pte20220629002 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

"Waymap" navigiert Blinde durch den Alltag

Start-up Waymap hilft Sehbehinderten mittels Schritt-für-Schritt-Wegbeschreibungen per Audio


"Waymap"-Nutzer: schrittweise zum Ziel mit Navigations-App (Bild: waymap.org)

London/Washington (pte002/29.06.2022/06:10)

Die neue App "Waymap" http://waymap.org hilft Sehbehinderten bei der Navigation im öffentlichen Nahverkehr. Das gleichnamige Londoner Unternehmen hat kürzlich einen zweiwöchigen Test seiner Anwendung an drei Haltestellen der U-Bahn in Washington abgeschlossen und will bis September einen Versuch an 25 U-Bahn-Stationen und 1.000 Bushaltestellen starten.

Schritt für Schritt ins Ohr

Die App bietet Nutzern kostenlose Audio-Schritt-für-Schritt-Wegbeschreibungen, die bis auf einen Meter genau sind. Das Start-up nutzt kein GPS, um die User zu verfolgen, sondern zapft die Sensoren der Inertial Measurement Unit eines Smartphones an, also Magnetometer, Beschleunigungsmesser und Barometer, um Daten zu erhalten; etwa darüber, wie schnell jemand geht, wie sein Gang ist oder ob er eine Treppe hoch- oder runtergeht.

Die Daten werden in den Waymap-Algorithmus eingespeist, der auf Basis von Bayes'schen Statistiken 5.000 mögliche Positionen angibt, an denen sich ein Nutzer bei seinem nächsten Schritt aufhalten könnte, und berechnet, wo er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit befindet. Dieser Algorithmus wird in Verbindung mit dem "Kartenabgleich"-Algorithmus von Waymap ausgeführt, um Sehbehinderten genaue Anweisungen zu geben.

Software sieht Wege voraus

"Unser Algorithmus zeichnet die kinetische Energie auf, die Sie beim Gehen verbrauchen, und das erlaubt uns, die ungefähre Geschwindigkeit, mit der Sie gehen, und die wahrscheinliche Schrittlänge zu erkennen", sagt Wymap-CEO Tom Pey gegenüber "TechCrunch". Er merkt an, dass die App zunächst den Standort eines Users mithilfe von GPS bestimmt, bevor sie sich dann nur auf Sensoren verlässt, um festzustellen, wo sich der Benutzer im Verhältnis zu seiner Umgebung befindet. Sobald wir die Geschwindigkeit oder die Schrittlänge kennen und wissen, wo Sie sich befinden, berechnet der Algorithmus mit 99,999-prozentiger Sicherheit, wo ihr nächster Schritt sein wird. Wenn Sie die Geschwindigkeit ändern, erkennen wir das, weil diese Energie durch ihre Hüfte geht", so Pey.

Die exakte Standortbestimmung hängt auch von der Kartierung der Umgebung ab. Künftig wird Waymap für die Kartierung der Außenbereiche von Haltestellen und Bahnhöfen Karten von lokalen Verkehrsbetrieben oder offene Straßenkarten verwenden. Für den Versuch in Washington hat Waymap Lidar-Scans zur Kartierung der Stationen sowie 360-Grad-Videos verwendet. Die Scans lieferten den Grundriss der Stationen, und die Videos halfen dabei, Hindernisse oder interessante Punkte - wie Säulen, Mülleimer oder Sitzbereiche - für behinderte Menschen zu identifizieren.

"Unendliches Routen-Gedächtnis"

"Ein normaler blinder Mensch benutzt regelmäßig etwa 2,5 Routen. Und das bedeutet, dass sie zum Lebensmittelgeschäft und zur Apotheke gehen können. Der Grund dafür ist die Menge an Infos, die man sich merken muss, wenn man sein Augenlicht verliert, und all das in den Kopf zu bekommen, ist ziemlich schwierig, ebenso wie der Versuch, sich mit seiner primären Mobilität zu schützen", so Pey, der mit 39 Jahren selbst sein Augenlicht verlor. "Wir ersetzen also das menschliche Gedächtnis und geben der Person Zugang zu einem unendlichen Gedächtnis in Bezug auf die Routenführung, und das ermöglicht es ihr dann, mit ihren Mobilitätsfähigkeiten überall hinzugehen."

Für den Test in Washington ließ Waymap 15 sehbehinderten Nutzer, sieben sehende Nutzer und drei Orientierungs- und Mobilitätslehrer ihre Telefone an Gürteln befestigen. Wenn die Nutzung von Waymap eine kritische Masse erreicht hat, möchte Pey sehende Menschen dazu bringen, die App während der Fahrt zu nutzen, damit sie dem Start-up Daten über ihre Schritte und die Art und Weise, wie sie sich um Positionen herum bewegen, zur Verfügung stellen können. Dies soll den Algorithmen von Waymap helfen, durch ständig aktualisierte Karten und Routing-Infos zu lernen.

Waymap liefert nicht die erste hilfreiche App für Blinde und Sehbehinderte, um sich besser zu orientieren. So ermöglicht etwa die App "Aware" die Orientierung an öffentlichen Orten (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20161011013 ). Und ein japanisches Unternehmen setzte bereits die Kommunikation mit Ampeln in die Tat um (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20210323002 ).

(Ende)
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