pte20061222004 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Gesichter-Suchmaschine lässt Datenschützer Alarm schlagen

Polar-Rose-CEO: "Regierungen verwenden Technologie schon lange"


Polar Rose macht auch vor alten Fotos nicht halt (Foto: polarrose.com)
Polar Rose macht auch vor alten Fotos nicht halt (Foto: polarrose.com)

Malmö (pte004/22.12.2006/06:20) Die Ankündigung des schwedischen Start-ups Polar Rose http://www.polarrose.com , schon bald eine Suchmaschine freizuschalten, mit der sich das Web nach Gesichtern durchsuchen lässt (presstext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=061219026 ), hat die Wogen hochgehen lassen. Vor allem Datenschützer zeigen sich alarmiert, dass die neue Technologie zum Aufspüren privater Fotos missbraucht werden könnte, die in dieser Form nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Neben dem öffentlichen Bloßstellen von Privataufnahmen könnte die Suche auch von Regierungen eingesetzt werden, um Demonstranten auf Schnappschüssen ausfindig zu machen und auszuforschen, argumentieren die Datenschützer.

"Das größte Problem sehen wir darin, dass mit dieser Technologie Einblicke in Lebensbereiche möglich werden, die einfach nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind", meint etwa Christian Jeitler vom Verein Quintessenz http://www.quintessenz.org im pressetext-Interview. Zum einen könne man nur schwer kontrollieren, ob jemand ein privates Foto ungefragt auf irgendeiner Webseite veröffentliche. Durch das Durchrastern aller im Internet verfügbarer Bilder würden zudem verschiedene Lebensbereiche plötzlich katalogisierbar, was Behörden einen tiefgreifenden Einblick in das Lebensumfeld einzelner Personen biete und beispielsweise auch am Arbeitsplatz zu unangenehmen Situationen führen könne, kritisiert Jeitler.

Polar-Rose-CEO Nikolaj Nyholm zeigt im Gespräch mit pressetext Verständnis für die Bedenken, weist gleichzeitig jedoch darauf hin, dass "Regierungen das Netz schon lange mithilfe derartiger Technologien durchforsten". Anders als die Kritiker will Nyholm aber nicht der Technologie den schwarzen Peter zuschieben. "Die Leute müssen sich einfach im Klaren sein, dass alles, was im Web auftaucht, öffentlich abrufbar ist. Fotos, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, hätten niemals veröffentlicht werden sollen", so Nyholm. Er vergleicht den jetzigen Evolutionsprozess mit dem Auftauchen von Textsuchmaschinen wie Google oder Altavista, die Informationen aller Art plötzlich öffentlich auffindbar machten.

Nyholm versicherte gegenüber pressetext, dass man sich bereits vor dem Start des Projekts sehr intensiv mit der Problematik auseinandergesetzt habe und sich auch an der jetzigen Diskussion weiterhin aktiv beteiligen wolle. Auch werde die Suchmaschine nicht auf Bilder, die auf einer passwort- oder firewallgeschützten Seite sowie auf Desktop-Computers liegen, zugreifen können. Weiters werde man dafür sorgen, dass unerwünschte Fotos nach einem entsprechenden Hinweis auch aus der Suchdatenbank, auf der alle Bilder als Thumbnails gespeichert sind, entfernt werden können, so der Polar-Rose-CEO gegenüber pressetext.

(Ende)
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