Abfallwirtschaftsgesetz-Novelle 2004 die Clearingstelle durch Vergabe einer Dienstleister-Konzession (im Wege der Beauftragung des Bestbieters durch einen privatrechtlichen Vertrag) anstrebt, fordert der FEEI die direkte Ernennung einer unabhängigen GmbH in der EAG-Umsetzungsverordnung, die von den hauptsächlich betroffenen Branchen der Hersteller/Importeure getragen und organisiert werden soll.

"Im Fall einer unabhängigen Elektro(nik)-Altgeräte-Clearing-GmbH, die direkt ernannt wird, gibt es keine Ausschreibungsdiskussionen, die Organisationsform mit Non-Profit-Charakter ist in den betroffenen Wirtschaftskreisen bestens akzeptiert und sie garantiert die Sicherheit der Daten", erklärte der stellvertretende Geschäftsführer des FEEI, Manfred Müllner. "Die entsprechende Einflussnahme des Ministeriums ist ebenfalls gesichert, da die Clearingstelle dem BMLFUW untergeordnet wird.", äußerte Müllner sein Unverständnis gegenüber der Vorgehensweise des BMLFUW und betonte zum Abschluss, dass die Vertreter der Industrie sich mit dieser Lösung nicht zufrieden geben, noch dazu wo sie auch für die Finanzierung der Stelle verantwortlich sein werden.

Der FEEI vertritt in Österreich die Interessen von ca. 270 Unternehmen mit rund 55.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von knapp 9 Milliarden Euro. Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern - dazu gehören u. a. die Fachhochschule Technikum Wien, das Forum Mobilkommunikation (FMK), das Umweltforum Haushalt (UFH), das Umweltforum Starterbatterien (UFS), der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) und der Rail Technology Cluster Austria (RTCA) - ist es das oberstes Ziel des FEEI, die Position der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie im weltweit geführten Standortwettbewerb zu stärken.

Für Rückfragen:

GD Dipl.-Ing. Albert Hochleitner, Obmann des FEEI
c/o Siemens Österreich
Tel: 051707-20000

Dr. Lothar Roitner, Geschäftsführer des FEEI
Tel. Nr. 01/58839-12
E-Mail: roitner@feei.at

Dr. Manfred Müllner, Geschäftsführer-Stv. des FEEI
Tel. Nr. 01/58839-18
E-Mail: muellner@feei.at

(Ende)
Aussender: Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI)
Ansprechpartner: Kathrin Mück-Puelacher
Tel.: 01/588 39 29
E-Mail: mueck@feei.at
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