pte20000202040 Kultur/Lifestyle, Medien/Kommunikation

CD-Kopierschutz Cactus Data Shield versagt

Geschützte CDs lassen sich nicht abspielen - CDs wurden wieder rückgetauscht


München/Wien (pte040/02.02.2000/16:37) Der CD Kopierschutz Cactus Data Shields entpuppte sich als Kuckucksei: Die zwei CD-Produktionen "Razorblade Romance" von der finnischen Rockband "Him" und "My Private War" von Philip Boa" sollte vor ungeschützten Vervielfältigungen geschützt werden. Tatsache ist jedoch, dass viele Heim-CD-Player die CD nur bis zum zweiten Track abspielen konnten. Danach stürzten die CD-Player regelrecht ab.

"Cactus Data Shield stammt von der israelischen Firma Midbar und dem CD-Hersteller Sonopress http://www.sonopress.de . Die geschützten Discs wurde auf 500 CD-Playern getestet, die die neuen CDs problemlos abspielten", erklärte Wolfgang Piller, Marketingchef von BMG-Austria http://www.in2sound.at gegenüber pressetext.austria. "Wir haben nachdem die ersten Reklamationen kamen, den gesamten Lagerbestand, inklusive der Händlerlager umgetauscht. Die neuen Pressungen sind nicht mehr kopiergeschützt und können auch wieder problemlos auf den Geräten abgespielt werden", so Piller.

"Wir haben alle unsere Händler in Kenntnis gesetzt. Auch Kunden, die Probleme mit den CDs haben, können diese umtauschen", so Piller. Cactus Data Shield sei aber deshalb als Produkt nicht gestorben, vielmehr arbeite man an einer Weiterentwicklung , die demnächst an neuen Produkten getestet werden soll. Problematisch sei auch, dass der HIFI-CD-Kopierer von Philips http://www-eu.sv.philips.com/sound mit zwei CD-Laufwerken den Cactus Data Shield überhaupt ignoriere. Das Kopieren der CDs auf einen CD-Recorder, auf Mini-Disc und DAT-Recorder sei ohnehin möglich.

Warum ausgerechnet diese beiden CDs besonders geschützt werden sollten erklärt Piller damit, dass das Publikum dieser Musik eine besonders starke Kopierfreudigkeit hätte. Die Single von Him stehe seit 24. Jänner auf den Single-Charts an erster Stelle. Offensichtlich spekuliert BMG auch für das Album gute Verkaufszahlen. Cactus Data Shield könnte den Verkauf noch anheben, da das CD-Brennen über den PC durch ein manipuliertes Inhaltsverzeichnis verhindert wird.

Gefährlich für den Urheberrechtsschutz wären vor allem so genannte Einkaufsgemeinschaften: einer kauft sich die CD und stellt für sämtliche Freunde und Bekannte Kopien her. Das einzige Problem bei den selbstkopierten CDs ist, dass es einige CD-Player gibt, die die Heimkopien nicht spielen, meint Piller.

Die Major-Labels arbeiten in der Zwischenzeit weiterhin an einem effektiveren Kopierschutz. Dabei komme es öfters zu Interessenskollisionen der großen Konzerne: Philips arbeite an der Consumer-Electronic, die abwärts kompatibel ist. Eine einmalige Kopie soll erlaubt sein, aber mit elektronischen Wasserzeichen sollen weitere Kopien verhindert werden, meint Piller.

Auch das sicherste Musik-Format aus dem Internet, Liquid-Audio http://www.liquidaudio.com , ist nicht kopiersicher. Angeblich gelang es einem Berliner Computerfreak, mehrere vom Musikgiganten Warner Music ins Web gestellte Titel in MP3-Dateien umzuwandeln und auf CD zu brennen. Das meldete am Dienstag die Berliner Zeitung unter Berufung auf Recherchen des SAT.1-Magazins "Akte 2000".

Dabei behauptet der geschickte Hacker, er lade einfach die Liquid-Audio-Tracks herunter, spiele sie ab und nehme sie im Modus "all you hear" auf. Dabei sollen alle Sounddaten aufgenommen werden, behauptet der Musikfan. Der Versuch von Warner Music http://www.warnermusic.de , das ungeliebte MP3 einzudämmen, ist nach diesen Angaben zufolge gescheitert. (nie/pte)

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