pte20081230001 Umwelt/Energie, Kultur/Lifestyle

Rückblick 08: Erde lechzt nach globalen Strategien

Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften nur langsam im Vormarsch


Erde muss auf globales Umdenken weiter warten (Foto: Wolfgang Weitlaner)
Erde muss auf globales Umdenken weiter warten (Foto: Wolfgang Weitlaner)

Wien (pte001/30.12.2008/07:50) Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsdebatten bestimmten zwar die öffentliche Diskussion das ganze Jahr hindurch, Fortschritte waren 2008 in wesentlichen Fragen allerdings nur marginal zu verzeichnen. Vielerorts blieben die Rufe zahlreicher Wissenschaftler, endlich wirksame Schritte gegen die fortschreitende Umweltzerstörung zu unternehmen, ungehört. Enttäuschung über das mangelnde Engagement der großen Industrienationen gab es zuletzt beim Klimagipfel in Poznan (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080913001 ). Im kleinen Rahmen scheint sich umweltfreundliches Agieren hingegen eher durchzusetzen. So stieg das Interesse an nachhaltigen Urlaubsreisen deutlich an. Auch bei der Mobilität und im täglichen Leben wird zunehmend ökologischer gedacht. Ob das mit den rasant gestiegenen Preisen zu tun hat oder sich ein echter Gesinnungswandel abzeichnet, bleibt hingegen fraglich.

Ozeane leiden unter rücksichtsloser Ausbeutung

Immer noch beutet die Menschheit die Ozeane rücksichtslos aus und wirft auf den modernen Raubzügen durch die Weltmeere bis zu 80 Prozent der gefangenen Fische als toten Beifang zurück ins Meer (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080903032 ). Experten geben der kommerziellen Fischerei, wie sie heute betrieben wird, ohnehin nicht länger als weitere 50 Jahre (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=081009049 ). Dass hochtechnisierte Fangflotten auch vor den Küsten der ärmsten Länder der Welt ihre Beute machen, scheint den Großteil der Industriestaaten kaum zu interessieren. Dieses Thema wird erst an Brisanz gewinnen, wenn sich jährlich hunderttausende Flüchtlinge aus Afrika und Asien Richtung Europa aufmachen, um dort eine neue Zukunft und bessere Lebensbedingungen zu finden. In den südlichen Ländern fordern immer noch Hunger und Krankheit Millionen von Menschenleben.

Doch auch zu Lande herrscht eine kaum bessere Situation: Auch hier steht Profitdenken an vorderster Stelle. Umweltschutz, Erhaltung der Habitate und Klimaschutz bleiben leere Worthülsen (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=060328017 ). Ein schweizerisch-französisches Forscherteam hat anhand eines antarktischen Bohrkerns festgestellt, dass die heutige CO2-Konzentration in der Atmosphäre über 28 Prozent höher liegt als je zuvor in den vergangenen 800.000 Jahren. Auch die Methan-Konzentrationen liegen heute um über 124 Prozent höher als je zuvor. (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080515039 ). Eine Verbesserung der Lage scheint angesichts des steigenden Verkehrsaufkommens kaum möglich. Das Argument, dass Nachhaltigkeit mehr koste als rücksichtslose Ausbeutung hält sich weiterhin hartnäckig in den meisten Köpfen.

Wirtschaftskrise stellt Umweltfragen in den Schatten

Die schlimmste Befürchtung der Umweltschützer ist, dass durch die anhaltende Wirtschaftskrise die Zerstörung der Natur und der Umwelt einmal mehr aus dem Fokus des Weltinteresses rückt. Die weitere Zerstörung von Flüssen, Wäldern und Ozeanen wird die Wirtschaft allerdings drastisch treffen (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=081010022 ). Nach Schätzungen von Experten wird das globale BIP aus diesen Gründen bis 2050 um rund sieben Prozent schrumpfen. Vor allem die ärmeren Länder werden unter der Situation extrem leiden. Gerade die indigenen Völker dürften von der bevorstehenden Veränderung und obwohl sie den geringsten Beitrag zur Klimaerwärmung liefern am härtesten getroffen werden. Schwellenländer wie China tragen das dazu bei, dass "klimarelevante Emissionen" exorbitant ansteigen. So hat sich einem Forschungsbericht zufolge der ökologische Fußabdruck im Reich der Mitte seit den 1960er Jahren verdoppelt und beansprucht nun zwei Mal so viel, wie das Ökosystem des Landes nachhaltig gewährleisten kann (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080611004 ).

Der bis zur Hälfte des Jahres hohe Rohölpreis hat die Debatte um die Energieversorgung der Zukunft einmal mehr in den Mittelpunkt gerückt. Viele Industriestaaten setzen entgegen den Empfehlungen von Umweltexperten auf Agro-Treibstoffe der ersten Generation - etwa Rapsöl oder Getreide. Die Nachfrage nach Palmöl sowohl als Energiepflanze als auch in der Nahrungsmittelindustrie hat gar dazu geführt, dass tropische Regenwaldgebiete zusätzlich gerodet wurden (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080602021 ). Experten kritisieren zudem, dass fix vereinbarte Beimengungsquoten zu einer Verschärfung der Situation führen werden (siehe: http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=080225029 ). Das gelte vor allem für den Fall, dass Ernten schwächer ausfallen als geplant.

Energieeffizienz als Zauberwort

Erstmals wurde in diesem Jahr auch der Einsatz von Biotreibstoffen in kommerziellen Flugzeugen getestet. Experten sehen darin aber keine echte Alternative zu fossilen Treibstoffen. Eine Treibstoffeinsparung sei eher durch verbesserte Technologien erzielbar. Der vielversprechende neue Dreamliner aus dem Hause Boeing - eine echte Innovation im Bezug auf die Rumpffertigung aus Verbundstoffen - konnte trotz Vorankündigung immer noch nicht den Jungfernflug absolvieren (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080410032 ). Ebenso wie in der Baubranche setzt sich hier der Themenbereich "Erhöhung der Energieeffizienz" durch. Im Bereich Autoverkehr dürfte die Zukunft bei den Elektrofahrzeugen liegen (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=081209028 ). Gründe für den Elektromotor sind der deutlich höhere Wirkungsgrad sowie der geringere Verschleiß. 2008 wird als das Jahr des langsamen Endes des Diesel-Fahrzeugbooms eingehen. Höhere Kosten haben Konsumenten schnell reagieren lassen. Ähnliches manifestiert sich auch bei der Wahl der Heizsysteme in Einfamilienhäusern: Öl-Heizungen nehmen deutlich ab.

Tourismus wird grüner

Anfang des Jahres standen alle Zeichen im globalen Tourismus auf grün. Im Lauf des Jahres verschlechterte sich die Situation jedoch deutlich. Einerseits machte der hohe Rohölpreis den Fluggesellschaften zu schaffen, andererseits kündigte sich in der zweiten Jahreshälfte die weltweite Rezession an. Anfangs bewirkte der schwache Dollar noch eine vermehrte Reisetätigkeit in Richtung des Doppelkontinents (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080306003 ). Die US-amerikanischen Reiseziele blieben jedoch während der Hochsaison vielfach leer. Der niedrige US-Dollarkurs verteuerte Urlaubsreisen für die US-Amerikaner außerhalb der Dollar-Zone deutlich, weshalb es zu einem deutlichen Einbruch der Preise in den klassischen Hochburgen wie etwa Las Vegas und Hawaii kam. Politische Unruhen in Thailand und Terroranschläge in Mumbai setzten den beiden beliebten Reisezielen stark zu.

Der Modus des Reisens geht deutlich in Richtung Nachhaltigkeit - das war sowohl bei der ITB-Berlin offensichtlich ( siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080306032 ) als auch bei der Verleihung der World Travel Awards, die erstmals auch Auszeichnungen in der Kategorie "Green" vergab. Das neue Reisegefühl nimmt Abstand von den artifiziellen und gigantomanischen Hotelburgen und setzt auf Genießen im kleinen Rahmen (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=080913001 ). Kunden legen vermehrt Wert auf Authentizität und suchen Erholung in der Einfachheit. Naturerlebnisse und Kontakt mit der Bevölkerung im Gastland werden wichtiger als künstliche Welten aus Kunststoff und Neon (siehe http://www.pte.at/pte.mc?pte=081004002 ).

(Ende)
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