pte20190606003 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Russland: Zensurdebatte nach Filmkritik

Protestvideo von YouTube-Star Yevgeny Bazhenov generiert über 260.000 Kommentare


Putin trimmt immer mehr Medien auf Kreml-Linie (Foto: pixabay.com, klimkin)
Putin trimmt immer mehr Medien auf Kreml-Linie (Foto: pixabay.com, klimkin)

Moskau (pte003/06.06.2019/06:10) Der populäre russische Filmkritiker und YouTuber Yevgeny Bazhenov hat auf Googles Videoportal eine heftige Diskussion zum Thema Medienzensur in Russland vom Zaun gebrochen. Auslöser ist eine Klage des Filmstudios Kinodanz, das Bazhenov vorwirft, gegen geltende Copyright-Richtlinien verstoßen zu haben. Da das Studio quasi direkt dem russischen Kulturministerium http://mkrf.ru untersteht, vermutet Bazhenov, er solle mit der Klage mundtot gemacht werden. Ein Video, in dem er seine Kritik formuliert, hat über 260.000 Kommentare generiert.

"Gelenkte Demokratie"

"Wenn es um Zensur und die strenge Kontrolle von Medien geht, hat sich die Situation in Russland im Laufe der letzten Jahre nicht gebessert", sagt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich (ROG) http://rog.at , gegenüber pressetext. Dieser Umstand wird auch in der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit deutlich, in dem das Land, das von Präsident Putin selbst als "gelenkte Demokratie" bezeichnet wird, Rang 149 einnimmt. "Da immer mehr Medien von Oligarchen aufgekauft werden, die mit Putin befreundet sind, werden auch immer mehr auf Linie getrimmt", erklärt die Expertin.

"Sie, ich, wir alle sollten das Recht haben, sagen zu dürfen, was wir uns denken", betont Bazhenov in seinem Protestvideo. Dieses hat inzwischen eine Flut an User-Kommentaren im Netz ausgelöst. "Das Internet ist ein hilfreiches Werkzeug, mit dem man sich gegen Zensur zur Wehr setzen kann. Es fördert die Kommunikation und bietet die Möglichkeit, sich zu artikulieren und dadurch die eigene empfundene Machtlosigkeit zu lindern", so ROG-Präsidentin Möhring.

Klage kam nach Filmkritik

Dass Bazhenov wohl im Auftrag des russischen Kulturministeriums von Kinodanz verklagt worden ist, kommt dem YouTuber zufolge nicht von ungefähr. Im Mai 2018 hatte dieser nämlich eine damals aktuelle Produktion des Studios mit dem Titel "Beyond the Edge" als "unglaublich lustig, schwülstig und protzig" in der Luft zerrissen. Im Januar 2019 sei ihm dann die Klage ins Haus geflattert, was er allerdings erst jetzt auch öffentlich bekannt gegeben hat.

Seitdem Online-Stellen des Videos am 3. Juni, in dem Bazhenov seine Zensurkritik zusammenfasst, wird der YouTuber nun mit unterstützenden Meldungen in den sozialen Online-Medien bombardiert. Allein auf Googles Videoportal wurde der Beitrag bislang bereits mehr als 4,6 Mio. Mal aufgerufen - Tendenz stark steigend.



(Ende)
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