pte20080417018 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Agressive Investoren setzen Unternehmen zu

Experte rät zu konstruktivem Dialog als Verteidigungsstrategie


Hedge-Fonds-Netzwerke können Zerschlagung bewirken (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)
Hedge-Fonds-Netzwerke können Zerschlagung bewirken (Foto: pixelio.de, Gerd Altmann)

Wien (pte018/17.04.2008/11:10) "Unternehmen, die sich erfolgreich auf den internationalen Kapitalmärkten positionieren wollen, müssen gegenüber der Vielzahl an Investoren eine klare Stellung beziehen, ohne dabei in Interessenkonflikte zu geraten." Zu diesem Schluss kam Peter Kirkow, Finanzanalyst beim Beratungsunternehmen Makinson Cowell Limited http://www.makinson-cowell.co.uk anlässlich einer Veranstaltung des Cercle Investor Relations Austria http://www.cira.at in Wien. Gegenüber pressetext weist der Fachmann darauf hin, dass sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen im Umgang mit potenziellen und/oder bestehenden Investoren seit dem Platzen der Technologieblase fundamental gewandelt haben. "New Kids on the Block", wie Kirkow Hedge Fonds, Private-Equity-Gesellschaften und Sovereign Wealth Funds nennt, üben verstärkt aktiven Druck auf die strategischen Unternehmensentscheidungen aus.

"Die Situation, der viele Unternehmen heute ausgesetzt sind, lässt sich kaum noch mit den Gegebenheiten der Jahrzehnte zuvor vergleichen. Die Spielregeln sind vor allem durch Hedge Fonds geprägt. Nur wer einen konstruktiven Dialog mit seinen Anteilseignern führt und für Veränderungsvorschläge ein offenes Ohr hat, vermeidet den aggressiven Zwang der Activist Investors bzw. Shareholder Activists zur radikalen Effizienzsteigerung", verdeutlicht der Analyst. Laut Kirkow ist die niederländische Bank ABM Amro http://www.abnamro.com ein warnendes Beispiel, welche Macht Minderheitsaktionäre ausüben können. Der Konzern wurde 2007 für rund 71 Mrd. Euro von der britischen Royal Bank of Scotland, dem Benelux-Institut Fortis und der spanischen Bank Santander feindlich übernommen und anschließend gewinnbringend in seine Einzelsparten zerschlagen.

Das Beispiel zeigt, dass das Bietergefecht um ABM Amro maßgeblich auf den britischen Hedge Fonds TCI zurückgeht, der zu Beginn mit nur einem Prozent auf die Aufspaltung oder den Verkauf des Instituts pochte. Diese Strategie, die auch US-Investor Guy Wyser-Pratte öffentlichkeitswirksam betrieben hatte, lockte daraufhin weitere "Heuschrecken" an. Mit nur einem Minderheitsanteil konnte somit in kürzester Zeit eine Mehrheit mobilisiert werden. "Unternehmen müssen sich daher im Klaren darüber sein, dass Shareholder Activists jederzeit institutionalisiert auftreten können. Somit ist das Geschick von Investor-Relations-Verantwortlichen in den Unternehmen gefragt", so Kirkow gegenüber pressetext. Vor einigen Jahren noch undenkbar, sei es "heute normal, dass Hedge-Fonds-Manager in Meetings der Unternehmen sitzen und die Umsetzung von Event-bezogenen Alpha-Strategien einfordern".

Diese Ansätze streben danach, die Wertentwicklung eines Investments vom Gesamtmarkt zu trennen, um die operative Ergebnissteigerung des Unternehmens zu maximieren. Laut Kirkow hat das Wachstum von Hedge Fonds trotz der Subprime-Krise und Rezessionsängsten in den USA 2007 weiter zugenommen. Einer Erhebung von Goldman Sachs zufolge ist zudem der Trend weg vom traditionell starren Investment-Banking hin zu Trading & Principal-Investments festzustellen. Damit gemeint sind elektronische Handelsalgorithmen, die Private-Equity-Unternehmen oder Hedge Fonds in Abstimmung globaler Wirtschaftslagen bei der Auswahl ihrer Transaktionen nutzen. "Dies ist das Schlagwort, auf das sich die gesamte Branche derzeit bezieht. So kann es vorkommen, dass die Gesellschaften ihre eben erst gekauften Papiere bereits schon nach sechs Stunden wieder verkaufen. Dies erklärt das hohe Handelsvolumen", so Kirkow abschließend.

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