pte20060222020 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Österreichs Gasbedarf: Mit Biogas leicht abdeckbar

Kehrtwendung in Energiepolitik notwendig - Potenziale größer als angenommen


Wien/Linz (pte020/22.02.2006/11:30) Wie groß das Potenzial von Biogas ist, hat Tomas Amon vom Institut für Landtechnik an der Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at beim Kongress biogas06 http://www.biogas.klimaaktiv.at , der derzeit in Linz stattfindet, aufgezeigt. Veranstaltet wird der Kongress von der ARGE Kompost und Biogas Österreich http://www.kompost-biogas.info gemeinsam mit dem Lebensministerium http://www.lebensministerium.at . "Biogas kann zur Verstromung bei gleichzeitiger Wärmeerzeugung in Blockheitskraftwerken zentral und dezentral eingesetzt werden", so Amon. Auch die Nutzung im Verkehrssektor ist sehr viel versprechend. In naher Zukunft sei auch denkbar, Biogas als Energieträger in Brennstoffzellen einzusetzen. "Österreichs Gasbedarf könnte durch eigene Biogasproduktion vollständig abgedeckt werden. Damit wäre unser Land von den ausländischen Lieferungen unabhängig und damit ein weltweiter Vorreiter in Sachen Energiegewinnung aus erneuerbaren Energieträgern", so der Experte.

"Im Vergleich zum derzeitigen Erdgas Bedarf von 7,2 Mio. Tonnen ROE kann mit Biogas aus 4,8 Mio. Tonnen ROE erzielt werden", führt der Experte aus. Schon jetzt werde Biomasse von Äckern und Wiesen erfolgreich eingesetzt. Verwendet werden in erster Linie die Energiepflanzen Mais, Sonnenblumen, Wiesengras und Sudangräser. Wissenschaftler am Department für Nachhaltige Agrarsysteme an der Universität für Bodenkultur suchen nach immer neuen Pflanzenarten für die Biogaserzeugung. "Ein Schwerpunkt ist derzeit die Entwicklung nachhaltiger Fruchtfolgesysteme, die auf drei wichtigen Säulen basiert: die Versorgung mit Nahrungs- und Futtermitteln, die Erzeugung von Stoffen - organische Dünger, Rohstoffe wie Öle, Fette, etc - und Energie wie zum Beispiel Biogas sowie die Erhaltung, Förderung und Nutzung abwechslungsreicher Kulturlandschaften", erklärt Amon.

"Angestrebt werden hohe Biomasseerträge in standortangepassten, vielfältigen und gesunden Fruchtfolgesystemen, deren Nährstoffkreislauf weit gehend geschlossen ist. Diese integrierenden Systeme ermöglichen die Erzeugung von Biomasse zur menschlichen und tierischen Ernährung und zur Rohstoff- und Energiegewinnung", führt Amon aus. Dabei stünden verschiedene Strategien zur Verfügung: Wechsel von Kulturarten zur Erzeugung von Lebensmitteln, Stoffen und Energie: "Food-Non-Food-Switch" gekoppelte Nutzung vegetativer und generativer Teile von ein- und derselben Pflanze: "Kaskadennutzung" zum Beispiel die Nutzung von Maiskörnern zur Stärkegewinnung und Verwendung der Restpflanze für die Biogaserzeugung.

Die Biogaserzeugung bietet aber auch noch andere Vorteile: Rund 70 Prozent des bestehenden CO2 Ausstoßes des Transportsektors könnten reduziert werden. Außerdem ermögliche dieses System zusätzlich mehr als 15.000 Arbeitsplätze. "Unterstellt man einen 20jährigen Umsetzungszeitraum, ergibt sich ein jährliches Investitionsvolumen in ländlichen Regionen Österreichs von 432 Mio. Euro für integrierte Systeme", rechnet der Wissenschaftler vor. Zudem wären die Biogaspotenziale größer als bislang angenommen, da sich neue Möglichkeiten der Biomasseerzeugung in vielfältigen Fruchtfolgesystemen, der Kofermentation mit Wirtschaftsdüngern und hochwertigen organischen Stoffen aus den der Landwirtschaft vor- und nach gelagerten Bereichen bieten würden. "Zu welchem Anteil und in welchem Zeitraum die dargestellten Potenziale tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden können, hängt im Wesentlichen von den politischen Rahmenbedingungen ab", subsumiert Amon. Die Potenziale seien jedenfalls größer als bisher angenommen.

Die Studie "Strategien zur nachhaltigen Biogaserzeugung aus Energiepflanzen durch standortangepasste Fruchtfolgesysteme, Sortenwahl und optimale Ernte", die von Amon und seinem Team durchgeführt wurde, kommt jedenfalls zum Schluss, dass durch die Biogaserzeugung erneuerbare Energie mit hohem ökologischen Wirkungsgrad erreicht werden könne. Für die Vergärung eignet sich eine Vielzahl an Stoffen: Wirtschaftsdünger, Energiepflanzen, Restpflanzen sowie Nebenprodukte der Lebensmittel- und Rohstofferzeugung.

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