pte20120627028 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Internetseite zerrt peinliche Postings ans Licht

Kritik an mangelndem Sicherheitsbewusstsein der Facebook-Nutzer


Facebook: öffentliche Postings im Netz entblößt (Foto: pixelio.de, F. Gopp)
Facebook: öffentliche Postings im Netz entblößt (Foto: pixelio.de, F. Gopp)

London (pte028/27.06.2012/12:30) Der 18-jährige Brite Callum Haywood hat eine Internetseite programmiert, die peinliche Facebook-Postings unvorsichtiger User veröffentlicht, wie CNN berichtet. "We Know What You're Doing" (WKWYD) http://weknowwhatyouredoing.com durchsucht öffentliche Facebook-Postings nach bestimmten Stichwörtern und stellt die Ergebnisse unter den Kategorien Drogenkonsum, Lästern über den Vorgesetzten, verkatert und Neue Telefonnummer aus. Der Zugriff erfolgt über völlig legal über Facebooks Graph-Schnittstelle. Haywood will mit der Aktion erreichen, dass die Menschen sich über die Wichtigkeit der Privatsphäreneinstellungen bewusst werden.

Unliebsame Konsequenzen

Facebook-Nutzer, die ihre Privatsphäreneinstellungen vernachlässigen, können durch WKWYD viel Ärger bekommen. Die Seite durchsucht Facebook Postings gezielt nach Sätzen wie "Ich hasse meinen Boss". Neben Problemen am Arbeitsplatz können Einträge über Drogenkonsum oder die neue Telefonnummer unangenehme bis strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

"Der Warnzweck wird hier überschritten. Zwar erkennen viele Menschen das Problem erst, wenn ihnen ein Nachteil entsteht, solche Aktionen werden aber nicht gern gesehen. Durch die vielen Einträge und mangelnde Suchfunktion hält sich der Schaden bei WKWYD in Grenzen", sagt Phillipp Kramer von der Hamburger Datenschutzgesellschaft http://hamdg.de gegenüber pressetext. Haywood bereut seine Erfindung aber nicht: "Die Menschen, deren Postings zu sehen sind, wissen vermutlich nicht, dass die Einträge von allen gesehen werden können und von Facebook mit Freuden an andere Seiten weitergegeben werden. Es ist nicht mein Fehler, wenn sie entlassen werden, sondern ihrer."

Auf WKWYD finden Betroffene auch gleich eine Anleitung, wie sie solche Lecks künftig verhindern können. Die Seite, die erst seit Montag dieser Woche online ist, hat in ihren ersten 27 Stunden bereits mehr als 100.000 Unique Visitors verzeichnet. Das Interesse an den potenziell gefährlichen Postings ist also groß. "Leuten einen Vorwurf zu machen, weil sie zu 'blöd' für Datenschutz sind, ist nicht richtig. Diese Entwicklung steht erst am Anfang, wir müssen uns darum kümmern, dass ein Bewusstsein für die Problematik entsteht. Die Menschen haben oft keine Lust auf komplizierte Einstellungen", so Kramer.

Hohe Komplexität

Selbst Menschen, die sich der Gefahren bewusst sind, reagieren oft nicht, weil die Mitgliedschaft in einem sozialen Netzwerk zu wichtig für sie ist. "Sie ärgern sich zwar, aber nicht genug, um eine Alternative zu suchen", so Kramer. Für eine andere Gruppe sind die Einstellungen einfach verwirrend. "Die Gruppe von Personen, die zwar auf die Technologie angewiesen ist, sich aber aus Desinteresse oder mangelndem Verständnis nicht um die entsprechenden Einstellungen kümmert, ist gefährdet. Hier ist nicht nur Eigenverantwortung, sondern auch der Staat gefordert", erklärt Kramer.

Dass die Menschen sich über die Risiken bewusst werden, ist aber ein langer Prozess. "Es ist komplexer als bei einer Bankkarte. Es gibt aber bereits Fortschritte, etwa bei der Komplexität der verwendeten Passwörter. Wer Facebook verwendet, muss sich auch mit den Hintergründen befassen", so Kramer.

(Ende)
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