pts20151124007 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Symposium der GAMED: "Spiritualität in der Medizin - Chance oder Zumutung?"

Experten diskutierten am 13./14. November in Wien


Wien (pts007/24.11.2015/08:25) Lange Zeit schien Spiritualität in der rein naturwissenschaftlich orientierten Medizin keinen Platz zu haben. Heute wird jedoch zunehmend ihre Bedeutung (wieder-)erkannt, nicht zuletzt, weil Schulmedizin allein häufig zu kurz greift und elementare Bedürfnisse des Menschen unerfüllt lässt. Auf einer multidisziplinären Fortbildungsveranstaltung der GAMED - Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin diskutierten ExpertInnen mit rund 100 TeilnehmerInnen über den Stellenwert von Spiritualität aus historischer und aktueller, aus westlicher und östlicher Perspektive.

Die Liste der namhaften ReferentInnen reichte vom Physiker o. Univ.-Prof. Dr. Herbert Pietschmann über den Moraltheologen und Medizinethiker ao. Univ.-Prof. Dr. Dr. Matthias Beck und die Religionswissenschaftlerin ao. Univ.-Prof. Dr. Birgit Heller bis hin zur Philosophin und Journalistin Dr. Ursula Baatz. In seiner Begrüßungsrede forderte ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Marktl, Präsident der GAMED - Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin "kritische Offenheit für das Thema Spiritualität sowie eine Annäherung im Geiste echter Wissenschaftlichkeit, um Hindernisse und Gefahren, aber auch Chancen und Potentiale möglichst unvoreingenommen wahrzunehmen und zu definieren".

Spiritualität wirkt

In seinem Eröffnungsreferat "Warum wir Spiritualität in der Wissenschaft und Medizin brauchen" definierte Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach, Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften (IntraG), Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder, Spiritualität als "Erfahrung des Bezogenseins auf eine das eigene Ich und seine Ziele übersteigende Wirklichkeit, die sich im Gefühl, im Erkennen und im Handeln zeigt".

Wie wichtig Religiosität bzw. Spiritualität selbst unter Menschen mit naturwissenschaftlicher Ausbildung tatsächlich ist, untermauert eine Umfrage unter rund 900 deutschen Psychotherapeuten (1). Darin gaben zwei Drittel an, an eine höhere Wirklichkeit zu glauben. Ein Drittel bezeichnete sich als spirituell, jeder fünfte als religiös. Insgesamt hatten etwa zwei Drittel selbst zumindest eine bedeutsame spirituelle/religiöse Erfahrung gemacht. In einer weiteren Untersuchung konnte nachgewiesen werden, dass gelebte Spiritualität objektivierbare positive Auswirkungen hat: Das Behandlungsergebnis von Psychotherapeuten nach einer Stunde Soto-Zen-Meditation - evaluiert mittels Symptomcheckliste bei psychischen Störungen (SCL-90) und Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV) - war signifikant besser als jenes von nicht meditierenden (2).

Offenheit ist angesagt

"Gerade bei Menschen in schweren Gesundheitskrisen, in palliativen Situationen oder nach Schicksalsschlägen tauchen spirituelle Themen auf. Dieses Phänomen sollte daher nicht ignoriert werden. Es ist vielmehr die Pflicht der Wissenschaft, diesen Erfahrungsraum in ihren Diskurs zu holen", betonte Walach abschließend.

Quelle:
Symposium "Spiritualität in der Medizin - Chance oder Zumutung?", Fortbildungsveranstaltung der GAMED - Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin, 13./14. November 2015, Wien.

Literatur:
(1) Hofmann L, Walach H. Psychotherapy Research 2011;21 (02),179-192.
(2) Grepmeier L et al., Psychother Psychosom 2007;76(6):332-338.

(Ende)
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