pts20200916020 Kultur/Lifestyle, Tourismus/Reisen

"Das Amt muss auch in Zukunft ständig weiterentwickelt werden"

Interview mit DWI-Geschäftsführerin Monika Reule zur Wahl der 72. Deutschen Weinkönigin


Neustadt an der Weinstraße (pts020/16.09.2020/18:05) Frau Reule, als Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI) verfolgen Sie ganz genau den Absatz des Weins aus den 13 deutschen Weinanbaugebieten. In diesem Jahr ist vieles anders. Was waren und sind die größten Herausforderungen für die heimische Weinbranche?
Sehr herausfordernd war dieses Jahr insbesondere für Weinerzeuger, die sich in der Vermarktung auf den Weintourismus oder die Gastronomie spezialisiert hatten. Sie haben besonders stark unter den Beschränkungen durch die Corona-Pandemie gelitten. Mit Schließung der Gastronomie hat sich aber auch das Konsumverhalten der Verbraucher dahingehend verändert, dass sie ihre Weine verstärkt im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) oder online eingekauft und zu Hause getrunken haben. Dies zeigt sich in einem Anstieg des Weinabsatzes von April bis Juni im LEH um 12,5 Prozent. Die heimischen Weine profitierten mit einem Plus von rund 14 Prozent besonders stark von dieser Entwicklung. Auch die Online-Weinhändler berichten von deutlichen Steigerungen im Weinverkauf. Das Endkundengeschäft hat bei vielen Weingütern ebenfalls zugenommen. Dazu haben auch viele Online-Weinproben, die sehr gut von den Kunden angenommen wurden, einen Teil beigetragen.

Auch in diesem Ausnahmejahr wird eine Deutsche Weinkönigin gewählt, die nunmehr 72. Von den 13 Gebietsweinwerbungen haben 2020 nur sieben eine Kandidatin zur Wahl der Deutschen Weinkönigin am 25. September in Neustadts Saalbau entsendet, die gemäß der diesjährigen Sonderregelungen alle im Finale stehen. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie unter diesen Voraussetzungen überhaupt eine Wahl veranstalten und welche Ziele und Erwartungen verbinden Sie damit?
Wenn in diesem Jahr die Wahl der Deutschen Weinkönigin ausgefallen wäre, hätte die deutsche Weinwirtschaft ein Jahr lang ohne ihre wichtigen Botschafterinnen auskommen müssen. Denn die drei scheidenden Weinhoheiten hatten bereits frühzeitig signalisiert, dass sie nicht für ein weiteres Amtsjahr zur Verfügung stehen können. Voraussetzung für die Durchführung einer Wahl war, dass sich die Mehrheit der Gebiete für die Entsendung einer Kandidatin zur Wahl entscheidet und wir freuen uns, dass dies so gekommen ist. Auch wenn die Wahl in diesem Jahr unter besonderen Umständen und in leicht abgewandelter Form stattfinden wird, bin ich mir sicher, dass wir am Ende eine hervorragende 72. Deutsche Weinkönigin und zwei bestens geeignete Deutsche Weinprinzessinnen haben werden.

Eine Deutsche Weinkönigin wird heute als eine moderne Fachfrau wahrgenommen, die eloquent und weltoffen den deutschen Wein im In- und Ausland repräsentiert. Sie haben einmal gesagt: "Wir entwickeln das Amt ständig weiter". Entspricht dieses jetzt ihren Vorstellungen? Oder wird es in Zukunft andere oder zusätzliche Anforderungen an eine Deutsche Weinkönigin geben?
Das Amt muss auch in Zukunft ständig weiterentwickelt werden, weil sich auch die Gesellschaft weiterentwickelt. Wir haben und nutzen z.B. heute ganz andere Kommunikationsformen als zum Beispiel vor 15 Jahren. Grundsätzlich legen wir bei den Einsätzen der Deutschen Weinkönigin und der beiden Deutschen Weinprinzessinnen großen Wert auf die Überregionalität und die Qualität der Veranstaltungen, bei denen sie auftreten. Konkret heißt das, dass sie aktive Rollen und Aufgaben haben, die der fachlichen Qualifikation der Weinhoheiten gerecht werden. Zudem bemühen wir uns, sie international noch stärker einzusetzen und binden sie auch intensiver in unsere Kommunikationsarbeit ein.

Die Önologie, die Kellerwirtschaft, leitet ihren Namen bekanntlich auch vom griechischen König Oineus ab, der einst die Berge Ätoliens mit Weinreben bepflanzt haben soll. Es heißt DER Wein aber DIE Weinrebe. Andererseits sind viele der in Deutschland meistangebauten Rebsorten maskulin: DER Riesling, DER Burgunder, DER Trollinger, DER Müller-Thurgau, DER Silvaner u.v.a. Ist die Zeit reif, erneut über die Wahl eines Deutschen Weinkönigs nachzudenken - was vor ein paar Jahren ja bereits diskutiert, dann aber recht eindeutig verworfen wurde...?
Wenn man dieser Argumentation folgt, dann ist die Wahl einer modernen Fachfrau zur Deutschen Weinkönigin und weltweiten Botschafterin für den deutschen Wein ja geradezu ein emanzipatorischer Akt bei einer männlich geprägten Rebsortenvielfalt. Aber im Ernst: Es gibt hier und da immer wieder einmal männliche Weinhoheiten auf der Orts- oder Gemeindeebene. Aber solange diese nicht von einem Anbaugebiet als ihr Vertreter für die Wahl der nationalen Weinhoheit entsendet werden, stellt sich für uns diese Frage nicht.

Sie sind Diplom-Agrarbiologin, waren in der Agrarforschung auf mehreren Kontinenten tätig und bestimmten einst auch die Geschicke eines Molkereiverbands und des Deutschen Verbands Tiernahrung. Bevor Sie ihre Ämter für die deutsche Weinwirtschaft antraten, sagten Sie in einem Interview: "Ich bin ja keine Insiderin, das kann jedoch auch von Vorteil sein." Und weiter: "Ich habe mich schließlich nicht auf den Job der Deutschen Weinkönigin beworben". Das ist jetzt über ein Jahrzehnt her. Wie sehen Sie das heute, jetzt als unumstrittene Insiderin?
Genauso, wie ich es damals gesagt habe. Die Aussage sollte in keiner Weise als Geringschätzung des Amtes der Deutschen Weinkönigin verstanden werden, die ja definitf eine Menge Fachwissen haben muss, was ich mir erst mit der Zeit aneignen konnte. Ich wollte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass sich die Aufgaben einer Geschäftsführerin mit vielen konzeptionellen und Managementaufgaben nun einmal sehr deutlich von denen einer Deutschen Weinkönigin unterscheiden - wohl wissend, dass sie als weltweite Botschafterin für den deutschen Wein ein sehr wichtiges und verantwortungsvolles Amt innehat.

2020 verspricht ein guter Wein-Jahrgang zu werden. Und die Weine made in Germany erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Deutsche Weine verzeichneten im Inland in der ersten Jahreshälfte einen Marktanteil von 44 Prozent. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei ca. 20 Litern im Jahr. Online, im Direktverkauf und beim Lebensmitteleinzelhandel läuft der Absatz gut. Und die Export-Steigerungen in die skandinavischen Länder sind außergewöhnlich. Stand September 2020 - und kurz vor der Wahl der nächsten Deutschen Weinkönigin - was ist ihr vorläufiges Fazit für dieses Jahr? Und was sehen Sie als größte Herausforderungen, die auf die 72. Deutsche Weinkönigin zukommen werden?
Die deutsche Weinwirtschaft ist im Großen und Ganzen vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Krise gekommen. Jetzt sind wir mitten in der Lese und hoffen auf einen guten Jahrgang. Für die neue Deutsche Weinkönigin und die beiden Deutschen Weinprinzessinnen wird es spannend zu sehen, welche Veranstaltungen, in die sie sich normalerweise aktiv einbringen würden, in den kommenden Monaten stattfinden werden. Dies betrifft insbesondere auch die Termine in unseren Auslandmärkten, auf die sich die Deutschen Weinhoheiten immer besonders freuen. In den nächsten Monaten wird als weitere Herausforderung für die neue Deutsche Weinkönigin und ihre Prinzessinnen eine starke Präsenz in den sozialen Medien zukommen, um auch in Zeiten mit weniger Terminen sichtbar zu bleiben.

Schon am 19. September (ab 16.00 Uhr) können alle Weininteressenten per Livestream auf den Internetseiten des Deutschen Weininstituts sowie des SWR die Fachbefragung der sieben Kandidatinnen in einem SWR-Studio mitverfolgen. Und ein paar Tage später, am 25. September (ab 20.15 Uhr), im SWR die Livesendung des Finales aus dem Saalbau in Neustadt an der Weinstraße. Werden Sie bei beiden Ereignissen vor Ort sein?
Ja, ich werde vor der Fachbefragung in einem kurzen Interview mit dem Moderator Holger Wienpahl kurz auf diese besondere Wahl eingehen. Am Finale bin ich aktiv in die Livesendung eingebunden und werde kurz nach 22 Uhr verkünden, wer die 72. Deutsche Weinkönigin ist.

Was glauben Sie, sind für die sieben Kandidatinnen in diesem Pandemie-Jahr die größten Hürden, die sie bewältigen müssen?
Die Anforderungen an die Kandidatinnen sind in diesem Jahr genauso hoch wie in den Vorjahren. Auch wenn wegen der Ausnahmesituation alle Bewerberinnen direkt für das Finale qualifiziert sind, gilt es für die jungen Weinfachfrauen, mit der kompetenten und verständlichen Beantwortung vielfältiger Fachfragen rund um die Weinbereitung, das Weinmarketing und den Umgang mit Wein die über 70-köpfige Jury vor den Bildschirmen zu überzeugen. Zudem müssen sie ihr Weinwissen auch in englischer Sprache vermitteln können. Im Finale geht es für die Kandidatinnen darum, die Jury mit rhetorischer Schlagfertigkeit, Spontanität und Charme zu von sich begeistern. Dies alles muss in diesem Jahr ohne die Unterstützung großer Fangruppen passieren.

Gewähren Sie uns bitte zum Schluss noch einen Ausblick auf das nächste Jahr. Wenn alles so wieder ablaufen kann wie zu Vor-Corona-Zeiten, erwartet uns dann ein Wahl-Ablauf wie in 2019 oder gibt es Dinge, wo Sie sagen: Was wir jetzt in diesem Jahr anders machen, machen müssen, das könnte auch von Vorteil für die nächsten Jahre sein...
Wir wären froh, wenn wir im kommenden Jahr wieder eine unbeschwerte Wahl der Deutschen Weinkönigin mit rund 1000 Gästen und der unvergleichlich guten Stimmung im Saalbau von Neustadt an der Weinstraße durchführen könnten. Ob dies möglich sein wird, weiß heute niemand. Ob wir dann Elemente aus diesem Jahr übernehmen oder weiterentwickeln, können wir erst nach der Wahl beurteilen und werden dies gemeinsam mit unseren Partnern, das heißt, der Stadt Neustadt an der Weinstraße und dem SWR, besprechen.

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