pts20160831032 Medizin/Wellness, Sport/Events

Hautkrebs-Kongress: Jedes Jahr fünf Prozent mehr Neuerkrankungen in Europa

Drei-Klassen-Medizin bei Zugang zu neuen Medikamenten


Wien (pts032/31.08.2016/13:30) Hautkrebs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten explosionsartig ausgebreitet, in Europa steigt die Zahl der Neuerkrankungen jährlich um etwa fünf Prozent. Heute kann Hautkrebs prinzipiell frühzeitig entdeckt und dank neuer Medikamente durch eine frühe Therapie auch in den meisten Fällen geheilt werden. Allerdings sind die neuen Therapien nicht für alle Patienten in Europa zugänglich.

"Hautkrebs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten geradezu explosionsartig ausgebreitet. 1935 lag das Risiko, daran zu erkranken, bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:1.500, 2010 betrug es bereits 1:50", sagt Kongresspräsident Univ.-Prof. Dr. Hubert Pehamberger (langjähriger Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie an der MedUni Wien, Ärztlicher Direktor der Privatklinik Rudolfinerhaus) anlässlich des heute in Wien beginnenden 16. World Congress on Cancers of the Skin und des 12. Congress of the European Association of Dermato-Oncology (EADO). Erwartet werden mehr als tausend Top-Experten aus aller Welt.

Dass immer mehr Menschen an Hautkrebs erkranken, ist in allen Ländern mit überwiegend weißer Bevölkerung zu beobachten. "In Europa steigt die Zahl der Neuerkrankungen jährlich um etwa fünf Prozent", so EADO-Präsident Prof. Dr. Claus Garbe (Universitäts-Hautklinik Tübingen). "Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Melanom-Inzidenz bei einem Fall pro 100.000 Einwohner und Jahr. Inzwischen rangiert es in den meisten westeuropäischen Ländern an den Plätzen 4 bis 7 der häufigsten Krebsarten."

Gegenwärtig sind in den nord- und westeuropäischen Ländern pro Jahr zwischen 15 und 25 Personen pro 100.000 Einwohner vom "schwarzen Hautkrebs" betroffen. Auch die Fälle von Hautkrebsformen ohne Melanom, etwa das Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom, sind in den letzten vier Jahrzehnten enorm angestiegen. Prof. Garbe: "Prognosen erwarten für die nächsten 15 Jahre zumindest eine Verdoppelung der Hautkrebs-Inzidenz-Raten."

Dafür gibt es einen einfachen und weithin bekannten Grund: Sonnenbaden ist durch die veränderten Urlaubs- und Freizeitgewohnheiten seit der Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet, und allen Hautkrebsformen ist gemeinsam, dass das UV-Licht der Sonne einer der auslösenden Faktoren ist.

Europäische Drei-Klassen-Medizin bei Zugang zu neuen Hautkrebs-Medikamenten

Alle Hautkrebsarten können heute bei entsprechender Kontrolle durch den Arzt prinzipiell frühzeitig entdeckt und durch eine frühe Therapie auch in den allermeisten Fällen geheilt werden. In den letzten zehn Jahren wurde eine Reihe vielversprechender Therapien gegen Hautkrebs entwickelt. Wie eine Studie der EADO zeigt, sind die neuen Therapien allerdings nicht für alle Patienten in den europäischen Staaten zugänglich, berichtet Prof. Garbe: "Vor allem in Ost- und Südosteuropa gibt es große Versorgungsdefizite: Rund 5.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr würden von den neuen Medikamenten profitieren, doch sie sind unerschwinglich, sowohl für Gesundheitssysteme als auch für Privatpersonen." (1)

"De facto gibt es in Europa eine Drei-Klassen-Medizin, was den Zugang zu neuen Hautkrebs-Medikamenten betrifft", erklärt Prof. Garbe: In Ländern wie Deutschland ist mit der Zulassung eines Medikamentes auch dessen Finanzierung durch die Krankenkassen gesichert und das Mittel steht somit den Patientinnen und Patienten zur Verfügung. In der Mehrzahl der westeuropäischen Länder müssen zunächst Preisverhandlungen stattfinden, die sich auch über mehrere Jahre hinziehen können. Erst danach werden die Kosten für die Medikamente erstattet, wobei es hier Einschränkungen in einzelnen Staaten geben kann. "Am schwersten ist der Zugang zu den neuen Therapien für die Betroffenen in den meisten osteuropäischen Staaten einschließlich Russland", so Prof. Garbe. "Diese Länder können es sich nicht leisten, die Kosten für die Medikamente zu tragen."

(1) Sekulovic et al: More than 5000 patients with metastatic melanoma in Europe per year do not have access to the new life-saving drugs. ESMO 2016 Abstract 4588

(Ende)
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