pts20070621027 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Content auf neuen (Ab)Wegen

Inhalte als wesentliche Triebfeder der Entwicklung in der Onlinewelt


Wien (pts027/21.06.2007/11:35) Die aktuellen Herausforderungen und Probleme für die Content-Branche, die nicht zuletzt durch den Paradigmenwechsel hin zum Web 2.0 entstanden sind, diskutierten gestern in der Notariatskammer Vertreter von Microsoft, Wolf Theiss Rechtsanwälte, Dailymotion (Paris), Hutchinson 3G und der Telekom Austria unter der Leitung von Univ.-Prof. Wolfgang Zankl, Chef des europäischen zentrums für e-commerce und internetrecht (http://www.e-center.eu).

Den wohl umfassendsten Überblick über die Situation sowohl von Copyright-Inhabern als auch über die der Web 2.0-Plattformen, deren User oftmals urheberrechtlich geschützte Werke ins Internet stellen, konnte Werner Brell von dailymotion.com bieten: Der gebürtige Österreicher war vor seiner Tätigkeit bei dailymotion.com, dem mittlerweile zweitgrößten Anbieter von Videos im Internet, als Jurist beim Musiksender MTV beschäftigt. Gerade MTV ist oft von Urheberrechtsverstößen durch Internetuser, die Videoclips des Senders ins World Wide Web laden, betroffen. Gegen Marktführer Youtube.com sind Milliardenklagen anhängig, nicht so aber gegen dailymotion.com: "Wir haben uns von Tag eins an mit den Rechteinhabern zusammen gesetzt und gemeinsam an einer Lizenzierung unserer Inhalte gearbeitet. So entsteht eine win-win-Situation: Wir kommen mit legalen Inhalten zu Werbeinhalten, die Rechte der Copyright-Inhaber bleiben absolut gewahrt und die User brauchen keine Verfolgung fürchten.", so Brell.

Rechtssicherheit ist auch für Tina Sagmeister vom Mobilfunker Hutchinson 3G ("Drei") das Um und Auf. Vor allem beim von "Drei" seit einiger Zeit betriebenen mobilen TV ergeben sich aber immer wieder Probleme, da die Rechtslage in Österreich noch nicht immer an die rasche Technologieentwicklung angepasst sei. Obwohl es nicht immer einfach sei, sei es trotzdem wichtig, mit allen Akteuren eine Übereinkunft zu erzielen, so Sagmeister. So könne es aber auch vorkommen, dass man über eine Werknutzung mit bis zu neun Verwertungsgesellschaften mühsam verhandeln müsse. In dieser Hinsicht wünscht sich Sagmeister vom Gesetzgeber eine Verbesserung.

"Die wesentliche Triebfeder für neue Technologien ist mittlerweile der Content geworden", diagnostizierte Robert Hofer-Lombardini von der Telekom Austria und prophezeite gleichzeitig, dass "Content" unseren Alltag noch wesentlicher ändern wird, als es jetzt schon der Fall ist: "In Zukunft werden wir keine Fernsehsender mehr haben, wie wir sie jetzt kennen, sondern es wird zigtausende Kanäle mit Inhalten von Usern für User geben."

Den Mehrwert von selbst produzierten Content strich Gerwald Oberleitner von Microsoft Österreich hervor: "Content ist immer auch sehr stark Kommunikation. Firmen können diesen Umstand zum Beispiel durch 'Corporate Blogs', die von Mitarbeitern zu arbeitsspezifischen Themen verfasst werden, gezielt nutzen."

Alexander Schnider von der Rechtsanwaltssozietät Wolf Theiss kritisierte in seinem Statement die Handhabung von Digital Rights Management (DRM) durch die Industrie: "Im Moment setzt die Industrie auf totale Kopiersperre durch technische Maßnahmen. Richtig verstandenes DRM müsste aber durch ein abgestuftes Lizenzierungssystem die Bedürfnisse der jeweilige Käufer befriedigen und gleichzeitig die immateriellen Rechte der Industrie schützen."

Dem hielt Ferdinand Morawetz, Geschäftsführer der Filmfirma Buena Vista in Österreich, bei der Publikumsdiskussion entgegen, dass das Hauptproblem der Industrie eigentlich das fast völlig fehlende Unrechtsbewusstsein der Raubkopierer sei: "Und mit Raubkopierer meine ich nicht nur ein paar Studenten, sondern die organisierte Kriminalität, die in Österreich alleine einen Schaden von rund 15 Millionen Euro im Jahr durch Verletzung von geistigem Eigentum anrichtet.", so Morawetz.

Zusammengefasst lässt sich für e-center-Leiter und Moderator Univ.-Prof. Wolfgang Zankl sagen: "Die Rolle von Content als Wirtschaftsfaktor ist enorm wichtig. Umso mehr ist Rechtssicherheit sowohl für die User als auch für Content-Industrie von oberster Priorität. Das europäische zentrum für e-commerce und internetrecht als Kompetenzzentrum für Rechtssicherheit im Internet wird auch in Zukunft einen Schwerpunkt seiner Arbeit den neuen und alten Problemen im Zusammenhang mit geistigem Eigentum widmen."

(Ende)
Aussender: europäisches zentrum für e-commerce und internetrecht
Ansprechpartner: Hr. Enes GÖKSEL
Tel.: 01/535 46 60-410
E-Mail: goeksel@e-center.eu
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