pts20071213020 Medizin/Wellness, Medien/Kommunikation

Bäderhygiene: Sturm im Wasserbecken?

Wie sauber sind die Pools in österreichischen Hotels und Thermen wirklich


Wien (pts020/13.12.2007/12:26) Anlässlich von Wasseruntersuchungen in österreichischen Thermen sowie Spa- und Wellnesshotels, versucht SPA WORLD business Klarheit in die trübe Geschichte zu bringen und befragte dazu die maßgeblichen Akteure.

Durch diese Untersuchungen wurde die Wasserqualität kritisch erhoben und die Ergebnisse sind ernüchternd. Daher rumort es zurzeit unter den österreichischen Hoteliers und Thermenbetreibern.

Heiße Kontroverse
Die Interessensvertretungen für die österreichische Hotellerie reagierten postwendend sehr heftig auf die massive Kritik Ihrer Mitglieder. Doch nachdem die emotionalen Wellen sich wieder etwas beruhigt hatten konnte man diesem Thema auch etwas positives Abgewinnen.

"Trotz des negativen Effektes, ist es gut, dass dadurch auch eine Sensibilisierung auf das Thema Wasser stattfand", erklärt dazu der Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer, Klaus Ennemoser.

Um die Fakten objektiver zu betrachten, hat SPA WORLD business zwei Experten zu einem Interview gebeten.

Der Wasserexperte Gerold Sigl von der Hydrologischen Untersuchungsstelle Salzburg, empfiehlt eine positive Vorwärtsstrategie: das Problem erkennen und Methoden entwickeln, um es zu beseitigen. Für Sigl hat sich jedoch trotz des strengen Bäderhygienegesetzes erst dann wesentlich etwas geändert, als die Behörde begonnen hat, bei den Hotelbetreibern die wasserhygienischen Gutachten, die durchzuführen waren, auch anzufordern. Der Experte unterscheidet auch zwischen öffentlichen und privaten Bädern und meint, dass die Kontrollen im öffentlichen Bereich viel intensiver durchgeführt werden und dadurch die gesetzlichen Werte stimmen sollten.

Die Thermen-Studie
Völlig unabhängig von dieser Untersuchung wurde auch eine seriöse wissenschaftliche Studie, die die hygienischen Bedingungen in 20 Thermen untersucht hat, durchgeführt. Gegenstand der Untersuchung war aber nicht nur das Poolwasser, sondern auch die sanitären Anlagen. Gemacht hat diese Studie das Prüfinstitut HygCen International aus Bischofshofen, der Studienautor Arno Sorger betont allerdings, dass es nicht geplant war, sie auch zu veröffentlichen, dies geschah leider völlig ohne Wissen des Instituts.

SPA WORLD business: Herr Sorger, was war die Intention der Studie?
"Wir wussten, es gibt Probleme, und daher haben wir zunächst versucht, die Probleme zu erfassen. Sie betreffen im Speziellen Becken mit höherer Wassertemperatur (mehr als 36° C) oder etwa Wirlpools, wegen der starken Mischung mit Luft. Wobei ein gut betriebener Wirlpool kein Problem darstellt, es erfordert nur sehr hohen Ressourceneinsatz. Man benötigt viel Frischwasser, viel Chlor und viel Arbeitszeit zur Reinigung. Die Frage, die sich daher aktuell stellt, ist, ob es notwendig ist, die Vorgaben für diese Becken zu ändern. Da man, als vor zehn Jahren die Normen festgelegt wurden, derartige Becken nicht hatte. Die DIN in Deutschland ist im Vergleich viel strenger als die österreichische Önorm. Ich bin aber der Letzte, der sagt, ein Schwimmbecken, das nicht genau der Bäderhygieneverordnung entspricht, ist gesundheitsschädlich. Vorausgesetzt, es bewegt sich in einem bestimmten Rahmen, vergleichbar mit dem Beispiel, auf der Autobahn statt 130 km/h 140 km/h zu fahren, das ist noch kein grober Regelverstoß. Wobei ich schon sagen möchte, dass eine noch strengere Verordnung nicht sinnvoll wäre, da dies ein sehr enges Korsett ergeben würde. Schon jetzt jammern einige, dass es unmöglich sei, die Werte, die gefordert werden, zu erfüllen - trotz aller Bemühungen. Es geht eher um neue Berechnungen speziell für Warmbecken, die festzulegen sind. In diesem Netzwerk der Auftraggeber waren auch Wasseraufbereiter, die jetzt gefordert sind, um bei der Lösung des Problems zu helfen. Vielleicht ist es notwendig, dass die Industrie sich Gedanken über neue Aufbereitungsverfahren macht."

Was sagen Sie zum strengen Bäderhygienegesetz in Österreich?
Herr Sorger: "Da hat sich schon sehr positiv gezeigt, gerade in der Hotellerie, dass es nicht wie in Deutschland möglich ist, sich völlig von der DIN zu entfernen und irgendetwas hinzubauen. Das ist in Österreich nicht möglich! Ich stelle schon die Frage, ob es notwendig ist, dass die Verordnung jedes kleine Detail festlegt. Vor allem wenn wir die Problematik der Wirlpools betrachten, bei denen es sich gezeigt hat, dass sie anders zu berechnen wären, als es die Bäderhygieneverordnung vorgibt. Das heißt, die Berechnung durch die Verordnung führt zu schlecht dimensionierten Bädern. Ein weiteres Thema sind die Tauch- oder Kneippbecken, die oft nicht gechlort werden."

Welche Empfehlung geben Sie abschließend den Hoteliers?
Sie sollen mit 0,7 oder 0,8 mg freiem Chlor dosieren, dann besteht nach unten oder oben Sicherheit, auch wenn zum Beispiel die Elektrode nicht exakt kalibriert. Meistens sind auch die Verbesserungsmaßnahmen ganz einfach: Da die Wasserqualität in den meisten Hotels automatisch geregelt ist, muss ich nur die Geräte kalibrieren und regelmäßig eine Wartung durchführen, um einen funktionierenden Hygieneplan zu erstellen. Das sind meist einfache und kostengünstige Maßnahmen.

Das gesamte Interview finden Sie auf http://www.spa-world.at

Weitere Themen der aktuellen Ausgabe sind "Alpiner Tourismus neu!" - Gesundheitstourismus in den Alpen sowie "Homöopathie - Zwischen Glaube & Wirkung" und das sehr umkämpfte Thema "Infrarottechnik". SPA WORLD business hat die unterschiedlichen Anbieter von Infrarottechnologie genauer unter die Lupe genommen. "Natur- versus High-Tech-"-Kosmetik wurde ebenfalls kritisch beleuchtet.

Mehr dazu auf der Online-Plattform SPA WORLD online unter: http://www.spa-world.at

(Ende)
Aussender: Hintermayer Fachmagazine Verlag
Ansprechpartner: Norbert Hintermayer
Tel.: +43/1/33 22 056
E-Mail: info@spa-world.at
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