pts20030124014 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

"Darwin", Immundermatologie und Drug-Targets: Novartis Preise 2002

Auszeichnungen für Medizin, Chemie und Biologie/Biochemie verliehen


Wien (pts014/24.01.2003/10:49) Festvortrag: Allergien als Folge des Lebensstils in westlichen Industriestaaten

Von der Evolution biologischer Strukturen nach den Gesetzen von Charles Darwin über die Immundermatologie bis zur Identifizierung eines neuen möglichen Angriffspunktes für Arzneimittel:

Die österreichischen Spitzenwissenschafter
- Univ.-Prof. Dr. Peter Stadler (Lehrstuhl für Bioinformatik, Universität Leipzig),
- Univ.-Prof. Dr. Mag. Gottfried Baier (Institut für Medizinische Biologie
und Humangenetik, Universität Innsbruck) und
- Univ.-Prof. Dr. Dieter Maurer (Universitätsklinik für Dermatologie der Universität Wien)

erhielten am Freitag (24. Januar 2003) am Novartis Forschungsinstitut (NFI) in Wien die Novartis Preise 2002 verliehen. - Traditionsreiche Auszeichnungen für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Life Sciences in Österreich.

Bei dem Festakt - jedes Jahr Treffpunkt der biomedizinischen Forschungsszene - ging im Rahmen einer Festrede der deutsche Experte Univ.-Prof. Dr. Harald Renz auf ein brennendes Gesundheitsproblem ein: Allergien und Erkrankungen des allergischen Formenkreises.

Die Warnung des Leiters der Abteilung für Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik am Zentrallabor der Universitätsklinik in Marburg: "Allergien und Neurodermitis sind die Volksleiden des 21. Jahrhunderts. Wir beobachten seit Jahrzehnten ein Ansteigen der Häufigkeit. Dieser Trend ist ungebrochen. Allergien und Asthma sind mittlerweile die häufigsten Erkrankungen im Kindesalter."

Einzelne Umwelteinflüsse - z.B. Luftschadstoffe etc. - können dieses Phänomen nicht erklären. Die Kernsätze von Renz: "Allergien und ähnliche Probleme sind letztlich der Preis für unser hygienebetontes Leben in den westlichen Industriestaaten." Nichtrauchen (passives Rauchen der Kinder) und eine Möglichkeit zur Reifung des kindlichen Immunsystems durch banale Infekte (Husten, Schnupfen, Heiserkeit) könnten allergischen Erkrankungen vorbeugen.

Bioinformatik: Von Gensequenzen zur Evolution

Von Gensequenzen zur Evolution, von der Basenpaar-Information zur Struktur von Proteinen: Univ.-Prof. Dr. Peter Stadler, der vor kurzem vom Institut für Theoretische Chemie und Molekulare Strukturbiologie der Universität Wien auf den Lehrstuhl für Bioinformatik der Universität Leipzig übersiedelte, wurde mit dem Novartis Preis für Chemie ausgezeichnet.

"Man versucht, mathematische Grundlagen für die Computer-Simulation von biologischen Prozessen zu schaffen und so die Struktur von Proteinen und von RNA-Erbgutbestandteilen vorherzusagen. Es geht aber auch darum, zum Beispiel die Evolution wichtiger Prozesse mathematisch zu fassen. Was ist die grundlegende Mechanik hinter Variabilität, Mutationen, Rekombination etc?", beschrieb er seine Arbeiten.

Dies führt zu Modellen für die molekulare Evolutions-dynamik. Hier kommt es zu zwei Phänomenen: In bestimmten Epochen der Evolution werden im Bereich einer Art von Organismen mit einer konstanten Rate Mutanten erzeugt. Doch an einem bestimmten Punkt treten plötzlich andere Mechanismen auf. Stadler: "Wird ein vorteilhafter Mutant gefunden, wächst er exponenziell." Das Ergebnis: Die fitteren Organismen überwuchern die weniger gut angepassten. Im Laufe der Evolution des Lebens kam es immer wieder zu einem Wechsel zwischen der Anhäufung von Mutanten und solchen plötzlichen Übergängen.

Dendritische Zellen

Für seine Arbeiten zur Erforschung der dendritischen Zellen (DZ) erhielt der Wiener Immundermatologe Univ.-Prof. Dr. Dieter Maurer, Leiter des neu gegründeten Forschungs-zentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die Auszeichnung für den Fachbereich Medizin.

Dendritische Zellen patrouillieren durch die Haut und andere Organe des Körpers, fangen mit ihren Oberflächenstrukturen eingedrungene Antigene (Keime, Fremdsubstanzen) ein und präsentieren sie dem Immunsystem zur Auslösung einer Abwehrreaktion. Maurer: "Besondere Schwerpunkte der Forschungen meines Labors an der Universitätsklinik für Dermatologie in Wien, das seit kurzem auch Teil des CeMM ist, sind die Entwicklung sowie die biologischen Funktionen der dendritischen Zellen des Menschen."

So gelang es der Wissenschaftergruppe zum Beispiel zu ergründen, wie dendritische Zellen ihr spezielles Aussehen erlangen. Sie entdeckten aber auch eine neue Unterart dieser Zellen (plasmazytoide dendritische Zellen), die offenbar für die Abwehr von Virus-Infektionen wichtig sind. Die Forschungsarbeiten sollen aber auch zu besseren Behandlungs-möglich-keiten von Krankheiten wie atopische Dermatitis (auch: Neurodermitis) bzw. Krebs (Tumorvakzine auf der Basis veränderterer DZ) führen.

"Superstar" der T-Zell-Aktivierung als Ziel für Arzneimittel

Einen neuen potenziellen Angriffspunkt für Arzneimittel gegen unerwünschte Immunreaktionen, die mit chronischen Entzündungen verbunden sind, aber auch gegen Autoimmun-Erkrankungen (z.B. Asthma, chronische Polyarthritis etc.), oder gar die Arteriosklerose bzw. Organ-Abstoßungs-reaktionen haben Univ.-Prof. Dr. Mag. Gottfried Baier und sein Team in der Proteinkinase C theta entdeckt. Baier bekam dafür den Novartis Preis für Biologie / Biochemie.

Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von T-Lymphozyten. Der Wissenschafter: "Damit T-Zellen ihre Abwehrleistung erbringen können, muss das Akivierungssignal von der Zelloberfläche in den Zellkern weiter geleitet werden. Dieses Schlüsselenzym reguliert über mehrere Schritte selektiv die Aktivierung des T-Lymphozyten-Gens für die Produktion des Immunbotenstoffs Interleukin-2 (IL-2). Interleukin-2 ist der wichtigste stimulierende Faktor für durch T-Zellen vermittelte Immunreaktionen."

Weil die Proteinkinase C theta als "Masterswitch" für das Anwerfen bzw. Abdrehen der Produktion von IL-2 vorwiegend in den T-Zellen vorkommt, könnte sie einen sehr gut geeigneten Angriffspunkt für Arzneimittelsubstanzen bilden, welche diese Prozesse hemmen. Baier und sein Team arbeiten mit namhaften Pharmaunternehmen zusammen, um solche Medikamente zu entwickeln.

Auszeichnung für herausragenden wissenschaftlichen Fortschritt

Der Novartis-Preis wird seit Gründung des Wiener Forschungsinstituts im Jahre 1970 vergeben. Diese mehr als 30-jährige Tradition spiegelt die Verpflichtung seitens Novartis für herausragende wissenschaftliche Forschung wider, die zugleich auch die Grundlage für die Entdeckung und Erforschung innovativer und kompetitiver Arzneimittel darstellt. Der Novartis Preis ist gesamt mit 30.000,-- Euro dotiert und wird in den Kategorien Biologie / Biochemie, Chemie und Medizin vergeben.

Die Novartis AG (NYSE: NVS) ist ein weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Pharma und Consumer Health. Im Jahr 2001 erzielte der Konzern einen Umsatz von CHF 32,0 Milliarden (USD 19,1 Milliarden) und einen Reingewinn von CHF 7,0 Milliarden (USD 4,2 Milliarden). Der Konzern investierte rund CHF 4,2 Milliarden (USD 2,5 Milliarden) in Forschung und Entwicklung. Novartis hat ihren Sitz in Basel (Schweiz). Die Novartis Konzerngesellschaften beschäftigen rund 74 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in über 140 Ländern. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.novartis.com .

Die österreichische Novartis Gruppe ist in allen Kerngeschäftsbereichen mit eigenständigen Unternehmen tätig, beschäftigt über 2.700 MitarbeiterInnen und erzielte 2001 einen Umsatz von EUR 1,065 Milliarden. Die jährlich in Österreich getätigten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen belaufen sich auf rund EUR 103 Millionen. Der Exportanteil beträgt insgesamt 98 Prozent, wobei das Exportgeschäft insbesondere für die Geschäftsbereiche Generics (Biochemie GmbH in Tirol) und Tiergesundheit eine zentrale Rolle spielt.

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Bilder und alle Texte zum Download im Internet unter http://www.novartis.at/Presse

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Aussender: Novartis Austria
Ansprechpartner: Prof. Dr. Helmut Bachmayer
Tel.: +43 1 866 34 227
E-Mail: helmut.bachmayer@pharma.novartis.com
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