pte20120712014 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

BBC: Fragwürdige Praxis bei freien Journalisten

Freelancer ab 10.000 Pfund zu Abrechnungen über Drittfirmen genötigt


BBC: prekäre Arbeitsverhältnisse (Foto: pixelio.de/Herbert Dazo)
BBC: prekäre Arbeitsverhältnisse (Foto: pixelio.de/Herbert Dazo)

London/Wien (pte014/12.07.2012/13:00) Freie Journalisten, die bei der BBC http://bbc.com jährlich über 10.000 Pfund (rund 12.600 Euro) verdienen, werden vom Unternehmen dazu aufgefordert, die Rechnungen über Drittfirmen abzuwickeln. Nachdem der konservative Parlamentarier Daniel Kawczynski diesen Missstand aufgedeckt hat, versucht das britische Medienunternehmen sich zu verteidigen. Die Unternehmenspolitik bei freien Mitarbeitern wird in einer Stellungnahme als "branchenübliche Vorgehensweise" bezeichnet. Im Moment befinden sich nahezu 12.000 Journalisten in diesem prekären Beschäftigungsverhältnis.

Kawczynski beschuldigte bei einer Debatte im Westminster-Palast die BBC, freie Mitarbeiter mit einem jährlichen Verdienst von über 10.000 Pfund dazu zu zwingen, Rechnungen über Drittfirmen abzuwickeln. Dadurch sollen Millionen an der Steuer vorbei fließen. Der Abgeordnete sprach von "erschütternden und erbärmlichen Zuständen".

Presserat-Präsident empört

"Wir betrachten diese Entwicklung mit wachsendem Unmut. Es ist vollkommen klar, dass ein Medienunternehmen sein unternehmerisches Risiko nicht auf seine freien Mitarbeiter abwälzen kann. Das ist systemwidrig und aus unserer Sicht undenkbar", sagt Franz C. Bauer, Präsident des Österreichischen Presserates http://presserat.at , gegenüber pressetext.

Es sei zu beobachten, dass die Tendenz zur Beschäftigung von freien Journalisten zwar abnehme, dabei stellt der Presserat aber Unrechtmäßigkeiten fest: "Die Leute werden zwar angestellt, bekommen aber immer öfter den falschen Kollektivvertrag, in dem wichtige Themen wie die Meinungsfreiheit nicht vorkommen."

Konzern versucht zu beruhigen

Das Unternehmen erklärt jetzt, dass sich in der Unternehmenspolitik nichts geändert hat: "Dass einige freie Journalisten ihre Rechnungen über Service-Unternehmen abwickeln, ist keine Neuerung der Geschäftsordnung und betrifft nicht die Angestellten."

Ein BBC-Pressesprecher betont, dass diese Praxis in keiner Weise illegal ist und die britische Regierung über diese branchenübliche Vorgehensweise informiert ist. "Das ermöglicht uns Flexibilität für beide, den Sender und das Individuum. Dabei gehen wir auch sicher, dass die entsprechenden Steuern bezahlt werden."

(Ende)
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