pts20130226024 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Management der Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Organisationen

ÖNORM legt Anforderungen an Prozesse, Infrastruktur und Mitarbeiter fest.


Wien (pts024/26.02.2013/15:10) Die Wirtschaft unterliegt einem steten Wandel, das Tempo beschleunigt sich zusehends. Umsatz, Gewinn und Verlust unterliegen großen Schwankungen, das unternehmerische Risiko ist hoch wie nie. Laut Kreditschutzverband von 1870 wurden im Vorjahr an jedem einzelnen Gerichtstag durchschnittlich 24 Insolvenzen eröffnet. Im Gesamtjahr wurden mehr als 6 000 Unternehmen zahlungsunfähig, die Summe der Verbindlichkeiten belief sich auf 3,2 Milliarden Euro.

Diesen Verbindlichkeiten stehen naturgemäß Forderungen in entsprechender Höhe gegenüber. Wie diese abgesichert werden können, beschreibt die neue ÖNORM D 1040 Credit Management in Unternehmen.

Forderungen stellen häufig einen erheblichen Teil der Vermögenswerte eines Unternehmens dar und haben entsprechenden Einfluss auf Liquidität und Rentabilität. Ausfälle können zudem oft existenzbedrohend werden. Um eine zu hohe Kapitalbindungsdauer durch Außenstände zu vermeiden, benötigen Unternehmer ein professionelles Credit Management.

Das Debitoren- oder Credit Management dient dazu, Forderungsausfälle zu vermeiden. Sei es durch frühzeitiges Erkennen von Zahlungsausfallrisiken oder durch die Beschleunigung der Zahlungseingänge. Dem entsprechend legt die neue ÖNORM D 1040 die Anforderungen an Organisation, Prozesse, Infrastruktur und Mitarbeiter im Bereich des Credit Management von Unternehmen und Organisationen fest.

Oder, wie es Heinrich Taitl, Mitglied des Vorstands beim Bundesverband Credit Management Österreich formuliert: "Debitoren bedeuten für Unternehmen immer auch Risiko. Zum einen droht die eigene Insolvenz, wenn ein großer Kunde ausfällt, zum anderen binden hohe Forderungsbestände viel Liquidität und erzeugen hohen Kreditbedarf mit hoher Zinslast als Folge.

Credit Management auf Basis der ÖNORM D 1040 verhindert auf der einen Seite existenzielle Ausfallrisiken und leistet auf der anderen einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmensergebnis. Die Zertifizierung bestätigt allen Stakeholdern des Unternehmens die professionelle und verantwortliche Vorgehensweise der kaufmännischen Geschäftsführung mit diesem wesentlichen Unternehmensbereich."

Risiken kennen, Risiken managen

Um Debitoren sinnvoll managen zu können, schreibt die Norm neben der Kenntnis der grundlegenden Gesetze und Bestimmungen auch die Beschreibung der Credit Management Organisation samt ihren Zielen, Strategien und Managementsystem vor.

Die Abläufe und Abhängigkeiten der definierten Prozesse sind zu dokumentieren und regelmäßig zu überprüfen. Dazu zählt etwa, dass ein Unternehmen die Bonität seiner Kunden prüft und überwacht. Grundlagen der einzelnen Geschäftsbeziehungen, wie etwa Zahlungsbedingungen und Vergabekriterien für Kreditlimits, sind ebenso schriftlich festzuhalten wie das Prozedere bei Zahlungsverzug und die Strategien und Maßnahmen für die Absicherung gegen Ausfälle.

Eine Thematik, mit der Josef Czechner vom Kärntner Energieversorger KELAG bestens vertraut ist. "Die KELAG hat etwa 270 000 Kunden, von der Industrie über Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe bis hin zu Privathaushalten. Bei so vielen Kunden kommt es immer wieder vor, dass jemand mit seinen Zahlungen in Verzug gerät. Daher ist für uns ein professionelles Credit Management von großer Bedeutung. Denn nur wenn wir die entsprechenden Parameter und Risiken kennen und systematisch handhaben, können wir im Anlassfall rasch und richtig reagieren", so Czechner, der auch dem für die ÖNORM D 1040 zuständigen Normungskomitee bei Austrian Standards vorsteht.

Risikosteuerung mit Kennzahlen

Um die Risiken steuern zu können, sind die wesentlichen Leistungskennzahlen zu bestimmen und regelmäßig zu ermitteln. Diese Key Performance Indicators (KPI) können je nach Unternehmen und Branche variieren, korrespondieren aber meist mit den gebräuchlichen Unternehmenskennzahlen, wie Umsatz, Gewinn, Wachstum oder Eigenkapitalausstattung.

Nachweis durch Zertifizierung

Für Unternehmen ist neben einem regelkonformen Credit Management natürlich auch ein entsprechender Nachweis des "guten Debitorenmanagements" interessant.

Austrian Standards wird dazu eine Unternehmenszertifizierung für ein regelkonformes Credit Management anbieten. Die Zertifizierung befindet sich derzeit in der Pilotphase und steht voraussichtlich im Frühjahr 2013 zur Verfügung.

Bibliographie

ÖNORM D 1040 "Credit Management in Unternehmen"

(Ende)
Aussender: Austrian Standards
Ansprechpartner: Dr. Johannes Stern
Tel.: +43 1 21300-317
E-Mail: johannes.stern@austrian-standards.at
Website: www.austrian-standards.at
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